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"Wir sind Lufthansa", dieser Jubel würde ihm gefallen. Wolfgang Mayrhuber: charismatisch und umgänglich. Er betrieb seinerzeit den Kauf der defizitären AUA.

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Wien - Die Hauptversammlung (HV) der Lufthansa am kommenden Dienstag in Köln (dem Sitz der Lufthansa, der aufgelassen wird) wird spannend. Ex-Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber (66) soll zwei Jahre nach seinem Ausscheiden seinen Vorgänger Jürgen Weber (71) an der Aufsichtsratsspitze ablösen. Das Aktiengesetz schreibt eine zweijährige Auszeit vor, bevor Vorstandschefs in den Aufsichtsrat des Unternehmens wechseln dürfen.

 

Der in Waizenkirchen/OÖ geborene Mayrhuber sitzt in zahlreichen Aufsichtsräten, u. a. bei der AUA. Der Erwerb defizitärer Airlines wie der AUA, der britischen BMI oder der Brussels hat Mayrhuber auch gegen heftigen Widerstand immer wieder verteidigt. Spektakulär war seinerzeit die Übernahme der Swiss.

Aber vielleicht kommt alles ganz anders: Die Beratungsorganisation ISS (Institutional Shareholder Services), die gegen Honorar Fondsgesellschaften und institutionelle Anleger berät, hat den von ihr betreuten Lufthansa-Investoren geraten, Mayrhuber nicht zu wählen. Der Grund: Die Abkühlungsphase vom Ex-Vorstandschef zum Oberaufseher sei mit zwei Jahren zu kurz.

Zudem sei der Top-Manager mit aktuell sechs Aufsichtsrats-Funktionen und künftig gleich zwei Mandaten als Vorsitzender (neben Infineon) überfordert. Mayrhuber sitzt neben AUA und Infineon auch im Kontrollgremium von BMW, Lufthansa Technik, Münchener Rück, Heico (Hollywood), der Österreichischen Luftverkehrs-Holding, und der Schweizer Großbank UBS.

Sparprogramm

Der aktuelle Vorstandschef Christoph Franz wird bei der HV das 2012 gestartete Sparprogramm "Score" erläutern, mit dem das Unternehmen wieder wirtschaftlich fit gemacht werden soll. Die Aktionäre sollen für das Geschäftsjahr 2012 auf eine Dividende verzichten, obwohl ein Gewinn von 990 Millionen Euro ausgewiesen wurde. Dieser stammte aber nahezu ausschließlich aus Sondereffekten, während das operative Ergebnis deutlich zurückging. 2011 hatte Lufthansa trotz eines Verlustes von 13 Millionen Euro noch eine Dividende von 25 Cent pro Aktie gezahlt. Zuletzt waren die Aktionäre im Jahr 2009 leer ausgegangen. Immerhin: Neben den Aktionären und der Belegschaft will auch das Management auf Teile seiner Bezüge verzichten.

Vom Sparprogramm sind auch die Beschäftigten der Lufthansa-Catering-Tochter Sky Chefs (LSG) betroffen: Auf sie dürften Einbußen bei Gehalt und Urlaub sowie längere Arbeitszeiten zukommen. Das sieht eine Vereinbarung vor, die das Management von LSG Sky Chefs mit der Gewerkschaft Verdi beschlossen hat.

Schafft Mayrhuber den Einzug an die Spitze des Lufthansa-Aufsichtsrats, dann hat er beim größten deutschen Konkurrenten einen alten Bekannten aus Österreich sitzen: Wolfgang Prock-Schauer ist seit 2012 Chef der Air Berlin. Davor holte ihn seinerzeit Mayrhuber an die Spitze der defizitären BMI nach London. Die Airline wurde unter dem jetzigen Lufthansa-Chef Franz mittlerweile mit Verlusten verkauft. Lufthansa-intern war Prock-Schauer lange als der "kleine Wolfi" bekannt. Der "große Wolfi" war Mayrhuber. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 6.5.2013)