Ab Freitag ist Microsofts neues Betriebssystem Windows 8 erhältlich. Im Vordergrund steht die neue Benutzeroberfläche Metro für Tablets und Touchscreens. Doch welche Innovationen haben sich die Redmonder Entwickler für die vielleicht größte und vielseitigste Videospielplattform am Markt überlegt? Und lohnt sich der Umstieg von Windows 7? Kurz gesagt: Es gibt einige Neuerungen, in der Tiefe sind sie aber überschaubar.
Welches Windows 8 für Spiele?
Gewohnheitstiere müssen sich keine Sorgen machen, unter der Kacheloberfläche findet sich wie gehabt der typische Windows-Desktop - wenngleich auch mit einigen wenigen optischen Anpassungen. Das bedeutet, dass man nach wie vor Spiele abseits des Windows Stores beziehen kann und alternative Plattformen wie Steam oder Good old Games nicht ausgeschlossen werden. In der Regel gilt: Jedes Spiel, dass bereits unter Windows 7 verfügbar und funktionstüchtig war, läuft auch unter Windows 8. Mit Einschränkungen muss man lediglich rechnen, wenn man einen Windows-Tablet erwirbt, der auf einer ARM-Architektur aufbaut. Diese Geräte werden mit der speziellen Tablet-Version von Windows 8 namens Windows RT ausgeliefert, die konventionelle Windows-Programme nicht unterstützt.
Für Spieler zu empfehlen sind daher die Versionen Windows 8 und Windows 8 Pro. Wer bereits eine gültige Windows XP-, Vista- oder Windows 7-Lizenz hat, kann sich bis Ende Jänner das Upgrade auf Windows 8 Pro für rund 30 Euro bei Microsoft herunterladen. Nutzer von älteren Computern aufgepasst: Die Systemanforderungen von Windows 8 liegen etwas unter jenen von Windows 7. Microsoft zufolge sollte der PC mindestens mit einem Prozessor mit 1 GHz, 1 GB RAM (32-Bit) oder 2 GB RAM (64-Bit), 16 GB (32-Bit) oder 20 GB (64-Bit) verfügbarer Festplatten-Speicherplatz und eine DirectX-9-Grafikkarte mit WDDM 1.0 oder höher ausgestattet sein. Zum Spielen moderner Games reicht diese Ausstattung freilich nicht mehr.
Tablet-Games und Xbox Hub
Das touch-optimierte Metro-Interface bringt für Tablets optimierte Anwendungen mit sich, die allesamt über den neuen Windows Store vertrieben werden. Sollte man also ein Windows 8-Tablet sein Eigen nennen, kann man künftig wie bei iPad oder Android-Tablets in den Genuss "Angry Birds" und vielen anderen Tablet-Games kommen.
Hinzu kommt, dass Microsoft seine Xbox-Plattform teilweise in des System integriert. Das bedeutet, dass man künftig Games herunterladen kann, die auch für Xbox 360 verfügbar sind. Ein "Halo 4" oder "Gears of War 3" sollte man sich aber nicht erwarten. Zum Start wurden 40 Download-Games vom Schlage "Cut the Rope", "Gunstringer: Dead Man Running", "IloMilo" und "Kinectimals Unleashed" angekündigt. Diese Spele werden wie alle Metro-Programme nicht für ältere Windows-Versionen erhältlich sein.
Über den Xbox Games Hub erhält man Zugriff auf den eigenen Xbox Live-Account (inklusive Avatar, Avatar Store, Gamerscore und Freunde) und Zugriff auf den Xbox 360 Marktplatz. Dies erlaubt es, vom PC oder Tablet aus zu shoppen und ferngesteuert auf die Xbox 360 herunterzuladen.
Unter der Haube
Windows 7-Anwender, die ihren PC vorrangig für konventionelle Spielkost nutzen wollen, finden in Windows 8 weniger Anreize, um umzusteigen. Der Taskmanager spukt für Übertakter und Hardware-Schrauber deutlich detailliertere Infos zu CPU-Nutzung und Speicherverwendung aus, einen Leistungssprung kann man sich erwarten. Den Benchmarks zufolge, liefern beide Plattformen praktisch idente Ergebnisse. "Nachdem wir 19 Benchmarks durchgeführt haben, können wir bestätigen, dass Windows 7 und Windows 8 die gleiche Spielleistung bieten", resümiert etwa Techpower Up. Allfällige Probleme mit neuen Treibern könnten den Spielgenuss leicht trüben, aber dabei dürfte es sich um typische Anfangsschwierigkeiten handeln. "Die meisten Spiele laufen unter Windows 8 genauso gut, wie unter Windows 7.", kommt PC World zum gleichen Schluss.
Noch kein DirectX 12
Microsoft bringt mit Windows 8 ein Performance-Update der Programmierschnittstellensammlung DirectX 11 heraus, das Teil von Windows 7 und Vista ist. DirectX 11.1 wird aber keine neuen Grafikeffekte ermöglichen, dies hebt sich der Hersteller vermutlich für die nächste große Version DirectX 12 auf. Zu größten Vorteil von 11.1 gehört, dass Entwicklern die Programmierung von Games vereinfacht wird. Beispielsweise wurde die Schnittstelle für 3D-Darstellung vereinheitlicht und DirectX 11.1 mit Hilfe von "Capability Bits" die Funktionalität einer Grafikkarte überprüfen und sich dann selbstständig um die Optimierung der Berechnungen kümmern.
Vernetzung über SmartGlass
Windows 8 ist die erste Plattform, die Xbox SmartGlass unterstützt. Durch die neue App kann man seinen Windows 8-PC oder -Tablet dazu nützen können, um durch das Dashbord-Menü der Xbox 360 zu navigieren, den Internet Explorer intuitiver zu bedienen und, um die Geräte mit den Diensten Xbox Video und Xbox Music zu koppeln. Sieht man sich über die Xbox 360 einen Film an oder hört Musik, kann man sich so auf dem Tablet weitere Informationen zu den Inhalten anzeigen lassen. Auch kann man einen Film auf dem Tablet per WiFi und über die Xbox 360 auf dem Fernseher ansehen.
Zu den Funktionen von SmartGlass gehört auch die Erweiterung von Xbox 360-Spielen auf den Zweitscreen. Bei "Forza Horizon" etwa kann man sich über das Tablet die Landkarte ansehen, ohne den Fuß vom Pedal geben zu müssen. Weitere Spiele, die zum Start unterstützt werden sind beispielsweise "Dance Central 3" und "Kinect Sesame Street TV".
Kein triftiger Grund zum Umstieg
Für Spieler gibt es unterm Strich keinen triftigen Grund von Windows 7 zu wechseln. Dies könnte sich ändern, sollte sich Microsoft dazu entscheiden, DirektX 12 exklusiv für Windows 8 zu veröffentlichen. Aber selbst dann wird es vermutlich noch einige Jahre dauern, bis Hersteller die Möglichkeiten der neuen Funktionen ausschöpfen. Selbst die Features von DirectX 11 werden von einigen aktuellen Werken nicht genutzt. Wer ein älteres System wie Vista oder XP einsetzt, kann sich den Umstieg auf das traditionellere Windows 7 oder den Hybriden Windows 8 überlegen. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 25.10.2012)