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Bunt gezackte Strickware allgemein und Pullis im Besonderen sind das Erfolgsrezept der Missoni-Gruppe.

 

Foto: APA/EPA/Bazzi

"The show must go on." Dieses Motto wurde von der Modefamilie Missoni beherzigt. Obwohl Vittorio Missoni, der mit seinen Geschwistern Luca und Angela das Unternehmen leitet, immer noch nach einem mysteriösen Flugzeugunglück in Venezuela gesucht wird, stand Missoni am Wochenende im Kalender der wichtigen Mailänder Herrenmodewoche. Daran wurde nicht gerüttelt. 

Ein langer Applaus und eine Schweigeminute galten dem verschollenen Familienmitglied. Von der 14-köpfigen Familie war jedoch niemand präsent. "Die Schau ist öffentlich, die Trauer privat", kommentierte Designerin Angela Missoni. Auch bei der Modemesse Pitti in Florenz, die den Schauen in Mailand vorausgeht, gedachte man des ältesten Sohns der Firmengründer Ottavio und Rosita. "Wir hoffen, dass Vittorio so bald wie möglich zurückkehrt. Vittorio ist eine außergewöhnliche Person", würdigte der Präsident der Florentiner Messe, Gaetano Marzotto, den Modemanager.

Seit zehn Tagen verschollen

Die Aussichten auf eine Rückkehr scheinen jedoch minimal. Seit zehn Tagen ist der Marketingleiter des Missoni-Imperiums verschollen. Angeblich konnte bereits der Ort ausgemacht werden, wo der Modemanager mit seinem Flugzeug nahe Les Roques in Venezuela abgestürzt sein soll. Nachdem sich die Eltern Ottavio und Rosita Missoni im Jahr 1997 vom operativen Geschäft zurückgezogen hatten, übernahm Vittorio mit seinen Geschwistern die Führung des Unternehmens.

Der Erfolg des 1953 gegründeten Woll-Modekonzerns basierte nicht nur auf der farbenfrohen Zickzack-Strickmode, sondern auch auf der Familie. In den meisten Werbespots ist der Clan, Großeltern Ottavio und Rosita, die drei Sprösslinge Vittorio, Luca (technischer Direktor) und Designerin Angela mit ihren Kindern, abgebildet. So ist Missoni nicht nur ein Aushängeschild für die Mailänder Modebranche, sondern auch für den Familienkapitalismus Norditaliens schlechthin. 

Unter der Leitung Vittorios diversifizierte der Modekonzern auf die Zubehörbranche, leitete eine Kooperation mit dem japanischen Autobauer Mazda ein und engagierte sich im Hotelgewerbe. Nach Edinburgh und Kuwait steht nun das neue Hotel in Los Angeles kurz vor der Eröffnung. Missoni beschäftigt 200 Arbeitnehmer in Surago (Varese) und erzielte 2012 einen auf 150 Millionen Euro geschätzten Umsatz. 

Es kann also kein Zufall sein, dass der Protagonist der diesjährigen Herrenmodewoche in Mailand ausgerechnet der Strickpulli war. "Die neue Uniform für den Winter 2014", titelt die Tageszeitung Corriere della Sera. Bunt gezackte Strickware allgemein und Pullis im Besonderen sind aber das Erfolgsrezept der Missoni-Gruppe. (Thesy Kneiss-Bastaroli, DER STANDARD, 16.1.2013)