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Der legendäre Giovanni Trapattoni gewann zehn Meistertitel, einen Meistercup, einen Cupsiegercup, drei Uefa-Cups

Foto: EPA/Sandberg

Wien/Dublin - Der 52-jährige Marcel Koller zerbricht sich nicht den Kopf des 74-jährigen Giovanni Trapattoni, das wäre auch zu viel verlangt. Schließlich gehe es im Fußball in erster Linie darum, "sich mit der eigenen Mannschaft zu beschäftigen". Der Schweizer also mit der österreichischen, der Italiener mit der irischen. "Trapattoni ist ein schlauer Fuchs, er hat Ideen. Entschieden wird eine Partie von den Spielern, die Wahrheit liegt auf dem Platz", sagt Koller. Mit einem Nahverhältnis kann er nicht dienen. Bei irgendeiner Trainertagung hat er sich vorgestellt, Hände wurden geschüttelt, ein paar freundliche Wortfetzen gewechselt. An den Inhalt kann sich Koller nicht erinnern.

Das österreichische Team fliegt Montag um die Mittagszeit nach Dublin. Das irische ist schon dort. Topstar Robbie Keane ist allerdings wieder weg, die 32-Jährige fällt aufgrund einer Wadenverletzung aus. Kevin Doyle wurde nachnominiert. In Wien fiel am Sonntag das Vormittagstraining aus, Regeneration stand auf dem Programm. Wobei beim 6:0 gegen die Färöer die Körper nicht überbelastet wurden. Ausgenommen jener von Heinz Lindner, der Tormann drohte zu erfrieren.

Die Stimmung ist bestens, dabei wurde am Samstagabend der Besuch der beliebten Unterhaltungssendung "Wetten, dass..?" von Koller gestrichen. Begründung: "Wir dürfen nicht lockerlassen. Sehen die Iren eine Möglichkeit, beißen sie zu." Marko Arnautovic hätte live im Fernsehen dem deutschen Witzbold Oliver Pocher Bälle auf den Hintern schießen sollen. Das wäre ein Meilenstein in der Geschichte des Humors geworden, die Wiener Stadthalle hätte noch im März 2020 gebebt. Aber nein, Koller kennt keinen Spaß.

Kein Vergleich

Und so ergötzten sich die Spieler ersatzweise am 6:0 gegen die Färöer und auch am 0:0 zwischen Schweden und Irland. Dass beide Konkurrenten zwei Punkte verloren haben, ist eine zulässige Interpretation. Ganz klar ist, dass ein Vergleich zwischen Färöer und Irland nicht einmal hatscht.

Julian Baumgartlinger und Marc Janko sollten bis Dienstag fit sein. Janko wurde am Freitag kurzfristig durch Philipp Hosiner ersetzt, der Austrianer nützte das schamlos aus, erzielte zwei Tore. Koller gibt sich kryptisch, es ist aber doch davon auszugehen, dass Hosiner, der aus der Tiefe des Raums kommt, in Dublin der Startelf angehört.

Janko wird sich die Zeit nehmen, Trapattoni zu begrüßen und in gebotener Kürze Geschichten aus gemeinsamen Salzburger Zeiten aufwärmen. "Er ist ein großer Mensch und ein großer Trainer." Trapattoni ist seit 2008 Irlands Teamchef. Die WM 2010 wurde nur aufgrund eines Handspiels von Thierry Henry im Playoff gegen Frankreich verpasst. Die Teilnahme an der Euro 2012 gelang souverän, in Polen und der Ukraine setzte es drei Niederlagen. Bei den Fans ist Trapattoni beliebt, Medienvertreter haben allerdings Schwierigkeiten.

"Trappish"

Schon bei den Bayern ("Flasche leer", "Ich habe fertig") und in Salzburg ("Wer kann nicht machen, der sprechen, wer kann nicht sprechen, der schreiben") erreichte er Kultstatus. In Irland hält er sein Niveau. Bei Pressekonferenzen nimmt eine Dolmetscherin neben ihm Platz, die Fragen ins Italienische übersetzen soll, sollte. Der "Maestro" ignoriert das, er repliziert in gebrochenem Englisch, die Iren nennen diese Sprache " Trappish". Zum Beispiel: "The cat is in the sack, but the sack ist not closed." Oder, ins Deutsche transkribiert: "Ich drehe mich jetzt lieber um, weil ich mir die Eier kraueln muss." Gemeint hatte er "aufs Holz klopfen muss".

Trapattoni lebt in Mailand. Colin Young, Redakteur der "Daily Mail", sagt: " Sein Englisch ist noch schlechter geworden, seit er hier Teamchef ist. Wir verstehen ihn einfach nicht, aber die Ergebnisse sind nicht schlecht." Janko widerspricht. "Ich habe ihn immer verstanden. Ein großer Trainer." (Christian Hackl, DER STANDARD, 25.03.2013)