Neger, Zigeuner, Eskimos, Hottentotten. Die Liste an Begriffen, die von vielen als diskriminierend empfunden werden, ist lang. Und die, die so empfinden, wollen sie getilgt sehen - nun auch aus Kinderbüchern.

Nur: warum eigentlich? Macht der "Neger-König" in der Abenteuergeschichte aus einem kleinen Kind automatisch einen Rassisten? Oder, nebenbei bemerkt, aus der "Hexe" einen Sexisten? Wohl eher nicht. Genauso wenig, wie es umgekehrt funktionieren wird. Ein Ku-Klux-Klan-Mitglied wird seinen Sprössling höchstwahrscheinlich zum Menschenhass erziehen. Gleich, ob er von "dunkelhäutigen US-Bürgern", "Afroamerikanern" oder "Niggern" spricht.

Was nicht heißt, dass sich über Sprache nicht eine Sensibilisierung erreichen lässt. Doch es kommt immer auf den Kontext an, in dem die Wörter erwähnt werden. Und auf die Zeit, in der sie niedergeschrieben wurden.

Wenn der Autor oder die Autorin selbst ex post etwas verändern wollen, ist das eine feine, begrüßenswerte Sache. Beginnt man allerdings ungefragt oder nach deren Tod in ihren Werken herumzubasteln, wird es heikel. Schließlich sind diese auch historische Dokumente - und können genau deshalb auch Gelegenheit zu Gesprächen geben.

Denn entscheidend muss doch schlicht sein, Kindern beizubringen, dass alle Menschen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind. Und dabei kann auch ein spannendes Kinderbuch helfen. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 29.1.2013)