"Nein, schon lange nicht mehr", sagt Amazon-Gründer Jeff Bezos Ende 2012 im Interview mit der "Berliner Zeitung" auf die Frage, ob er überhaupt noch gedruckte Zeitungen lese. Die Printmedienbranche befinde sich in einer "sehr schwierigen Übergangsphase", die er persönlich eben schon abgeschlossen habe. Das Interview gibt Aufschluss darüber, wie sich Bezos die Zukunft der Zeitungen und des Journalismus vorstellt.

Zukunft Tablet-Abos

Positive Entwicklungen für Zeitungshäuser sieht Bezos in Tablet-Computern - im Online-Shop von Amazon bietet er mit dem "Kindle Fire" eines an. Anders als im Web lasse sich damit Geld verdienen: "Im Web zahlen die Menschen nicht für Nachrichten, das wird sich auch nicht mehr ändern. Wir haben aber festgestellt, dass die Leute durchaus bereit sind, für Zeitungs-Abos auf Tablets zu zahlen. Die Tablets werden unseren Alltag weiter durchdringen. In absehbarer Zeit wird es in jedem Haushalt mehrere Tablets geben. Das wird ganz normal sein."

Harte Übergangsphase

Finanziell schwierig für Verlagshäuser sei es, "gleichzeitig Print und Digitales anbieten müssen. Sie müssen beide Felder beackern, und das ist ein Problem. Wenn man den Print-Bereich los wird und sich nur noch aufs Digitale konzentriert, entspannt sich zwar die ökonomische Situation. Das Problem ist, dass immer noch sehr viele Leser die gedruckte Ausgabe bevorzugen. Und diese Leute will man ja nicht verlieren. Gleichzeitig sind die Tablets noch nicht so verbreitet, dass man als Verlag damit zurzeit überleben könnte. Aber Übergangsphasen sind irgendwann abgeschlossen."

Söldner oder Missionar?

Mitarbeiter ordnet er in Söldner oder Missionar ein. "Söldner fragen sich zuerst: Wie viel Geld werde ich verdienen? Bei den Missionaren steht die Leidenschaft für ein Produkt oder einen neuen Service im Vordergrund. Das Kuriose ist, dass die Missionare am Ende sowieso immer mehr Geld machen als die Söldner", sagt der Gründer. Er dürfte sich selbst als Missionar sehen.

Nicht das Ende des Journalismus

Das Digitale sei jedenfalls nicht das Ende des Journalismus, sagt Bezos in der "Berliner Zeitung" weiter: "Es wird weiterhin einen Platz für qualitativ hochwertigen Journalismus geben, weil die Leute diese Texte und Informationen lesen wollen." Sicher ist er sich aber in einem: "Gedruckte Tageszeitungen werden in zwanzig Jahren nicht mehr normal sein", wenn es sie noch gibt "vielleicht als Luxus-Artikel". (sb, derStandard.at, 6.8.2013)