Mehr Öffi-Kunden bedeuten auch mehr Einnahmen, dennoch steigen die Preise bei den einzelnen Verkehrsverbünden stetig. derStandard.at hat die Preispolitik in den einzelnen Kernregionen der Bundesländer seit 2003 erhoben. Fazit: In allen Landeshauptstädten sind die Ticketpreise sukzessive gestiegen, es gibt aber auch überraschende Trends.

Preisvergleich der Öffis - von Wien über Linz bis Innsbruck. Fotos: Wiener Linien/Johannes Zinner, LINZ AG, IVB

Vor knapp einem Jahr wurden die Tarife der Wiener Öffis quasi auf den Kopf gestellt. Seit 1. Mai kostet die Jahreskarte 1 Euro pro Tag, dafür wurde der Preis für den Einzelfahrschein auf 2 Euro erhöht. Nun wird hinter den Kulissen erneut um Tariferhöhungen gefeilscht. "Ich kann Preissteigerungen im Moment weder ein- noch ausschließen", sagt Ferdinand Pay, Pressesprecher der Wiener Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ). Auch über einen möglichen Zeitraum will man nicht reden.

In der Steiermark wird fix erhöht

Was in Wien noch diskutiert wird, ist anderswo bereits beschlossene Sache. In der Steiermark etwa treten mit 1. Juli die neuen, erhöhten Ticketpreise in Kraft. Die Tarife für Bus, Bahn und Bim werden um durchschnittlich fünf Prozent angehoben. Ein Einzelfahrschein wird dann 2,10 statt bisher 2 Euro kosten, der Preis für die Jahreskarte steigt von 365 auf 388 Euro. Der Preis der Jahreskarte für die Kernzone in Tirol wurde bereits von 441 auf 452 Euro erhöht.

Vergleich der einzelnen Tarife in den Kernzonen. In Linz kostet die Jahreskarte ab 1. Juli 285 Euro, wenn man in Linz den Hauptwohnsitz hat.

Was ist ein Verkehrsverbund?

Kurz zur Erklärung: Die Verkehrsverbünde bestehen aus Verkehrsunternehmen, die sich in den Bundesländern zusammengeschlossen haben. Der jeweils einheitlich geregelte Verbundtarif ermöglicht die Benutzung der unterschiedlichen Verkehrsangebote mit einem Ticket. Er liegt preislich meist unter den Tarifen der Verkehrsunternehmen, die Differenz tragen die an dem Verbund beteiligten Gebietskörperschaften (Bund, Land, Gemeinden).

Zudem subventioniert der Bund mit jährlich etwa zehn bis elf Millionen Euro bis zu 50 Prozent der Betriebskosten der Verkehrsunternehmen. Aufgrund vertraglicher Regelungen werden Verluste der Unternehmen von der öffentlichen Hand beglichen. Eine Ausnahme ist der Verkehrsverbund Kärnten: Hier liegt das Erlösrisiko bei den Verkehrsunternehmen und nicht beim Verbund.

Leistet sich Wien weiter die billige Jahreskarte?

In Wien hat sich die Verbilligung der Jahreskarte auch in Zahlen niedergeschlagen. 2012 wurden 125.000 neue Tickets verkauft, womit die Grenze von 500.000 Jahreskarten überschritten wurde. "Der Preis von 365 Euro hat in Wien zu einem Boom bei den Jahreskarten geführt - und obwohl damit auch Einzelfahrscheine und Monatskarten wegfallen, haben sich unterm Strich mehr Einnahmen ergeben", erklärt Markus Gansterer, Öffi-Experte beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ).

Ob Wien den Preis für die Jahreskarte halten kann, liegt laut Gansterer an zwei Punkten: einerseits daran, ob die Wiener Linien den zusätzlichen Aufwand durch die neuen Jahreskarten-Kunden mit den momentan vorhandenen Ressourcen bewältigen können; und andererseits daran, ob die Stadt Wien wie bisher den Mehraufwand ausgleicht. Dem Büro von Finanzstadträtin Brauner zufolge lag die Subvention im Jahr 2012 bei 30 Millionen Euro.

Wien stellt bei der einmaligen Preissenkung des Jahrestickets bisher eine Ausnahme dar. Am 1. Juli 2013 wird sich das ändern. In Linz wird dann für alle Bürgerinnen und Bürger, die ihren Hauptwohnsitz in der Stadt haben, die Jahreskarte nur mehr 285 statt bisher 385 Euro kosten. Ab 2014 ist es dann auch in Vorarlberg soweit. Statt wie bisher 592 Euro, zahlen die Fahrgäste dann nur mehr 365 Euro für das Maximo Jahresticket, das für den gesamten Vorarlberger Raum gilt.

In allen anderen österreichischen Landeshauptstädten wurden die Preise für das Kernzonen-Jahresticket seit 2003 regelmäßig hinaufgesetzt. Dabei kurbelten Salzburg (von 370 Euro auf 481 Euro) und Graz (von 271 Euro auf 388 Euro) die Tarife am meisten an. Am wenigsten wurde der Jahresticketpreis in Vorarlberg angehoben, dort stieg der Tarif von 128 Euro im Jahr 2003 auf 160 Euro 2013.

Kernzonen-Einzelticket in Wien und Klagenfurt am teuersten

Auch die Preise für Einzeltickets sind in den Landeshauptstädten sukzessive hinaufgeklettert. Spitzenreiter bei der Preiserhöhung ist Linz: Seit 2003 wurde das Einzelticket um 0,60 Euro teurer. Im Gegensatz dazu wurde in Salzburg das Einzelticket im Vorverkauf seit 2003 um nur 0,20 Euro hinaufgesetzt. Am tiefsten muss der Fahrgast derzeit in Wien und Klagenfurt für einen Kernzonen-Einzelfahrschein in die Tasche greifen: Hier kosten die Tickets im Vorverkauf 2 Euro.

Kauft man die Karte im Fahrzeug, liegt der Preis in Wien sogar bei 2,20 Euro - das schlägt nur Salzburg: Dort verrechnet der Fahrer für die Kernzone Salzburg 2,30 Euro. Das, sagt Wolfram Marius vom Salzburger Verkehrsverbund, habe aber nicht nur finanzielle Gründe: "Bei der Tarifgestaltung sind auch die Lenkungseffekte sehr wichtig: In Salzburg sind die Tickets im Vorverkauf mit 1,60 Euro deutlich billiger, um den Verkauf vom Fahrer wegzubringen."

Vergleiche, Angebote und Erhöhungen

Einen objektiven Preis-Leistungs-Vergleich zwischen den Kernregionen findet Markus Gansterer vom VCÖ schwierig: "Dafür sind die zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel zu verschieden. In der Stadt Salzburg etwa ist das Öffi-Angebot viel dichter als in der Stadt Bregenz." In der Vorarlberger Landeshauptstadt kostet dafür ein Ein-Zonen-Ticket nur 1,30 Euro.

Was die Anzahl der Tariferhöhungen im Allgemeinen betrifft, stehen Salzburg und Kärnten österreichweit an der Spitze. Seit 2003 wurden dort die Tarife im Jahrestakt insgesamt zehnmal angehoben. Auch für 2014 sind wieder Anpassungen geplant. Die Schlusslichter bei den Erhöhungen sind hingegen Wien und Vorarlberg: Seit 2003 wurden hier die Ticketpreise in Summe nur sechsmal hinaufgesetzt.

In der Stadt Salzburg könnten die Preise jährlich um das Dreifache des VPI angehoben werden. Grafik: SVV

VCÖ fordert einheitliche Standards bei Verbünden

Auch wie stark erhöht wird, legen die einzelnen Verkehrsverbünde unabhängig voneinander fest Dabei orientieren sich die meist jährlich stattfindenden Preisanpassungen an individuell festgelegten Parametern. Ein wichtiger Indikator dafür ist der Verbraucherpreisindex (VPI) - genauere Infos zu den Erhöhungen in den einzelnen Bundesländern sind hier zu finden: Ansichtssache: Die Linienpläne und die Tariferhöhungen.

Dass die Tarife österreichweit vereinheitlicht werden, sieht Markus Gansterer nicht als vordringlich an. Bei anderen Punkten würde sich der Öffi-Experte aber ein harmonisierteres System wünschen: "Grenzüberschreitende Verbindungen und gemeinsame Standards wie etwa ein bundesweit einheitliches E-Ticketing oder eine österreichweite Fahrplanauskunft - das sind wichitge Schritte." (Text: Elisabeth Schmidbauer/Martin Obermayr, Grafiken: Florian Gossy, derStandard.at, 5.4.2013)