Schwierige Neuordnung der Verhältnisse: Julianne Moore, Onata Aprile und Alexander Skarsgård als Patchworkfamilie frei nach Henry James. 

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Wien - Den Sound zum Familienleben von Maisie liefern ihre streitenden Eltern. Die Rocksängerin Susanna (Julianne Moore), die den Zenit ihrer Karriere schon ein wenig hinter sich hat, und der britische Kunsthändler Beale (Steve Coogan), dessen Geschäfte früher ebenfalls besser liefen, keppeln unentwegt - bis Susanna ihren Lebensgefährten vor die Tür setzt. Auf die Trennung folgt zuerst ein Sorgerechtsstreit, dann zwei übereilte Eheschließungen.

Grundschülerin Maisie (Onata Aprile) nimmt diese Vorkommnisse mehr oder weniger deutlich wahr. Der Film rückt sie von Beginn an ins Zentrum, und er nutzt ihre Perspektive, um die Geschichte mit Brüchen und Sprüngen zu versehen. Was sich im Leben der Erwachsenen ereignet, das bleibt uns ebenso wie Maisie zu einem Teil verborgen. Aber es hat Konsequenzen, die sich dem Mädchen als teilweise unergründliche Tatsachen präsentieren - auf welche sie wiederum äußerlich unbeeindruckt reagiert:

Maisie stellt lieber keine Fragen. Dass sie mehr weiß, als sie vielleicht verstehen kann, das zeigt sich zum Beispiel dann, wenn sie gute Gründe für manche eigentümlichen Handlungen der Erwachsenen findet.

Das Glück der großen Dinge von Scott McGehee und David Siegel geht auf Henry James' Roman What Maisie Knew (deutsch: Was Maisie wusste, 1897) zurück. Die Ausgangslage - eine schmutzige Trennung, bei der die Tochter eines Paares zum Spielball wird - ist die gleiche. Aber die Autorinnen Nancy Doyne und Carrol Cartwright haben die Erzählung ins New York der Gegenwart verlegt.

Das Setting wirkt stimmig: Der chaotische Haushalt von Susanna und Beale, Maisies geschütztes Dasein zwischen Schule und Nanny, mit bald zwei exquisit ausgestatteten Kinderzimmern (und Kleiderschränken). Eine materiell gesättigte Welt, die beim Zusehen doch auch einlullt. Der Film, der mit weichem Licht und flacher Schärfe operiert, setzt eine Spur zu stark auf attraktive Oberflächen und dahinperlende Off-Musik.

Aber er wahrt Sensibilität für Maisies Befindlichkeit und Lage - erst gegen Ende lässt sich dabei eine möglichst offene Haltung gegenüber Verhalten und Gefühlen der Eltern nicht länger aufrechterhalten. Die Erzählung gerät auf den letzten Metern ins Trudeln, aber die Intensität der Darstellung hält. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 10.7.2013)