Streitet auch mit Roten, wenn es sein muss: Rudolf Kaske.

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Rudolf Kaskes Karriere ist typisch für die Sozialdemokratie nach Kreisky: Als Kreisky 1970 Kanzler wurde, begann Kaske seine Lehre als Koch - und nahm all die Freiheiten in Anspruch, die man als junger Arbeitnehmer plötzlich hatte. Er wurde Jugendvertrauensrat, Landesjugendobmann in der Gastgewerbegewerkschaft HGPD und stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaftsjugend ÖGJ.

Aber er erkannte rasch, dass die Sekretärsfunktion immer wichtiger wurde - konsequent wurde er erst Jugendsekretär, dann Zentralsekretär seiner Gewerkschaft, ehe er 1995, kurz nach dem Krebstod seiner Frau, im Vorsitz der HGPD Erfüllung fand. Das war eine Parallele zu Fritz Verzetnitsch, der mit ähnlicher Laufbahn damals ÖGB-Präsident geworden war. Unter Verzetnitsch wurde Kaske Aufsichtsrat der Bawag - was in seinen offiziellen Biografien verschwiegen wird.

Später sagte Kaske über den Bawag-Skandal: "Ich gehe davon aus, dass die Beschlüsse, die der Aufsichtsrat gefasst hat, nicht eingehalten worden sind. Und ich sage es ganz offen, irgendwann Ende der Neunzigerjahre habe ich so das Gefühl (gehabt), wir wurden angelogen." Dass ein Aufsichtsrat von Gesetzes wegen handeln müsste, wenn er das Gefühl hat, belogen zu werden, hat man Kaske aber nie zum Vorwurf gemacht. Im Gegenteil: Nach seinem Ausscheiden aus der Bawag-Funktion 2006 konnte er die HGPD mit anderen Dienstleistungsgewerkschaften zur Vida fusionieren und den Vorsitz übernehmen.

Mann mit Bodenhaftung

Dabei kamen ihm drei Eigenschaften zugute, die ihn mit 57 auch für das Amt des AK-Präsidenten prädestinieren: Erstens ist Kaske ein Mann mit Bodenhaftung - ob er nun Flugzettel verteilt oder Kochkurse für Gewerkschaftsmitglieder macht, wirkt er niemals abgehoben. Zweitens attestiert ihm auch die Arbeitgeberseite Handschlagqualität bei Sozialpartnerverhandlungen.

Und drittens ist er kein typischer Parteisoldat - aus den Kreisky-Jahren hat er sich die Freiheit bewahrt, sich auch mit sozialdemokratischen Politikern anzulegen, wenn es seinen Mitgliedern nutzt. Gleichzeitig vermeidet er Gewerkschaftssprech - als er vor zwölf Jahren die Befürchtung aussprach, dass "die Republik brennt", wenn ein Heer aus Arbeitslosen losmarschiert, wurde das als Drohung verstanden. Dabei war es nur die ungekünstelte Formulierung einer realen Gefahr, die ein künftiger AK-Präsident nicht wünschen kann. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 27.8.2012)