Bild nicht mehr verfügbar.

Ohne gezielte Bewegung kann die umgangssprachlich "Orangenhaut" genannte Cellulite nicht nachhaltig bekämpft werden. "Viele, viele Kiniebeugen" sind das beste Mittel, sagt Sportärztin Margarete Wollner.

Fotostrecke Cellulite-Produkte: "Lieber Orangenhaut als gar kein Profil"

Foto: APA/EPA/CARLOS GARCIA

Es gibt traurige Wahrheiten und schöne Illusionen, und beides kann auf wundersame Weise in weiblichen Oberschenkeln vereint sein. Dass sich der Winterspeck gerade dort anlagert, ist eine hormonell und physiologisch vorbestimmte Laune der Natur, die nur deshalb so schwer zu ertragen ist, weil das Schönheitsideal superschlank ist und Miniröcke, Shorts und Bikinis getragen werden wollen.

Dass eine Creme den aufgeblasenen und sich als Dellen manifestierenden Fettzellen an den Oberschenkeln den Garaus machen kann, ist jeden Frühling aufs Neue eine Illusion. Die traurige Wahrheit ist, dass "ohne gezielte Bewegung das sicher nicht zu schaffen ist", sagt Sportärztin Margarete Wollner vom Medizinzentrum Alser Straße. Cellulite sei keine Krankheit, betont sie, sondern zum einen Veranlagung, zum anderen Alterserscheinung.

Gezielter Anti-Dellen-Plan

Die elastischen Fasern, die in der Haut zusammen mit den Kollagenfasern ein Netz bilden, sind mit den Jahren ausgeleiert, die Fettdepots drücken sich durch. "Auch schlanke Frauen können Cellulite haben", weiß Wollner aus den Körperfettmessungen, die sie bei Fitness-Checks regelmäßig durchführt. Bioimpedanzanalyse heißt das im Fachbegriff, sie ist Teil der Leistungsdiagnostik, auf deren Basis am MZA Trainingspläne erstellt werden.

Zwei Stunden Ausdauertraining pro Woche rückt dem Speck zu Leibe, dreimal die Woche je 30 Minuten gezieltes Krafttraining bringt Oberschenkel in Form. Flankiert würde dieses Programm durch einen Ernährungsplan, nur so seien Erfolge zu erzielen, so Wollner.

Klingt nach viel Disziplin. "Cellulite-Produkte zum Cremen und Einmassieren sind der Baustein, der zu einer Verbesserung des Hautbildes beiträgt", sagt Hugo Kitzinger. Als plastischer Chirurg hat er es oft mit Frauen zu tun, die sich das Fett wegoperieren lassen wollen. "Liposuktion, also Fettabsaugen, ist nur zu einem gewissen Grad wirksam", sagt er.

Einmal abgesaugte Fettzellen kämen zwar nicht wieder, doch die in der Haut verbleibenden kompensieren und blasen sich noch mehr auf. Nach aktueller Studienlage sei die Laserlipolyse das erfolgreichste Verfahren, dabei wird der Laserimpuls über winzige Hauteinstiche in das zuvor betäubte Gewebe eingebracht - so wird das Fett aufgelöst und dann vom Körper selbst abtransportiert. Vor Cellulite sei man dadurch auch nicht gefeit. "Sport ist das einzige Mittel", sagt Kitzinger.

Wickel machen

Auch für seine Kollegin Shirin Milani ist Cellulite ein "leidiges Thema", in ihrer Praxis setzt sie auf Körperwickel mit Kampfer, Zimt und Menthol, die in Kombination mit Ultraschall die Mikrozirkulation anregen und zu einer besseren Zellversorgung führen.

"Es baut Schlacken ab", sagt Milani, die im Kampf gegen Cellulite vor allem eine basische Ernährung empfiehlt. "Sie wirkt entgiftend, bei Stauungen kommt es durch die fehlende Versorgung zu einer Übersäuerung der Areale", erklärt sie. Viel Zitronenwasser, Kalt-warm-Duschen und Wadenübungen seien deshalb empfehlenswert.

An der Kosmetikfront gibt es jeden Frühling auch die eine oder andere Überraschung gegen Cellulite. Waren es letztes Jahr Plastikfolien zum Einwickeln im Do-it-yourself-Verfahren, sind es heuer "figurverbessernde Shorts" von Garnier. Einmal ganz abgesehen davon, dass diese straffsitzende Unterhose Oberschenkel insgesamt in einem besseren Licht erscheinen lassen, sind im Stoff Mikrokapseln eingearbeitet, die bei Berührung mit der Haut Koffein freisetzen, das "den ganzen Tag direkt an den Problemzonen wirkt".

Nach 30 Waschgängen bei 30 Grad ist der Zauber dann leider auch wieder vorbei. Langfristig kommt niemand um die harte Anti-Cellulite-Arbeit herum: "Viele, viele Kniebeugen sind das beste Mittel", sagt Sportärztin Wollner. (Karin Pollack, Rondo, DER STANDARD, 22.3.2013)