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Eine Wärmebildkamera zeigt, wo in einem schlecht gedämmten Wohnhaus die Heizwärme verloren geht. Doch die thermische Sanierung ist nicht der einzige Weg, um den Klimaschutz zu fördern.

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Karl Wurm will eine Wende im ökologischen Wohnbau.

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Der Gebäudesektor habe bisher die Hauptlast für den Klimaschutz getragen - weitaus mehr als Industrie und Verkehr -, und das würde sich durch den nach Brüssel geschickten Nationalen Plan für die Umsetzung der EU-Gebäuderichtlinie noch weiter verschärfen. Aber noch strengere Standards im Wohnbau würden nicht mehr viel bringen und die Wohnkosten weiter in die Höhe treiben.

Das war im Kern die Botschaft von Karl Wurm, Bundesobmann der Gemeinnützigen, auf dem Wohnsymposium, die er eigentlich an die Adresse der kommenden Bundesregierung gesandt hat. Bei der Erstellung der Energiestandards habe bisher "eine Art von ,Wünsch dir was' gegolten", sagte Wurm. "Darüber können sich einschlägige Lobbyverbände freuen. Der Kostenaspekt und das leistbare Wohnen blieben aber auf der Strecke."

Wurms Kritik im Einzelnen:

  • Zwischen 1990 und 2011 hat sich der Treibhausausstoß im Wohnbausektor um 34 Prozent verringert, während er insgesamt gestiegen ist. Wurm: "Klimaschutz und Energieeffizienz spielen sich zu einem Gutteil im Wohnbau ab."
  • Auch unter dem neuen Klimaschutzgesetz müsste der Wohnbau die weitaus größten Einsparungen leisten - nämlich um 7,3 Prozent bis 2020. Die Ziele für Verkehr und Industrie betragen nur sieben bzw. drei Prozent.
  • Die Einsparungspotenziale im Wohnbau sind großteils ausgereizt, neue Maßnahmen werden von Nutzern immer weniger angenommen.
  • Der Nationale Plan wurde ohne Einbindung der gemeinnützigen Bauvereinigungen entwickelt.
  • Die Ökologisierung des geförderten Wohnbaus hat die Baukosten deutlich erhöht. Der Anstieg von 2005 bis 2011 um ein Drittel auf 1800 Euro pro Quadratmeter geht rund zur Hälfte auf energetische Komponenten zurück. Das drückt auch die Mieten hinauf.
  • Der Mehrnutzen des Passivhauses gegenüber dem Niedrigstenergiehaus über den Lebenszyklus ist nicht nachweisbar. Der tatsächliche Energieverbrauch ist im Passivhaus stets höher als angegeben.
  • Der kostenoptimale Gebäudetyp ist ein Neubau mit 30-40 kWh Heizwärmebedarf, wie ihn die Wohnbauförderrichtlinien 2010 vorsehen. Die sollten nicht weiter verschärft werden. Wenn doch, dann nur unter zwei Voraussetzungen: Die Kostenvorteile müssten empirisch nachgewiesen und die Mehrkosten durch höhere Fördermittel abgedeckt werden. (ef, DER STANDARD, 23.10.2013)