Wahlverhalten nach Alter

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Wahlverhalten nach Alter und Geschlecht

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Themenkompetenz ÖVP

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Themenkompetenz KPÖ

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Grafik:APA

Bei der Gemeindesratswahl in Graz am Sonntag haben ÖVP, SPÖ, Grüne und BZÖ massiv verloren, die KPÖ und die FPÖ legten stark zu. Im Auftrag des ORF befragten die Institute SORA und ISA in einer Umfrage 1.019 GrazerInnen zu ihren Beweggründen zur Wahl zu gehen und die Stimme für eine gewisse Partei abzugeben. Mehrfachnennungen waren bei der Befragung möglich.

Unter den NichtwählerInnen - und das waren bei dieser Wahl beinahe 50 Prozent gaben 51 Prozent der Befragten an, dass unattraktive Parteien und KandidatInnen der Grund fürs Fernbleiben waren. 48 Prozent sagten, sie haben "kein Interesse", 42 Prozent blieben wegen Korruption und Skandalen dem Urnengang fern. 40 Prozent der NichtwählerInnen verstehen ihr Nicht-Votum auch als "Protest gegen die Politik in Graz".

Unterschiedliches Wahlverhalten

Sehr unterschiedlich fiel das Wahlverhalten nach Geschlecht aus: Bei den Männern kommt die SPÖ auf 13 Prozent, die ÖVP auf 32 Prozent, die FPÖ auf 17 Prozent, die Grünen auf 7 Prozent und die KPÖ auf 23 Prozent. Frauen wählten zu 19 Prozent die SPÖ, zu 35 Prozent ÖVP, zu 11 Prozent die Freiheitlichen. 16 Prozent der Grazerinnen gaben ihre Stimme den Grünen und 17 Prozent der KPÖ. Die Piratenpartei wurde in der Analyse nicht berücksichtigt.

FPÖ als Arbeiterpartei, KPÖ Partei der Selbstständigen

Besonders interessant ist das Wahlverhalten nach Erwerb. 22 Prozent der ArbeiterInnen wählten SPÖ, 24 Prozent die KPÖ. Die Arbeiterpartei in Graz ist aber die FPÖ: Ihr gaben 30 Prozent der ArbeiterInnen ihre Stimme. Während die ÖVP vor allem bei den PensionistInnen stark ist (53 Prozent), liegt die KPÖ bei den Selbstständigen mit 31 Prozent noch vor der Volkspartei (27 Prozent). Die Grünen sind vor allem bei den Jungen, noch in Ausbildung stehenden, WählerInnen stark. Hier verzeichnet die Partei von Lisa Rücker 40 Prozent Zustimmung.

Wahlverhalten nach Alter

Große Unterschiede im Wahlverhalten gibt es auch beim Alter. Während nur 4 Prozent der Frauen bis 29 die ÖVP wählten, waren es bei Frauen ab 60 beeindruckende 56 Prozent. Bei jungen Frauen konnten hingegen die Grünen 44 Prozent holen. Die FPÖ wiederum kann bei Männern bis 29 Jahren 26 Prozent der Stimmen aufweisen, auch die KPÖ ist mit 22 Prozent in dieser Gruppe stark. Die SPÖ hat den größten Zuspruch wiederum bei Frauen ab 60. Die KPÖ ist vor allem in der Gruppe der 30- bis 59-jährigen überdurchschnittlich; hier gaben 25 Prozent der befragten Männer an für sie zu stimmen und 27 Prozent der Frauen.

Nagl führt bei Direktwahl

Bürgermeister Siegfried Nagl führt hingegen mit 39 Prozent Zustimmung bei der Frage, wen die GrazerInnen direkt wählen würden. Auf Platz 2 liegt Elke Kahr mit 15 Prozent. Für ÖVP- und KPÖ-WählerInnen war der Spitzenkandidat auch besonders ausschlaggebend für die Wahlentscheidung. 89 Prozent der ÖVP-WählerInnen und 65 Prozent der KPÖ-WählerInnen gaben an, dass die Spitzenkandidatin für die Wahlentscheidung am wichtigsten war; bei den anderen Parteien war das Programm entscheidender als die Personalie.

Arbeitsplätze, Korruption, Bildung und Wohnpolitik

Für die WählerInnen waren einige Themen besonders wichtig: Das Thema "Arbeitsplätze" war 81 Prozent der Befragten "sehr wichtig" oder "ziemlich wichtig", die Bekämpfung von Korruption war es für 82 Prozent, Bildung und Kinderbetreuung für 82 Prozent und die Wohnpolitik für 78 Prozent.

ÖVP als Wirtschaftspartei

Die ÖVP wird von ihren WählerInnen vor allem in Wirtschafts- und Finanzfragen (81 Prozent) als kompetent angesehen, weiters wird der Volkspartei Themenkompetenz bei Sicherheit (63 Prozent) und Arbeitsplätze (61 Prozent) zugetraut.

Der SPÖ trauen ihre Wähler vor allem in Bildungsfragen (80 Prozent) und beim Thema "Arbeitsplätze" (77 Prozent) zu, kompetent zu sein.

KPÖ punktet mit Wohnungspolitik

75 Prozent der KPÖ-Wähler sahen die KPÖ bei der Wohnungspolitik als kompetent an, 60 Prozent bei der Bekämpfung von Korruption und 40 Prozent bei Zuwanderung und Integration. Für 87 Prozent der KPÖ-WählerInnen war die Wohnungspolitik für die Wahlentscheidung "sehr" oder "ziemlich wichtig". Besonders stark - zu 37 Prozent - wurde die KPÖ von Menschen gewählt, die das Gefühl haben, dass Graz an Lebensqualität verloren hat. Die FPÖ kam in dieser Gruppe auf 22 Prozent. Die Wähler, die einen Zugewinn an Lebensqualität in den letzten Jahren empfinden, wählten besonders stark ÖVP und SPÖ.

Den Grünen wird von ihren Wählern vor allem beim Umweltthemen Themenkompetenz zugetraut. 91 Prozent der Grün-WählerInnen gaben an, dass die Partei kompetent beim Thema Verkehr sei, 90 Prozent beim Thema Umweltschutz und immerhin 70 Prozent der Grün-WählerInnen sprachen ihrer Partei Kompetenz bei Zuwanderung und Integration zu.

FPÖ bedient Kernthemen

Die FPÖ konnte bei ihren Wählern vor allem mit ihren Kernthemen Zuwanderung und Integration (82 Prozent), Sicherheit (74 Prozent) und Korruption (67 Prozent) punkten. (seb, derStandard.at, 25.11.2012)