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Nach einem Deichbruch beim Zusammenfluss von Elbe und Saale hat sich die Situation für Magdeburg zugespitzt.

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23.000 Bewohner der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt müssen ihre Häuser verlassen.

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Zudem ist im überschwemmten Industriegelände im Stadtteil Rothensee ein Umspannwerk in Gefahr.

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Diese Luftaufnahme von Magdeburg stammt vom Sonntag.

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Diese Brücke über die Elbe ist Teil der Autobahn A2 bei Magdeburg.

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Magdeburg/Budapest - Einige Teile Mitteleuropas sind weiter von schweren Überschwemmungen betroffen. Besonders prekär ist die Situation durch die Flutwelle der Elbe, die am Wochenende immer neue Rekorde erreichte. In Magdeburg mussten sich am Sonntag 23.000 Menschen vor den herannahenden Wassermassen in Sicherheit bringen. Auch die Stromversorgung in der Stadt war bedroht.

Am Zusammenfluss von Elbe und Saale südlich von Magdeburg brach am Sonntag ein Damm. Riesige Landflächen wurden geflutet, um in den besonders bedrohten Städten Sachsen-Anhalts und Brandenburgs für Entlastung zu sorgen. Meteorologen sagten weitere Regenfälle voraus. In Sachsen kam es am Sonntag bereits zu heftigen Gewittern. Die gewaltige Flutwelle der Elbe rollte nun auf Brandenburg und Norddeutschland zu. Zusätzliche Unruhe wurden in Sachsen-Anhalt durch Anschlagsdrohungen gegen Deiche ausgelöst.

Bereits sieben Tote in Deuschland

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck sprach den Hochwasser-Opfern sein Mitgefühl aus. Er besuchte am Sonntag Hochwassergebiete an der Saale und Elbe. In den betroffenen Gebieten Deutschlands stemmten sich weiterhin rund 70.000 Feuerwehrleute und 11.000 Bundeswehrsoldaten gegen die Flut.

Der Deutsche Feuerwehrverbands-Präsident Hans-Peter Kröger drohte Katastrophentouristen damit, auch sie zur Mithilfe zu verpflichten. Mindestens sieben Menschen starben, mehrere werden vermisst. Der Hochwasserscheitel der Elbe erstreckt sich bereits über eine Länge von 40 Kilometern - die längste jemals in Deutschland gemessene Strecke.

Situation in Magdeburg extrem kritisch

In Sachsen-Anhalt wurde vor allem in der Landeshauptstadt Magdeburg die Situation immer kritischer. Die Elbe erreichte dort am Sonntag noch viel höhere Stände als erwartet. Es wird Tage dauern, bis der Pegel deutlich sinkt. Rund 23.000 Bewohner in östlichen Stadtteilen sollten ihre Wohnungen verlassen. Rund 3.000 Einwohner in Magdeburg haben sich schon in Sicherheit gebracht, nun gehen die Evakuierungen der Wohngebiete östlich der Elbe weiter.

Rund 700 Soldaten versuchten in der Zwischenzeit, ein Umspannwerk im Magdeburger Stadtteil Rothensee zu retten. Sie bauten einen Deich um das Gelände des Stromerzeugers. Prognosen, ob das Werk in Betrieb bleiben kann, wurden von den Verantwortlichen nicht abgegeben. Aber wenn das Umspannwerk ausfällt, droht der Strom für Zehntausende Menschen auszufallen.

Notabschaltung des Umspannwerks möglich

Bei einer Notabschaltung des Umspannwerks könnten auch viele der Pumpen ausfallen, die pausenlos durchsickerndes Wasser hinter den Deichen in die Elbe zurückpumpen. Auch wenn Bundeswehr und andere Hilfsorganisationen eigene Stromversorger dabei haben, hätte ein Stromausfall fatale Folgen für die Stadt. "Wir müssen auf alles gefasst sein", sagte Bürgermeister Lutz Trümper.

Dramatisch zugespitzt hatte sich die Lage deshalb, weil in der Nähe von Barby - rund 40 Kilometer südöstlich von Magdeburg - am Sonntag ein Damm gebrochen war. In diesem Gebiet liegt der Zusammenfluss von Elbe und Saale. Trotz der Bemühungen um eine Stabilisierung ergossen sich bei Groß Rosenburg im Mündungsgebiet der Saale die Wassermassen in eine Ebene, wie die Behörden mitteilten. Zur Rettung von Anwohnern wurden auch Hubschrauber eingesetzt.

Drohschreiben aufgetaucht

Zu Evakuierungen kam es auch im brandenburgischen Wittenberge. Dort wurden Anwohner aufgefordert, auch die Altstadt zu verlassen. Um Häuser zu schützen, waren Überflutungen unbewohnter Flächen geplant.

Unbekannte versuchten außerdem mit der Drohung, dass sie Dämme sprengen, Panik zu verbreiten. Der Krisenstab bestätigte am Sonntag die Existenz entsprechender Schreiben.

Werte von 2002 weit überschritten

In Nord-Brandenburg stand das Schlimmste noch bevor. In Wittenberge stand die Elbe am Sonntag mit 7,77 Metern schon knapp 35 Zentimeter höher als 2002. Am Dienstag werden 8,10 Meter erwartet. Riesige Polder wurden geöffnet, um den Wasserstand der Elbe zumindest etwas zu senken. Lautsprecherwagen der Polizei forderten die Einwohner auf, ihre Wohnungen zu verlassen. Den Einsatzkräften stehe ein tagelanger Kampf bevor, hieß es.

In Norddeutschland (Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern) hatte sich die Hoffnung zerschlagen, diesmal glimpflich davonzukommen. Am Mittwoch und Donnerstag sollen Rekord-Wasserstände erreicht werden. In Sachsen und in Bayern war das Schlimmste überstanden. Dort kämpfte man gegen die Schlammmassen. Um Deggendorf allein schätzte man die Schäden auf rund 500 Millionen Euro.

Schäden in Ungarn bisher geringer als erwartet

Das Rekord-Hochwasser der Donau hat am Wochenende Ungarn erreicht. Anders als zuletzt in Süddeutschland und in Österreich hielten sich aber die Schäden in Grenzen. In Ortschaften wie Veröce, Nagymaros und Szentendre, die unmittelbar an der Donau nördlich von Budapest liegen, standen einige Straßenzüge unter Wasser. Auch wurden dort Wochenendhäuser überschwemmt und etliche Keller geflutet. Personen kamen in Ungarn bisher nicht zu Schaden. 1.200 Menschen wurden in Sicherheit gebracht, teilte der Katastrophenschutz am Sonntag mit.

Die Scheitelwelle des Hochwassers erreichte am Sonntag das Donauknie, ein beliebtes Ausflugsgebiet nördlich von Budapest. In der ungarischen Hauptstadt wurde ein Pegelstand von 8,86 Metern gemessen. Damit stand das Wasser um 26 Zentimeter über dem bisherigen Höchststand im Jahr 2006. Der Spitzenwert wurde in Budapest für Sonntagabend erwartet: Dann soll das Wasser auf 8,95 Meter steigen. Bis zu einem Pegelstand von 9,30 Metern sollte in Budapest ein Schutz gegeben sein.

Aufräumen in Tschechien geht weiter

Nach Überschwemmungen und Unwettern mit zehn Toten waren in Tschechien die Aufräumarbeiten angelaufen. In der Region um Prag und in Südböhmen an der Moldau schaufelten Betroffene und freiwillige Helfer am Wochenende Schlamm und entsorgten durchweichte Möbel, wie örtliche Medien berichteten. Im Elbtal bei Usti (Aussig) war es dafür bei einem Pegelstand von über sechs Metern noch zu früh. Die Behörden schickten angerückte Helfer wieder nach Hause. Tausende Menschen konnten nicht in ihre Wohnungen zurückkehren. (APA/Reuters/red, derStandard.at, 9.6.2013)