Berlin - Die Gläubiger des insolventen Suhrkamp-Verlags haben den Sanierungsplan für das traditionsreiche Unternehmen angenommen. Der gerichtlich bestellte Sachwalter Rolf Rattunde sagte nach der nichtöffentlichen Sitzung am Dienstag, in allen drei Gläubigergruppen habe es eine klare Mehrheit für das Konzept gegeben. Die Entscheidung ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

Der Minderheitsgesellschafter Hans Barlach kann in einem späteren Verfahren Berufung einlegen. Er nahm nicht persönlich an der Gläubigerversammlung vor dem Amtsgericht Berlin-Charlottenburg teil. Durch seine Anwälte ließ er den Insolvenzplan ablehnen, verzichtete jedoch darauf, sofort Widerspruch einzulegen.

Verlagschefin Ulla Unseld-Berkewicz, die über ihre Familienstiftung mit 61 Prozent am Verlag beteiligt ist, will das Unternehmen durch die Insolvenz von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft umwandeln. Barlach, der 39 Prozent der Suhrkamp-Anteile hält, verlöre dadurch weitreichende Mitspracherechte; er unterstellt Unseld-Berkewicz, die Insolvenz mutwillig zu missbrauchen, um ihn aus dem Verlag zu drängen. Unseld-Berkewicz nahm an der etwa zweieinhalbstündigen Gläubigerversammlung persönlich teil, wollte sich im Anschluss daran aber nicht äußern.

Nach der Insolvenzordnung muss das Amtsgericht die Annahme des Insolvenzplans durch die Gläubigerversammlung noch bestätigen. Das Verfahren kann laut Sachwalter Rattunde noch etwa vier Wochen dauern. Erst dann würde die Insolvenz aufgehoben.

Auch mehrere Suhrkamp-Autoren waren beim Termin anwesend, darunter Durs Grünbein, Andreas Maier und Rainald Götz. Insgesamt wären rund 2500 Gläubiger stimmberechtigt gewesen. Fast 200 Autoren des Verlags hatten öffentlich für die Annahme des Insolvenzplans aufgerufen. Viele ließen sich gemeinschaftlich von einem Anwalt vertreten. (red, APA/dpa, DER STANDARD, 23.10.2013)