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Sowohl Bakterien als auch Viren, Pilze, Protozoen und Arthropoden zeichnen für die verschiedenen sexuell übertragbare Erkrankungen verantwortlich.

Wien - Sexuell übertragbare Erkrankungen treten nach einem Rückgang bis zur Jahrtausendwende wieder häufiger auf. Bei bakteriellen Erkrankungen wie der Gonorrhoe machen der Medizin zunehmend Resistenzen gegen Antibiotika zu schaffen, hieß es am Montag bei einer Pressekonferenz aus Anlass des "Stivienna"-Kongresses in Wien.

Laut einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) treten in der Altersgruppe der 19- bis 49-Jährigen jährlich rund 448 Millionen Neuinfektionen mit heilbaren sexuell übertragbaren Erkrankungen auf. Die Kombination mit HIV führt noch zu einer Potenzierung der Übertragungshäufigkeit.

Meldepflichtige Syphilis

Die antiretrovirale Kombinationstherapie gegen HIV/Aids hat bei Risikogruppen die Angst vor einer Infektion gesenkt. In den Industriestaaten hat das zu einem Anstieg der sexuell übertragbaren Erkrankungen geführt. "Um die Jahrtausendwende wurden in Österreich durchschnittlich nur knapp 400 Erkrankungsfälle an Gonorrhoe jährlich gemeldet. In den letzten Jahren lässt sich jedoch eine deutliche Zunahme beobachten", sagte Claudia Heller-Vitouch von der Österreichischen Gesellschaft für sexuell übertragbare Erkrankungen.

Konkret wurden im vergangenen Jahr 1.341 Fälle in Österreich gemeldet, davon allein 1.184 in Wien. Allerdings besteht für die Gonorrhoe keine Meldepflicht, damit sind die Daten zumindest für Österreich wenig aussagekräftig. Bei der meldepflichtigen Syphilis gab es im Jahr 1985 noch 401 Erkrankungen, 1994 waren sie auf 124 zurückgegangen. Im Jahr 2012 waren wiederum 494 Personen betroffen.

Problemfall Gonorrhoe

Kongressorganisatorin Angelika Stary betonte in Sachen Gonorrhoe das zunehmende Problem von Antibiotikaresistenzen, insbesondere beim Einsatz von Cephalosporinen. International wird bereits von Fällen nicht behandelbarer Infektionen berichtet. Bei der Syphilis ist die Situation weniger dramatisch, die Erkrankung ist mit Penicillin nach wie vor gut behandelbar.

Im Vergleich zu den meisten anderen Industriestaaten gibt es in Österreich nach wie vor keine bezahlte Impfung gegen das Humane Papillomavirus. HPV löst Gebärmutterhals- und Analkrebs aus, ebenso Karzinome der Vagina und im HNO-Bereich. "Es ist klar, dass wir in Österreich ganze Jahrgänge an Männern und Frauen verlieren, die den maximalen Vorteil aus der Impfung haben könnten", sagte Heller-Vitouch.

Mehr Prävention

Fortschritte gab es bei der Bekämpfung von HIV/Aids. "Jetzt sind schon fast zehn Millionen Menschen in Behandlung. Wir können das Ziel einer Generation ohne HIV/Aids erreichen. Aber wir brauchen noch mehr Prävention", sagte Thomas Quinn, Leiter der internationalen Abteilung für HIV und sexuell übertragbare Erkrankungen an den staatlichen US-Gesundheitsinstituten (NIH).

Bei Risikopersonen wie intravenösen Drogenkonsumenten könnten durch prophylaktische Einnahme der Medikamente 60 bis 80 Prozent der Infektionen verhindert werden, so Quinn. Schlucke ein HIV-positiver Partner die Arzneimittel, reduziere sich das Ansteckungsrisiko des Partners gar um 96 Prozent. (APA/red, derStandard.at, 15.7.2013)