So könnte die Mutter aller Säugetiere ausgesehen haben.

Illustration: Buell

Washington/Wien - Überraschende Wende im Streit um den Anfang der Höheren Säugetiere: Obwohl durch Fossilienfunde nicht wirklich gestützt, ging man zuletzt aufgrund DNA-basierter Hochrechnungen davon aus, dass die ältesten Vertreter dieser Tierklasse schon vor 100 Millionen Jahren gelebt haben müssen - also vor dem großen Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren.

Diese Kluft zwischen genetisch und morphologisch arbeitenden Paläontologen haben nun Forscher um John Wible (Carnegie Museum of National History überbrückt und im Fachblatt "Science" auf Basis von 4500 Merkmalen und 86 Säugetierarten einen neuen Stammbaum erstellt. Mit diesem Datensatz, der zehnmal größer ist als die bisherigen, errechneten die Forscher den Ursprung der Höheren Säugetiere für etwa 200.000 bis 400.000 Jahre nach dem großen Dino-Sterben. Etwa zwei bis drei Millionen Jahre danach tauchten dann die ersten Vertreter der modernen Plazentatiere auf.

Bestätigung für explosive Artenbildung

Ihre Studie bestätige damit das Modell der explosiven Artenbildung. Dies besagt, dass die Höheren Säugetiere in dem radikal veränderten ökologischen Umfeld nach dem großen Massensterben - das vermutlich durch den Einschlag eines riesigen Asteroiden ausgelöst wurde - die ökologischen Nischen besetzten, die mit dem Verschwinden der Dinosaurier und anderer Tiere freigeworden waren.

Aus ihrer Datenanalyse leiteten die Forscher zudem noch eine Reihe von Merkmalen ab, anhand derer sie das Aussehen des gemeinsamen Vorfahren rekonstruierten. Der Ur-Säuger wog demnach bis zu 245 Gramm, ernährte sich von Insekten und gebar Junge, die nackt und mit geschlossenen Augen zur Welt kamen. (tasch/red, DER STANDARD, 08.02.2013)