Bamako - Die Islamisten im Norden Malis haben erneut Amputationen als Strafmaß laut dem islamischen Gesetz der Scharia vorgenommen. "In Anwendung der Scharia haben wir am Freitag zwei Menschen die Hand abgehackt", sagte einer der Anführer der Islamistenbewegung MUJAO, Moctar Barry. Bei ihnen habe es sich um Diebe gehandelt, die mit ihrer Tat gegen den Islam verstoßen hätten. Acht weiteren Menschen drohe in Kürze, auf dieselbe Art bestraft zu werden. Die Vorfälle ereigneten sich in der von MUJAO besetzten Stadt Gao und wurden von Einwohnern bestätigt.

Ein Abgeordneter aus Gao, Abdou Sidibe, führte das Vorgehen der Islamisten auf die "Nachlässigkeit der internationalen Gemeinschaft" zurück. Das Zögern bei der Entscheidung über eine Militärintervention habe die Islamisten ermutigt, zu zeigen, dass sie "vor nichts Angst haben", sagte Sidibe.

Mehrere Hürden für Militäreinsatz

Der UN-Sicherheitsrat hatte am Donnerstag einem Militäreinsatz in dem westafrikanischen Land einstimmig zugestimmt. In den kommenden Monaten ist aber kein Vorgehen gegen die islamistischen Rebellen im Norden Malis zu erwarten, denn die beschlossene Resolution stellt mehrere Hürden für eine endgültige Zustimmung auf. Mit dem Beginn des Kampfeinsatzes ist laut Diplomaten nicht vor September 2013 zu rechnen.

Die malische Regierung war im März durch einen Militärputsch gestürzt worden. Tuareg-Rebellen brachten daraufhin gemeinsam mit Islamisten den Norden des Landes unter ihre Kontrolle. Anschließend vertrieben die Islamisten die Tuareg-Rebellen jedoch aus den wichtigsten Städten und riefen die Scharia aus.

Bestrafungen entsprechend der Scharia hatte es zuletzt mehrfach gegeben: Ende Juli steinigten Mitglieder der Rebellengruppe Ansar Dine ein Paar, das uneheliche Kinder gezeugt haben soll. Seit August gab es zudem mehrere Amputationen und Hunderte Auspeitschungen. (APA, 22.12.2012)