Rund 200 Millionen Euro gibt die Stadt Wien heuer für die Sanierung von Altbauten aus. Ein Schwerpunkt soll weiterhin auf die thermisch-energetische Wohnhaussanierung ("Thewosan") gelegt werden, sagte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) am Mittwoch in einem Pressegespräch. Der Stadtrat hatte aber auch zwei Neuerungen zu verkünden: Im Zuge einer "Gemeinderatsaktion" sollen zum einen zusätzliche 80 Millionen Euro aufgestellt werden, die in Form von günstigen Darlehen an Hauseigentümer vergeben werden sollen.

Neue Euribor-Regelung

Zum anderen soll auch die Sanierungsverordnung, deren aktuelle Fassung aus dem Jahr 2008 stammt, demnächst geändert werden. Zuletzt gab es wiederholt Kritik von Bauträgern an der Tatsache, dass bei Bankkrediten, die durch Annuitätenzuschüsse der Stadt gefördert werden, nur ein maximaler effektiver Zinssatz von "Euribor plus 1,0 Prozent" erlaubt ist. Da der Sechs-Monats-Euribor (Anm.: jener Zinssatz, zu dem sich die Banken intern Geld leihen) derzeit bei etwa 0,36 Prozent liegt, können nur Darlehen mit einem Maximalzinssatz von 1,36 Prozent gefördert werden. Hans-Jörg Ulreich, WKÖ-Bauträgersprecher sowohl auf Wiener als auch auf Bundesebene, hatte jüngst darauf hingewiesen, dass unter diesen Bedingungen keine Bankkredite zu bekommen seien – und deshalb auch keine Sanierungsförderung.

Nun soll das anders werden: Laut Ludwig soll es künftig "Euribor plus 2,0 Prozent" heißen.

Neue Bauordnung soll Notkamin-Verpflichtung beseitigen

Der Wohnbaustadtrat stellte am Mittwoch in Abrede, dass man mit der Maßnahme "auf Zuruf" reagiere. Die Maßnahmen seien seit Wochen in Vorbereitung, ebenso wie eine neuerliche Reform der Wiener Bauordnung. Diese soll noch im ersten Halbjahr finalisiert werden, kündigte Ludwig am Mittwoch an.

Eine von den Bauträgern zumeist als "maßlos überzogen" bezeichnete Regelung soll dabei ein Thema sein: die Verpflichtung, in Neubauten einen Notkamin einzubauen. Laut Ulreich ist diese "Spezialität der Wiener Bauordnung", von der bisher nur Passivhäuser explizit ausgenommen sind, im Neubau für Mehrkosten von bis zu zehn Prozent verantwortlich.

Stellplatzverpflichtung wird evaluiert

Mit der Stellplatzverpflichtung, die im Wiener Garagengesetz geregelt ist, könnte bald eine weitere Regelung, die für gehörigen Unmut bei Bauträgern sorgt, abgeschwächt werden. Derzeit muss pro Wohneinheit ein Pkw-Stellplatz gebaut werden, Ausnahmen gibt es nur einzelfallbezogen und auch nur dann, wenn dafür etwa mehr Fahrradabstellplätze errichtet werden.

Ludwig sagte am Mittwoch, dass man die Situation mit der neuen Parkraumbewirtschaftung in den Außenbezirken noch bis Jahresende beobachten wolle. Danach will sich die Stadt Maßnahmen überlegen.

Bauwirtschaft zufrieden

Ulreich zeigt sich am Mittwoch im Gespräch mit derStandard.at zufrieden: "Wenn das alles tatsächlich umgesetzt wird, ist das ein großer Schritt." Er verwies darauf, dass die Stadt nicht unbedingt mehr Geld in die Hand nehmen müsste, um für einen Investitionsschub, etwa bei Dachgeschoßausbauten, zu sorgen – die Beseitigung "sinnloser" bürokratischer Regelungen reiche zumeist völlig aus.

Auch der Fachverbandsobmann der Immobilientreuhänder in der Wiener Wirtschaftskammer, Michael Pisecky, sieht die Ankündigungen als "erstes positives Signal, mit dem die Wohnhaussanierung in Wien wieder in Gang kommen könnte". Letztlich sei es aber auch von den Banken und den Details der neuen Verordnung abhängig, ob es zu einem Investitionsschub komme.

Neue Zielgebiete bei der Blocksanierung

Ludwig gab am Mittwoch auch neue Schwerpunkte bei der Blocksanierung bekannt. Dieses Instrument der "Sanften Stadterneuerung" wendet die Stadt seit vielen Jahren an, um die Modernisierung ganzer Baublöcke gezielt zu fördern. Die Stadt fördert die Sanierung, im Gegenzug dürfen die privaten Eigentümer die Mieten 15 Jahre lang nicht erhöhen.

Die neuen Zielgebiete sind das Gebiet rund um die Friedmanngasse im 16. Bezirk, außerdem der Hernalser Gürtel (17. Bezirk) und das Altbau-Gebiet zwischen dem Neubau-Areal "Eurogate" (Aspanggründe) und dem Fasanviertel im 3. Bezirk. Ein weiteres Zielgebiet befinde sich "in Vorbereitung", nämlich jenes Quartier in Favoriten, das direkt an das große Stadtentwicklungsgebiet Sonnwendviertel angrenzt. Dort in "Innerfavoriten", wie Ludwig es nannte, wurde bereits ein Stadtteilmanagement eingerichtet, das sich um ein möglichst reibungsloses Nebeneinander von Alt und Neu kümmert und helfen soll, eventuell auftretende "Brüche" abzuschwächen.

318 Projekte am Laufen, davon 84 Gemeindebauten

Insgesamt sind derzeit bei 318 Wiener Wohnhäusern (mit 22.190 Wohnungen) geförderte Sanierungen im Gang, die Stadt fördert diese mit 457 Millionen Euro an Zuschüssen. Das Gesamtinvestitionsvolumen beläuft sich auf 737,46 Millionen Euro.

Die ebenfalls von Bauträgersprecher Ulreich geäußerte Kritik, dass die Stadt Wien mit den Sanierungsförderungen "nur sich selbst fördert", wiesen sowohl Ludwig als auch Wohnfonds-Wien-Chefin Michaela Trojan zurück. Mehr als 50 Prozent der geförderten Projekte seien private Wohnbauten, erklärte Trojan. Immerhin 84 Gemeindebauten sind aber in den derzeit laufenden 318 Sanierungsprojekten enthalten. (Martin Putschögl, derStandard.at, 20.2.2013)