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Die Inspektoren befragen in Moadhamijat ein mutmaßliches Chemiewaffen-Opfer

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Der UN-Konvoi beim Aufbruch am Montagmorgen

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An diesen Stellen um Damaskus wurden Chemiewaffen-Angriffe gemeldet

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Die Chemiewaffenexperten in Syrien haben nach Angaben eines UN-Sprechers schon am ersten Tag ihres Einsatzes "wertvolle Daten" zu den Giftgas-Vorwürfen gegen Damaskus gesammelt. In der Ortschaft Moadhamijat al-Sham südwestlich von Damaskus hätten sie am Montag eine Reihe wichtiger Proben genommen. "Sie sind zufrieden und werden ihre Nachforschungen morgen fortsetzen", sagte der UN-Sprecher Fahan Haq am Montagabend in New York.

Das Ergebnis der vorerst auf zwei Wochen begrenzten Untersuchung der Experten soll UN-Generalsekretär Ban Ki Moon "so schnell wie möglich" übermittelt werden. Ban werde dann entscheiden, in welcher Form die Informationen "genutzt werden können".

Gespräche mit Zeugen

Die UN-Inspektoren in Syrien haben am Montag in zwei Krankenhäusern mit Zeugen des mutmaßlichen Giftgasangriffs vom vergangenen Mittwoch gesprochen. Sie hätten mit Überlebenden und Ärzten gesprochen und auch einige Proben genommen, teilte UN-Generalsekretär Ban Ki-moon aus Seoul mit. Es brauche nun etwas Zeit für eine erste Auswertung, sagte er.

Ban schickte überdies eine scharfe Protestnote sowohl an die Regierung in Damaskus als auch an die Aufständischen, weil am Morgen der Konvoi der UN-Experten beschossen worden war. Die Attacke sei von einem "nicht identifizierten Schützen" gekommen, sagte er in einer vom UN-Kanal verbreiteten Videobotschaft.

Der Protest sei von der UN-Hochkommissarin für Abrüstung, Angela Kane, überbracht worden, die sich derzeit in Damaskus aufhält. Derartige Angriffe dürften sich nicht wiederholen, die Sicherheit der Experten müsse "ab morgen sichergestellt sein", sagte Ban.

Rebellen feuern mit Granaten

Ein Konvoi aus sechs UN-Fahrzeugen setzte sich am Vormittag vom Four-Seasons-Hotel in Damaskus in Bewegung, begleitet wurden die in schusssichere Westen gekleideten Ermittler von einem Rettungsauto und einem Fahrzeug der Sicherheitskräfte. Kurz darauf schlugen zwei Granaten in der Nähe des Hotels ein, die laut staatlichem Fernsehen von Aufständischen abgefeuert worden waren.

Später beschossen Scharfschützen das erste Fahrzeuge im Konvoi, wie ein UN-Sprecher erklärte. Es gab keine Verletzten, lediglich ein Fahrzeug sei beschädigt worden und musste ausgetauscht werden. Um wen es sich bei den Schützen handelte, war zunächst unklar. In Moadhamijat sollen in der Nacht auf den 21. August Raketen mit Chemiewaffen eingeschlagen sein.

Ob die UN-Experten dort aber tatsächlich noch aussagekräftige Beweise finden, ist unsicher: Seit Tagen liegt die umkämpfte Region um Ghouta unter Artilleriebeschuss, so dass viele Spuren vernichtet worden sein dürften. Auch Montagfrüh schlugen dort laut Rebellen Raketen ein.

Unbekannte Munition

Indes mehren sich Hinweise, dass bei dem Angriff Raketen verwendet wurden, die außerhalb Syriens unbekannt sind: Bilder, die nach dem 21. August veröffentlicht wurden, zeigen mehrere Meter lange Flugkörper, die im Gegensatz zu Sprengmunition den Aufschlag relativ unbeschadet überstehen und an der Spitze eine Art Tank tragen.

Fotos dieser Geschoße wurden auch nach anderen angeblichen Chemiewaffen-Einsätzen in anderen syrischen Städten verbreitet. Die Flugkörper tragen mit Schablonen aufgesprühte Seriennummern, die bis 900 gehen. Nach dem Angriff am Mittwoch wurden Oppositionskreisen zufolge die Überreste von 20 dieser Raketen gefunden. Weitere Bilder der mysteriösen Raketen finden sich hier.

Woher kamen die Raketen?

Die UN-Inspektoren haben den Auftrag festzustellen, ob in Ghouta und Moadhamijat Chemiewaffen eingesetzt wurden. Herauszufinden, ob die syrische Armee oder eine Rebellengruppe für den Angriff verantwortlich ist, ist nicht Bestandteil ihrer Mission.


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Eine Recherche des auf Chemiewaffen und den syrischen Bürgerkrieg spezialisierten Bloggers "Brown Moses", die auf der Analyse der Bilder mehrererer Einschlagstellen basiert, deutet allerdings darauf hin, dass die Raketen aus nördlicher Richtung kamen, wo sich mehrere Stützpunkte des syrischen Militärs befinden. Warum die Armee, die über Scud-Raketen aus sowjetischer und nordkoreanischer Produktion verfügt, improvisierte Waffen eingesetzt haben soll, bleibt allerdings ein Rätsel.

Rasch widerlegt war hingegen die Behauptung des russischen Außenministeriums, dass Videos, die die Folgen des Angriffs zeigen, bereits vor diesem veröffentlicht worden seien: Die Videoplattform Youtube verwendet für alle Uploads die Ortszeit in Kalifornien. (red, derStandard.at, 26.8.2013)