Ab diesem Donnerstag, 23 Uhr: Barbara Stöckl talkt in "Stöckl".

Foto: ORF/Günther Pichlkostner

STANDARD: Ihr neues Buch hat den Titel: "Wofür soll ich dankbar sein?" Sind Sie Fernsehchefin Kathrin Zechner dankbar?

Stöckl: Ich bin dankbar für eine Chance, die ich bekomme, klar.

STANDARD: Weil sie Sie in eine Sendezone hievt, in der Sie selbst sich gar nicht mehr gesehen hätten?

Stöckl: Ich habe nie aufgehört zu hoffen, und ich habe mich auch immer um 23 Uhr gesehen. Wir haben bei Stöckl am Samstag am Nachmittag hartnäckig gemacht, was in die Nacht gehört hätte.

STANDARD: Wurden Alternativen zu "Stöckl" diskutiert? Sie standen ja einmal stark für die soziale Ader?

Stöckl: Nachdem das Bürgerrecht und soziale Recht im ORF sehr dicht und sehr gut mit Peter Resetarits und Claudia Reiterer aufgestellt ist, wäre es wenig sinnvoll gewesen, etwas Zusätzliches zu machen. So war die zweite Frage: Wo bin ich richtig, wofür stehe ich, was will ich im Fernsehen überhaupt? Da ist meine große Ambition, große Menschen mit großen Geschichten einzuladen und die Zuschauer zum Zuhören zu verführen, was ein großes Wagnis ist in der heutigen Fernsehlandschaft.

STANDARD: In Deutschland wird eine Talk-Flut beklagt ...

Stöckl: Das sind fast durchwegs konfrontative Diskussionssendungen. Das Zusammenprallen von Meinungen hat einen anderen Effekt für Zuschauer, als Gesprächen zu folgen und zuzuhören.

STANDARD: Worin wird sich "Stöckl" von "Stöckl am Samstag" und "Bei Stöckl" unterscheiden?

Stöckl: Eine Gesprächssendung ist schon an sich eine sehr pure Angelegenheit, da hat man nicht sehr viele Rädchen, an denen man drehen kann. In Bei Stöckl waren es Einzelgespräche, in Stöckl am Samstag war es ein Thema, das ein breiteres Publikum ansprechen sollte.

STANDARD: Talks in Österreich laufen Gefahr, dass sich die Gäste schnell wiederholen. Bei Ihnen?

Stöckl: Natürlich, rein akademisch betrachtet ist die Auswahl in diesem Land beschränkt. Aber wir schöpfen aus anderem Reservoir, weil wir die Scheinwerfer auf Menschen richten, die herausragend, aber nicht zwingend einer breiten Öffentlichkeit bekannt sind. Vielleicht brauchen wir die Prominenz in der ersten Phase, um die Zuschauer zu locken. Wir haben dieses Konzept gewählt, weil wir hoffen, dass in der Begegnung von unterschiedlichen Menschen Unerwartbares passiert.

STANDARD: Ich erinnere mich an ein Studio mit Kuhfell vor zehn Jahren. Fiel dem Sparstift zum Opfer. Sind Sie billiger geworden?

Stöckl: Im Vergleich zu vor zehn Jahren? Auf alle Fälle, die Budgets sind andere. Wir müssen mit deutlich weniger auskommen.

STANDARD: Gibt es die Zusage, dass Sie nicht wieder zu den Ersten gehören, die wegmüssen, falls es einmal wieder eng wird?

Stöckl: Jeder weiß, dass im Fernsehen etwas Neues dauern kann. Ich glaube nicht, dass nach der dritten Sendung irgendjemand meckern wird. Kathrin Zechner sagt, sie möchte eine Gesprächsendung nicht unter Quotendruck machen, auf der anderen Seite weiß ich natürlich, dass wir es nicht für uns selbst machen. Es muss Menschen erreichen. Wir schauen bis Sommer, wie es sich einspielt und wo wir nachjustieren müssen.

STANDARD: Wie viele Shows haben Sie eigentlich im Laufe der Jahre für den ORF entwickelt?

Stöckl: Ich schätze, es werden so um die 30 sein.

STANDARD: Die Zielgruppe 50+lassen Sie ein bisschen alleine. Was werden die Senioren jetzt schauen?

Stöckl: Löwinger-Bühne? Ich bin guten Mutes, dass die Zielgruppe uns auf 23 Uhr folgen wird. (Doris Priesching, DER STANDARD, 21.2.2013)