Es ist doch immer wieder nett, wenn sich Arbeitgeber um ihre Mitarbeiter kümmern. Dass man dabei aber auch eine gewisse Abgehobenheit offenbaren kann, zeigt das aktuellste Beispiel: McDonald's in den USA. Generell ist die Fastfood-Branche in den Vereinigten Staaten jene, die ihren Mitarbeiter die geringsten Löhne bezahlt. Das dürfte mittlerweile auch den Chefitäten aufgefallen sein. Und was macht man dann: Man zeigt sich großzügig und geht zur Kreditkartenfirma Visa. Mit denen entwirft man als verantwortungsvoller Arbeitgeber eine lustige kleine Broschüre.

Tipps und Tricks

Eine Broschüre, in der man den Mitarbeitern Tipps gibt, wie sie ihr Geld zusammenhalten sollen. sueddeutsche.de hat dieses Meisterwerk ausgegraben. Da wird also generös erklärt, wie ein Haushaltsbuch geführt wird, und dass man zum Beispiel besser mit dem Rad fahren soll als mit dem Auto. Weil - eh klar - billiger. Dass gleich zwei Jobs für das Haushaltsbuch zur Berechnung der monatlichen Einnahmen angegeben werden, spricht eigentlich schon für sich.

Die angeführten Summen, die für Energie, Auto oder Miete aufgebracht werden sollen, haben mit der Realität nur entfernt etwas zu tun. Um 20 Dollar monatlich kriegt man in den USA keine Krankenversicherung, und um 600 Dollar auch nur sehr schwer eine Wohnung. Aber das kann den Herren und Damen von Visa und McDonald's ja egal sein, Hauptsache man zeigt den Leuten, wie sie ihre ohnehin spärlichen Kröten beisammen halten. Ein paar Hundert mehr oder weniger, was ist das schon?

In 224 Jahren zum Millionär

Aber nicht nur das. Die Broschüre ist schließlich nur ein Teil der Sparhilfe von McDonald's. Mit der Seite practicalmoneyskills.com gibt die Fastfood-Kette weitere hilfreiche Tipps. Unter dem Menüpunkt Calculator kann man zum Beispiel ausrechnen, wie lange man braucht um eine Million Dollar zu sparen. Mit den in der Broschüre angegebenen 100 Dollar monatlich, die man auf die Seite legen kann und einem fiktiven Zinssatz von 1,0 Prozent würde das 224 Jahre dauern.

Jetzt ist grundsätzlich gar nichts gegen Spartipps einzuwenden. Weil aber die teils prekären Arbeitsverhältnisse und die geringe Bezahlung die Hauptgründe für das Loch im Geldbörserl sind, muten die realitätsfernen Zahlen eher als Hohn an. (rom, derStandard.at, 19.7.2013)