Meinungsumfragen sind wie Horoskope und Wetterprognosen - sie liegen allzu oft daneben. Beispiel gefällig? Drei Tage vor der letzten Wahl in Salzburg wiesen alle Institute für SPÖ und ÖVP ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die 30 Prozent aus, am Wahlsonntag lagen die Genossen dann bei 23,81 Prozent darnieder und Rot und Schwarz fette fünf Prozent auseinander.

So weit zur Verlässlichkeit der Daten, in Zeiten, in denen sich immer mehr Befragte spontan vor dem Urnengang entscheiden, wo sie ihr Kreuzerl machen - nicht zuletzt, weil schon drei recht populistische Parteien, zu denen sich offiziell kaum wer gern bekennt, um die Gunst der vielen Krisenverlierer buhlen. Abgesehen von der Volatilität der Wählerschaft fördert ständiges Schielen auf die Umfragewerte aber noch weiter den Niedergang der ohnehin bescheiden ausgeprägten Debattenkultur hierzulande.

Anstatt sich mit den Konzepten der Wahlwerber zu befassen, wird der Wahlberechtigte angesichts von Umfragekaisern, Kopf-an-Kopf-Rennen und Absturzkandidaten entweder in die Depre oder taktisches Abstimmen getrieben, etwa um drohende Sieger zu verhindern oder sich von möglichen Verlierern brüsk abzuwenden, wie einst beim LIF.

Erstere Gruppe bleibt den Wahlen tendenziell fern ("eh scho wurscht"), zweitere Spezies tüftelt bis zuletzt herum, anstatt penibel die Zeitung zu lesen, wo drinstehen würde, was die Parteien ab demnächst alles vorhaben. (Nina Weissensteiner, DER STANDARD, 24.6.2013)