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Analysten rechnen damit, dass die Handytarife nach dem unerwartet hohen Preis für Mobilfunklizenzen steigen werden.

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Nach der Auktion von Mobilfunkfrequenzen, die der Republik Österreich mehr als zwei Mrd. Euro in die Kassen spült, gehen Experten davon aus, dass die Handytarife steigen werden. Die drei Mobilfunker Telekom Austria (A1), Drei (Hutchison) und T-Mobile Österreich deuteten das am Dienstag - einen Tag nachdem, die Telekom-Behörde RTR die Ergebnisse bekannt gab - vorsichtig an. Zudem wackeln in der Telekom-Branche bereits Jobs. Wohin der Löwenanteil des Erlöses fließen wird, ist politisch schon entschieden. Unterdessen brach die Telekom-Aktien an der Wiener Börse deutlich ein.

Man werde die "Kosten reinholen müssen"

Der Chef von Drei (Hutchison), Jan Trionow, erklärte, dass der im internationalen Vergleich hohe Preis für die Mobilfunkfrequenzen am Schluss beim Kunden hängenbleiben werde. "Die Aussage 'Der Konsument zahlt die Zeche' ist im Prinzip richtig", so Trionow am Dienstag gegenüber APA. Ob das allerdings über den Tarif oder über Service- bzw. Netzqualität erfolgen wird, werde der Wettbewerb zeigen. Man werde die "Kosten reinholen müssen", erklärte der Hutchison-Manager. Das könnte entweder über "nicht so attraktive Preise wie sonst" oder über einen sparsameren - und damit langsameren - Netzausbau passieren.

AK warnt

Die Arbeiterkammer (AK) warnte heute bereits vor einer Tariferhöhung für die Endverbraucher. AK-Berechnungen zufolge belaufen sich die Kosten der Frequenzversteigerung auf die Laufzeit der Zuteilungen gerechnet nur auf etwa 0,5 bis 0,8 Euro pro Mobilfunkkunde und Monat. "Preisanstiege sind daher kaum mit den Frequenzkosten zu rechtfertigen", rechnete die Kammer vor. Ähnlich sieht das auch der Betriebsrat der Telekom Austria. "Die bei der Versteigerung erzielten hohen Preise lassen nur die Finanzministerin jubeln, für die Beschäftigten und die Konsumenten bedeutet das nichts Gutes", heißt es vom A1-Zentralbetriebsrat Walter Hotz.

T-Mobile-Chef Andreas Bierwirth stellte einen Mitarbeiterabbau bereits in den Raum. Der Preis für die Mobilfunklizenzen werde den Kostendruck erhöhen, sagte Bierwirth. Die Mitarbeiterzahlen seien in der heimischen Mobilfunkbranche bereits nach unten gegangen. "Die Auktion wird nicht zu einer Stabilisierung führen", so Bierwirth. Aus seiner Sicht könnte die Auktion "ein Wendepunkt" in der Preisgestaltung sein. Es sei paradox, dass gerade in dem Land mit den niedrigsten Mobilfunkpreisen die Lizenzen am teuerersten seien. Laut Bierwirth ist wegen des hohen Preises auch die Konzernspitze der Deutschen Telekom alarmiert.

Kein Bedarf

Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter sieht durch die für die TA gut eine Milliarde Euro teure LTE-Lizenzersteigerung momentan allerdings keinen Bedarf an einer Kapitalerhöhung, am Ausblick für das heurige Jahr werde festgehalten. Der Preis für Frequenzen soll aus liquiden Mitteln und über Fremdkapital gestemmt werden.

Ametsreiter schloss allerdings nicht aus, dass die Telekom ihr momentanes Rating verliert, das entscheidend dafür ist, mit welchen Zinsen sie sich am Anleihenmarkt mit frischem Geld eindecken kann. "Das ist jetzt neu zu beleuchten und mit den Ratingagenturen zu diskutieren", sagte Ametsreiter. Die Analysten der Erste Group erwarten einen zusätzlichen Finanzbedarf von knapp 200 Mio. Euro. "Die Telekom Austria ist bereits hochverschuldet, jetzt muss sie weitere Schulden machen", kommentierte eine Analystin gegenüber der APA.

Der hohe Auktionspreis hat auch die Analysten und Börsianer überrascht. "Wir hätten eher mit einer Milliarde gerechnet und für die Telekom Austria mit einem Drittel davon", sagte ein Analyst, als sich der Preis abzeichnete. In der Früh reagierte die TA-Aktie mit einem satten Minus von bis zu acht Prozent, am Nachmittag pendelte sie sich bei minus fünf Prozent und einem Kurs von 5,97 Euro ein. Die Investmentbanken Morgan Stanley und Deutsche Bank haben am Vormittag das Kursziel für die TA-Aktien gesenkt.

Der Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie hat unterdessen "bestürzt" auf das Auktionsergebnis reagiert. "Nach dem Desaster (...) muss das Geld in die Branche reinvestiert werden", fordert Lothar Roitner, Geschäftsführer des Verbandes. Denn: "Das Geld, das die Branche jetzt dem Staat bezahlen muss, wird beim Ausbau fehlen."

"Digitale Offensive"

Die zwei Milliarden sind bereits teilweise verplant. Grundsätzlich hat die Regierung vereinbart, die Mittel zwischen Finanzministerium und Infrastrukturministerium aufzuteilen. Infrastrukturministerin Doris Bures (SPÖ) hat bereits angekündigt, ihren Anteil in eine "digitale Offensive" stecken zu wollen. Aus dem Anteil von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) soll u.a. die Wohnbauoffensive finanziert werden. Dafür hat die Koalition den Ländern 276 Mio. Euro zugesagt.

"Der Erlös aus der Mobilfunkfrequenzen-Versteigerung darf entsprechend der Ankündigungen der Regierungsparteien nicht nur zum Stopfen der Budgetlöcher verwendet werden, sondern zur Ankurbelung des Wohnbaus und des Breitbandausbaus", fordert die Bauten- und Telekommunikationssprecherin der Grünen, Gabriela Moser. Auch der Gemeindebund hat schon einmal seine Begehrlichkeit angemeldet. "Wir werden sehr genau darauf achten, dass die Erlöse (...) auch tatsächlich für den Ausbau der Breitbandversorgung in den ländlichen Räumen verwendet werden", so Gemeindebund-Präsident Helmut Mödlhammer.

Beobachter schätzen aber, dass ein erheblicher Teil im Endeffekt von der Bankenrettung verschlungen wird. (APA, 22.10. 2013)