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Der Totentempel der Hatschepsut am Tag nach dem blutigen Anschlag 1997.

Foto: AP PHOTO/Mohamed El-Dakhakhny

Es war der Morgen des 17. November 1997, als vier Busse voll mit Touristen die Stadt Luxor verließen, um eine der bekanntesten Attraktionen Ägyptens zu besuchen: den Totentempel von Königin Hatschepsut in Deir el-Bahari. Viele von ihnen sollten nicht mehr lebend aus der Nekropole (Totenstadt, Anm.) zurückkehren. 58 Touristen aus Europa und vier Ägypter wurden durch Kugeln von Mitgliedern der radikalislamischen Gamaa al-Islamiyya getötet. Es war einer der größten Anschläge in der Geschichte Ägyptens.

16 Jahre später wird das Massaker wieder in Erinnerung gerufen. Der Grund: Ägyptens Staatspräsident Mohammed Mursi ernannte mit Adel Mohammed al-Khayat ein Mitglied der Gamaa al-Islamiyya zum Gouverneur von Luxor.

Al-Khayat wurde in seiner Studienzeit 1975 Mitglied der radikalislamischen Bewegung, die in den 1990ern den bewaffneten Kampf gegen die Regierung von Hosni Mubarak aufnahm. Der blinde Scheich Umar Abd ar-Rahman, spiritueller Führer der Organisation, wurde in den 1990ern wegen seiner Beteilung an versuchten Anschlägen auf Gebäude der Vereinten Nationen und der US-Bundespolizei FBI in New York zu lebenslanger Haft verurteilt.

Sowohl die USA als auch die Europäische Union führen die militante Gruppe auf ihren Listen als Terrororganisation. Deren Ziel ist die Errichtung eines islamischen Staates.

"Offen für Touristen aus der ganzen Welt"

Khayat beteuert, Touristen willkommen zu heißen und für Sicherheit sorgen zu wollen. "Luxor ist offen für alle Touristen aus der ganzen Welt", sagte der neue Gouverneur der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. "Sie sind meine größte Sorge, und der Staat ist verantwortlich für ihre Sicherheit und ihr Wohlbefinden."

Damit befindet er sich just in jener Position, die die Gamaa al-Islamiyya, die 2003 der Gewalt abschwor, einst angreifen wollte. Ziel der radikalen Islamisten in den 1990ern war es, mit den Anschlägen die Regierung Mubaraks von den Einkünften aus dem Tourismus abzuschneiden. Khayat will mit alldem heute nichts mehr zu tun zu haben. Seinen eigenen Angaben zufolge umfasste seine Tätigkeit in der Gamaa al-Islamiyya ausschließlich die Teilnahme an Universitätsseminaren.

Er ist Gründungsmitglied der Partei für "Aufbau und Entwicklung", des politischen Arms der Gamaa al-Islamiyya, der derzeit mit 13 Abgeordneten im ägyptischen Parlament vertreten ist. Erfahrungen im Tourismus, von dem Luxor abhängig ist, hat der gelernte Zivilingenieur keine.

"Nagel im Sarg der Tourismusindustrie"

Sarwat Agamai, Chef der Industriellenvereinigung von Luxor, beeindruckt das nicht: Die Bestellung Khayats sei "der letzte Nagel im Sarg der Tourismusindustrie der historischen Stadt".

Weniger Vorbehalte haben die Muslimbrüder von Mohammed Mursi - sie nennen die Ernennung des Islamisten "eine ausgezeichnete Wahl". (stb, derStandard, 20.6.2013)