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Die Rettungsarbeiten gestalten sich äußerst schwierig. Immer wieder würden Teile des Gebäudes einstürzen.

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Das Unglück ereignete sich in Savar nahe der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka.

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Das achtstöckige Gebäude wurde fast komplett zerstört.

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Einsatzkräfte und Freiwillige bei der Suche nach Verschütteten.

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Dhaka - Einen Tag nach dem Einsturz eines achtstöckigen Fabrik- und Einkaufsgebäudes in Bangladesch arbeiteten am Donnerstag die Rettungskräfte gegen die Zeit, um Überlebende zu retten. Hunderte Menschen könnten noch in den Trümmern eingeschlossen sein. Bisher seien mehr als 200 Leichen geborgen und 1.500 Überlebende gerettet worden, teilten Feuerwehr und Polizei mit.

Nach Berichten lokaler Medien wurden bei der Katastrophe in einem Vorort von Dhaka mehr als 1.000 Menschen verletzt. Während am Donnerstag ein offizieller Trauertag begangen wurde, gingen zehntausende Textilarbeiterinnen auf die Straße, um gegen die schlechten Arbeitsbedingungen zu demonstrieren.

Polizei hatte vor Einsturz gewarnt

Wie viele Menschen sich mehr als 24 Stunden nach dem Einsturz noch unter den tonnenschweren Betonteilen befanden, blieb unklar. Textilarbeiterinnen berichteten, in dem Gebäude in einem Vorort der Hauptstadt Dhaka hätten mehr als 5.000 Menschen Kleidung genäht. Weil das Haus aber bereits am Vortag Risse aufgewiesen hatte und die Polizei dazu aufrief, nicht mehr darin zu arbeiten, waren offenbar nicht alle Menschen an ihrem Arbeitsplatz.

Tausende wütende Näherinnen versammelten sich sowohl im betroffen Gebiet Savar als auch im Hauptstadtvorort Ashulia, wo im November ein Fabrikbrand 112 Menschen das Leben kostete. Die Frauen verlangten, die Verantwortlichen für die Tragödie festzunehmen. Sie blockierten große Straßen und zerstörten nach Polizeiangaben mehrere Fahrzeuge.

Schwierige Rettungsarbeiten

Die Rettungsarbeiten sind schwierig. Jederzeit könnten weitere Teile der kreuz und quer liegenden Betonplatten kollabieren, sagte Brigadegeneral Mohammad Siddiqul Alam Sikder, der die Operation leitet. "Wir bohren Löcher durch die Decken und gehen hinein."

Helfer von Polizei, Feuerwehr, Zivilschutz, Militär und Hunderte Freiwillige reichten den Menschen, die noch in den Trümmern festsaßen, durch Risse und Spalten Wasser. Auch versuchten sie, Sauerstoff in die Hohlräume unter dem Trümmerberg zu blasen. 

Weitere Fabrik evakuiert

Die Zeitung "Daily Star" berichtete online, dass am Donnerstag in einem weiteren Gebäude in der Hauptstadt Risse entdeckt worden seien. Daraufhin sei das sechsstöckige Gebäude mit 5.000 Textilarbeitern evakuiert worden.

Auf allen Regierungsgebäuden wehten am Donnerstag die Fahnen auf Halbmast. In Moscheen und Tempeln beteten die Menschen für die Opfer. Die Regierung versprach, sofort jeder Familie eines Toten umgerechnet etwa 200 Euro zukommen zu lassen, die Familien von Verletzten sollen etwa 30 Euro erhalten.

Klagen gegen Besitzer

Die Polizei und die Entwicklungsbehörde von Dhaka haben zwei Klagen gegen den Besitzer des Gebäudes und die Betreiber der Textilfabriken eingereicht. Der Hausbesitzer wird beschuldigt, beim Bau des achtstöckigen Gebäudes strukturelle Fehler gemacht und minderwertiges Material verwendet zu haben. Die Textilfabrikanten sollen sich laut Polizei wegen Fahrlässigkeit verantworten.

Ähnlicher Vorfall vor acht Jahren

Hinzu kommt, dass im Großraum Dhaka oft ohne Genehmigung Häuser errichtet und dabei Bauvorschriften ignoriert werden. Vor acht Jahren brach im selben Viertel bereits eine Textilfabrik zusammen. Damals kamen Dutzende Menschen um.

Besonders Textilfabriken sind berüchtigt für schlechte Arbeitsbedingungen und mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen. In den rund 4.500 Kleiderfabriken des Landes produzieren vor allem Frauen unter oft schwierigen Bedingungen Waren für westliche Bekleidungskonzerne. Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Textilproduzent der Welt. Die Branche erwirtschaftet 80 Prozent des Jahresexports des asiatischen Landes von 24 Milliarden Dollar (18,48 Mrd. Euro). (APA/red, 24.4.2013)