Paris - Jugendliche, die Gewalttätigkeit in der Kindheit erlebt haben, sind wegen Veränderungen in ihrer Gehirnstruktur anfällig für Depressionen oder Drogenmissbrauch. Dies ergab eine Langzeitstudie, die am Mittwoch in der Zeitschrift Neuropsychopharmacology veröffentlicht wurde. Die Untersuchung könnte hilfreich sein für die frühzeitige Entdeckung solcher Veränderungen und für Vorsorgemaßnahmen für solche Jugendliche.

Durch eine besondere Magnetresonanztomografie fanden Forscher Mikrorisse an bestimmten Stellen im Gehirn von Jugendlichen, die Gewalttätigkeit in ihrer Kindheit entweder selbst erlitten oder miterlebt hatten, wie Hao Huang vom Advanced Imaging Research Centre der US-Universität Texas. Diese Markabschnitte oder Nervenbahnen verbinden ähnlich wie Computerkabel verschiedene Gehirnregionen und übermitteln Signale, um sicherzustellen, dass diese miteinander "kommunizieren".

Gezielte Vorsorge

Insgesamt wurden 19 Jugendliche untersucht, die physischen oder sexuellen Missbrauch vor dem Alter von zehn Jahren erlitten oder häusliche Gewalt über eine Zeit von mindestens sechs Monaten miterlebt hatten. In einer Kontrollgruppe befanden sich 13 Jugendliche ohne Missbrauchsgeschichte. Die Jugendlichen in der Missbrauchsgruppe waren zum Zeitpunkt der Rekrutierung für die Studie durchschnittlich 16 Jahre alt, physisch und psychisch gesund und hatten weder ein Alkohol- noch ein Drogenproblem. Alle Teilnehmer wurden im Abstand von sechs Monaten bis zu fünf Jahre lang untersucht.

Fünf der 19 Missbrauchsopfer entwickelten später eine Depression, während es in der Kontrollgruppe nur ein Jugendlicher war. Vier aus der ersten Gruppe bekamen zudem ein Alkohol- oder Drogenproblem verglichen mit einem aus der Kontrollgruppe. Zwei Teilnehmer aus der Missbrauchsgruppe hatten beide Schwierigkeiten gleichzeitig.

"Wir glauben, dass Überprüfungen des Gehirns hilfreich sein könnten, um Jugendliche auszumachen, die ein hohes Risiko haben, solche Störungen zu entwickeln", sagte Huang. Sie könnten dann gezielt vorsorglich behandelt werden. In früheren Studien war bereits festgestellt worden, dass Missbrauchsopfer bestimmte Veränderungen im Gehirn erleiden, doch nun wurde erstmals eine Verbindung zu späteren psychologischen Störungen festgestellt. (APA)