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Für die Qualität des Geschlechtsverkehrs spielt die Penislänge - meist - keine Rolle.

Foto: reuters-miro kuzmanovic

Je länger das beste Stück - desto besser der Sex? Hartnäckig hält sich dieser Mythos und beschäftigt (nicht nur) Heranwachsende immer wieder aufs Neue. Unzählige Male wurde er schon in der Praxis belegt, unzählige Male widerlegt. Aber was stimmt wirklich? Ist ein großer Penis tatsächlich wichtig für guten Sex?

Nicht unbedingt besser

"Nicht unbedingt - im Gegenteil, viele Frauen empfinden sogar Schmerzen beim Sex mit einem gut bestückten Partner", sagt die Gynäkologin und Sexualtherapeutin Alexandra Meixner. Allerdings gibt es einige Frauen, die durch Stimulation des Muttermundes zum intensivsten Höhepunkt kommen - und dafür ist eine bestimmte Mindestlänge vonnöten.

"Die Vagina ist etwa acht bis zwölf Zentimeter lang - so lang muss also auch der Penis sein, um einen sogenannten vaginalen Orgasmus zu erreichen", sagt die Sexualmedizinerin Elia Bragagna. Das würde aber fast jeder Mann schaffen, denn die durchschnittliche erigierte Penislänge beträgt in Mitteleuropa etwa 14 Zentimeter.  

Meistens keine bestimmte Länge nötig

Die Expertin betont aber, dass nur ein kleiner Teil der Frauen überhaupt zum vaginalen Orgasmus kommen kann - die meisten würden vielmehr durch klitorale Stimulation erregt, für die man keinen langen Penis benötigt. Auch für eine Stimulation der Scheidenvorwand, die für viele Frauen besonders erregend ist, bräuchte man keine bestimmte Penislänge, so die Sexualmedizinerin.   

Ihr zufolge ist es extrem selten, dass die Penislänge für Probleme im Bett sorgt. Auch fühlten sich viele Frauen laut Bragagna von zu großen Penissen sogar bedroht. "Manche Männer sind stolz, wenn sie 18 Zentimeter haben - ihre Partnerinnen finden das aber oft sogar furchterregend".

Rest vom Steinzeithirn

Wenn die Penislänge also in Wahrheit so wenig Rolle für ein erfülltes Sexleben spielt - warum wird sie doch so oft thematisiert? "Die Männer reiten ständig darauf herum, dass ihr Penis zu klein wäre. Die Evolutionsbiologen würden vielleicht sagen, dass dieses Imponiergehabe der Rest von unserem Steinzeithirn ist", sagt Bragagna. Einen rationalen Grund dafür gebe es jedenfalls nicht.

In ihrer täglichen Arbeit merkt sie, dass die Penislänge von ihren Patientinnen nicht thematisiert wird. "In Serien wie 'Sex and The City' hört man zwar schon immer wieder, wie Frauen über kurze Penisse klagen, aber im echten Leben wird das nie angesprochen", sagt Bragagna. Ungleich wichtiger sei die Frage: "Wie geht er mit dem um, was er hat?"

Umgehen mit dem, was man hat

"Der Pornostar mit seinem riesigen Penis hat bei vielen Frauen ein Problem, genauso wie auch der, der in puncto Länge nicht ganz mithalten kann, manchmal ein Problem hat - beide müssen ihren eigenen Weg finden, damit umzugehen", sagt Bragagna. Wenn Mann und Frau offen darüber sprechen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten, stehe einem erfüllten Sexleben nichts im Wege.

Wenn sie bei ihren Patienten genauer nachfragt, erfährt Bragagna, dass in Wirklichkeit meist ganz andere Dinge als die Penislänge ausschlaggebend sind: "Wie gut kann er sich auf die Frau einlassen? Wie gut ist er als Verführer? Wie küsst er? Wie berührt, wie streichelt er? Wie unbeschwert spielt er mit den Genitalien der Frau? Es gibt so viele andere und ungleich wichtigere Themen als bloß die Länge." (Florian Bayer, derStandard.at, 11.9.2013)