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Die BewohnerInnen Pekings greifen vermehrt zu Atemmasken.

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Aufgrund des starken Smogs tritt in Peking ein Notfallplan in Kraft.

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Der Vergleich zeigt den enormen Anstieg der Luftverschmutzung: Peking am 29. August 2010 (oben) und am 14. Jänner 2013 (unten)

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Peking - Die chinesische Hauptstadt Peking hat erstmals die Smog-Alarmstufe Orange ausgerufen. Wegen der seit fünf Tagen anhaltenden "gefährlichen" Luftverschmutzung wurde der Schadstoffausstoß einzelner Fabriken reduziert, für einen Teil der Behördenautos galten Fahrverbote. Durch den Notfallplan wurden auch Freiluftaktivitäten von Volks- und Mittelschülern in extrem belasteten Teilen der 20-Millionen-Einwohner-Stadt vorerst bis Dienstag ausgesetzt.

Krankenhäuser meldeten einen starken Anstieg bei der Zahl von Patienten mit Atemwegserkrankungen. Im Luftwaffen-Krankenhaus nahm die Zahl um 30 Prozent zu, im großen Chaoyang-Krankenhaus um 10 bis 30 Prozent, berichtete die Zeitung "Beijing Chenbao". Der Smog setzt vor allem älteren Menschen und Kindern zu. Im Kinderkrankenhaus wurden vermehrt Atemwegsleiden behandelt. Auch gab es laut Medienberichten zunehmend Herz- und Kreislaufprobleme.

Heftige Kritik an Behörden

Im Internet kritisierten viele Nutzer am Montag den ungebremsten Wachstumskurs der Regierung, bei dem auf Umweltaspekte zu wenig Rücksicht genommen werde. Selbst die staatliche Zeitung "China Daily", die als Sprachrohr der Kommunistischen Partei gilt, schrieb auf Seite eins: "Ein besseres China zu schaffen beginnt damit, dass man gesund atmen kann." Es müsse vermieden werden, dass es wegen des Urbanisierungsprozesses "der Umwelt immer schlechter und schlechter geht".

Fabriken müssen Emissionen reduzieren

Orange ist die zweithöchste Alarmstufe. Nach dem Notfallplan sollen 30 Prozent der Autos von Regierung, Partei und Stadtverwaltung nicht mehr fahren. Die Schadstoffemissionen von 54 Fabriken müssten um 30 Prozent reduziert werden, berichtete Xinhua. An 28 Baustellen seien staubproduzierende Erdarbeiten eingestellt worden. Auch die Autofabrik des südkoreanischen Herstellers Hyundai sowie eine Zementfabrik stoppten die Produktion.

Die ohnehin starke Luftverschmutzung in der Hauptstadt hat seit Donnerstag bisher ungekannte dramatische Ausmaße angenommen. Die Werte für den besonders gefährlichen Feinstaub, der über die Lunge direkt ins Blut gehen kann, überstieg an mehreren Messstationen mehr als 700 Mikrogramm pro Kubikmeter. Am Samstag wurde die Rekordmarke von 993 gemeldet. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält im Schnitt höchstens 25 Mikrogramm über 24 Stunden für unbedenklich.

Verkauf von Atemmasken steigt

"Diese Zahlen stellen extreme Luftverschmutzung dar", sagte der Umweltprofessor Zhu Tong von der Peking Universität. "Die Schadstoffe haben sich über die windstillen Tage angesammelt." Die Gesundheitsbehörden rieten den Pekingern, möglichst wenig vor die Tür zu gehen. Alte, Kranke und Kinder sollten ganz daheimbleiben.

Um sich gegen die Luftverschmutzung zu schützen, kauften Pekinger teure Luftfilter und Atemmasken. Die große Elektronik-Kaufhauskette Suning verkaufte nach eigenen Angaben neunmal mehr Luftreiniger als sonst. Apotheken meldeten ein Vielfaches der normalen Nachfrage nach verschiedenen Mundschutzmodellen. In Online-Verkaufsbörsen stieg der Verkauf seit Freitag um das Zehnfache, wie Xinhua berichtete. Besonders aufwendige Masken gegen Feinstaub waren gefragt. (APA, 14.1.2013)