Hannover - Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 15 Prozent der österreichischen Bevölkerung von Bluthochdruck betroffen. Neben der "Hypertonie" existiert eine weitere Form des Bluthochdrucks, die durch Lebererkrankungen hervorgerufen werden kann und ausschließlich die Pfortader betrifft. 

Hintergrund für diese besondere Form des Hochdrucks ist, dass die Leber ihre Aufgaben nicht mehr wahrnehmen kann, weil sich das Gewebe vernarbt und seine Funktion verliert. Die Leber baut Giftstoffe nicht mehr ausreichend ab und der Blutfluss über die Pfortader (neben der Leberarterie zweiter Weg der Blutversorgung der Leber) ist nur noch eingeschränkt möglich.

"Wenn der direkte Weg zur Leber nicht mehr frei ist, sucht sich das Blut einen anderen Weg, um zum Herzen zu gelangen und dort wieder Sauerstoff aufzutanken", erklärt Michael Manns, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung. Dadurch erhöhe sich der Blutdruck in den anderen zum Herzen führenden Gefäßen. Auch sei es möglich, dass sich durch vermehrten, ungeplanten Blutfluss, Krampfadern im Bauchraum oder in der Speiseröhre bilden. Werden diese nicht behandelt, können sie zu inneren Blutungen führen, so der Experte.

Übliche Blutdruckmessung ungeeignet

Der Pfortader-Hochdruck ist nicht über eine normale Blutdruckmessung feststellbar. Hinweise für einen Pfortader-Hochdruck kann eine Ultraschall-Untersuchung der Pfortader geben. Auch eine vergrößerte Milz, Bauchwasser (Aszites) oder Krampfadern in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) lassen auf einen Pfortader-Hochdruck schließen. 

Damit es zu erst gar nicht zu einem solchen Pfortader-Hochdruck kommt, ist es wichtig, Lebererkrankungen so früh wie möglich zu erkennen. Das geht am besten über eine Testung der Leberwerte beim Hausarzt, denn die Anzeichen für eine Lebererkrankung sind sehr unspezifisch, wie Manns betont. Symptome sind ein Druck im Oberbauch, ständige Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Oftmals verursacht eine Erkrankung der Leber im Anfangsstadium auch gar keine spürbaren Beschwerden, weshalb Lebererkrankungen auch häufig nicht bemerkt werden.

Hohe Dunkelziffer

Die Dunkelziffer der unerkannten Lebererkrankungen liegt bei rund 70 Prozent, schätzen Experten. Das liegt unter anderem auch daran, dass Lebererkrankungen häufig mit anderen Volkskrankheiten zusammen auftreten. So ist zum Beispiel Übergewicht als Bestandteil des Metabolischen Syndroms unter anderem für die Entwicklung einer Fettleber verantwortlich, die sich wiederum zur Leberzirrhose und schließlich zum Leberzellkrebs weiterentwickeln kann.

Die Leber verfügt über eine doppelte Blutversorgung. Zum einen erhält sie Blut über die Leberarterie, zum anderen über die Pfortader aus den Verdauungsorganen, wie zum Beispiel dem Darm. Über den Weg der Pfortader gelangen auch die Nährstoffe aus der Nahrung in die Leber, die dort weiterverarbeitet werden. Ist der Weg über die Pfortader durch krankes Lebergewebe nicht mehr möglich, sucht das Blut Ausweichstrecken. Ähnlich wie im Straßenverkehr sind die Ausweichstrecken jedoch für eine erhöhte Belastung nicht ausgelegt, so dass sich Krampfadern bilden können. (red, derStandard.at, 3.4.2013)