Denn" in 'News' erzählt er, wie Gott ihn vor dem großen Finale stark macht". Ob "das Geheimnis seines tiefen Glaubens" nicht nur Bayern München, sondern irgendwann wieder auch dem österreichischen Fußball zugute kommt, bleibt bis auf weiteres ein Geheimnis. Der in Österreich allein seligmachenden Kirche eher nicht, denn der Gott, der David Alaba heute abend "vor dem großen Finale stark macht" oder machen soll, ist der Chef der "Sieben-Tags-Adventisten", oder "Siebenten-Tags-Adventisten".

Als Coach ist Gott eine nicht zu unterschätzende Hilfe auch für Jupp Heynckes. "Ich habe sehr großes Vertrauen in Gott, werde beim ersten Schritt in Wembley zum Himmel schauen und wissen, dass Unterstützung für mich da ist", kündigte Alaba in "News" an. Dass jemand "als erster Österreicher überhaupt im Finale der Champions League" stehen kann, ist ohne Gottes Hilfe gar nicht denkbar, lässt aber entweder auf mangelnden Einsatz seines katholischen Kollegen schließen oder auf dessen Gefühl für Fairness, nicht einem Team zu einem himmlischen Heimvorteil verhelfen zu wollen. Aber wer weiß, im Rahmen einer Gegenrecherche hätte vielleicht auch ein Spieler von Borussia Dortmund gern berichtet, "wie Gott ihn vor dem großen Finale stark macht". Im gegebenem Fall vielleicht ein protestantischer.

Egal. "Mit allen seinen Erfolgen steht er - Alaba - im Ruf eines glaubhaft bescheidenen Menschen". Daher kein Wunder: "Fast ein wenig geniert erklärt er den Erwerb einer Villa im schicken Münchner Vorort Grünwald". Fast, und das, obwohl "David die Entscheidung zur Taufe noch nicht getroffen" hat. Einen solchen Vorschuss - "Kolportierte fünf Millionen Euro verdient er im Jahr" - kann man getrost als Gottvertrauen verbuchen. Von der Rangerhöhung ganz zu schweigen. Denn gewinnt er heute, "ist er Österreichs Fußballgott". Amen.

Kann im Fußball ein Mann noch mit Vergöttlichung rechnen, steht es in anderen Bereichen der Gesellschaft dramatisch schlechter, wie wiederum das Organ der Freiheitlichen "Zur Zeit" enthüllte. "Stehend pinkeln verboten", war als Menetekel in roter Schrift schon auf dem Titelblatt zu lesen, und im Inneren drehte sich acht Seiten lang alles um die bange Frage: "Gerät der Mann ins Hintertreffen?"

Keine Frage, die Gefahr ist gegeben. Melancholisch schildert einer der Autoren, wie schön es früher war. "Bei Tisch durften wir nur reden, wenn wir gefragt wurden, sogar die Mutter. Einmal, das weiß ich noch wie heute, sagte meine Mutter etwas von sich aus. Mein Vater sah vom Teller auf und sagte ruhig nur: Meine Liebe, ich kann mich nicht erinnern, dich etwas gefragt zu haben."

Verweht, vorbei, diese schöne Zeit, in der der Mann sich noch voll Zärtlichkeit bemühte, vorlautes Verhalten milde zu tadeln. Und heute? "Droht nunmehr das fragile Gleichgewicht zu kippen, stehen wir gar vor der Unterordnung Adams, vor einer Zeit, in der eine besser ausgebildete Eva alle Macht an sich reißt?" Man kann der Bildung, und speziell der Frauenbildung gar nicht skeptisch genug gegenüberstehen. Denn "tempora mutantur". "Tatsache ist: Heute hat der Mann nichts mehr zum Lachen. Eher kommt ihm das Grausen, denn Mutterschaft steht für viele Damen irgendwo hinten auf der Wunschliste", wo er doch nichts anderes als Vaterschaft auf seiner "Wunschliste" hat.

Schlimmer noch. "Überall lauern Frauenbeauftragte. Eine verkehrte Welt tut sich auf: Eine kinderlose Frauenministerin als weibliches Pendant zu einem Zivildiener als Kriegsminister. Zustände wie in Finnland, wo im Kindergarten 'Onkeln' werken und das Verteidigungsressort von einer Dame geführt wird".

Ein "Politikwissenschafter und Soziologe" winselt: "Jedes Mal, wenn in den Medien die suffragetische Frauenministerin Heinisch-Hossek wild blickend zu sehen ist, erstarre ich eunuchisiert zur Salzsäule, denn jetzt werde ich wieder gegendert oder gequotet". Selbst die Parole "Männer, konvertiert zum Islam!" bringt keine Rettung, denn was musste er lesen? "Die türkischen Frauen wollen in einen Sex-Streik treten, weil 62 Prozent der türkischen Männer Gewalt gegen ihre Frauen brutal praktizieren". Sein Ausweg: "Vielleicht sollten die karrierebewußten Dominas uns Männer (sic!) mehr Gleichberechtigung geben."

Doch Hoffnung lebt. "Gott sei Dank gibt es nicht nur Simandln". Recken werden dafür sorgen, dass frau nicht auch noch Fußball spielen will wie Alaba. (Günter Traxler, DER STANDARD, 25./26.5.2013)