Schon 50 Jahre alt: Der Räuber Hotzenplotz, der ...

Illustration F.J. Tripp/Mathias Weber aus "Der Räuber Hotzenplotz" von Otfried Preußler, Thienemann Verlag 2012.

... die ihm gestellte Falle enttarnt. "Aber Räuber sind oft gar nicht so dumm, wie sie manchmal ausschauen", heißt es in Otfried Preußlers Buch.

Illustration F.J. Tripp/Mathias Weber aus "Der Räuber Hotzenplotz" von Otfried Preußler, Thienemann Verlag 2012.

Der Jubiläumsband mit kolorierten Illustrationen.

Illustration F.J. Tripp/Mathias Weber aus "Der Räuber Hotzenplotz" von Otfried Preußler, Thienemann Verlag 2012.

Auch ein Räuber kommt in die Jahre: Vor genau 50 Jahren erschien der erste Band von Otfried Preußlers "Der Räuber Hotzenplotz". Der erste Band wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und ist derzeit in der 64. Auflage erhältlich. 1969 erschien - laut Otfried Preußler nur aufgrund der Hartnäckigkeit seiner Leserschaft - eine Fortsetzung unter dem Titel "Neues vom Räuber Hotzenplotz", 1973 schließlich folgte "Hotzenplotz 3".

Unter so klingenden Titeln wie "Ryöväri hurjahanka" (Finnisch) und "El Bandido Saltodemata" (Spanisch) oder auch "Wang-Do-Duk Ho-tzen-pl-o-tz" (Koreanisch) wurden die "Hotzenplotz"-Bände insgesamt 7,5 Millionen Mal verkauft. Eine Auswahl exotischer Ausgaben sowie die Originalausgabe von 1962 sind noch bis 15. September in der Württembergischen Landesbibliothek in einer Ausstellung zu sehen.

Schon in den 70er Jahren gab es zwei "Hotzenplotz"-Filme im Kino zu sehen, 2006 folgte eine Neuverfilmung. Auch auf zahlreichen Theaterbühnen trieb der Räuber sein Unwesen, selbst in Computerlernspielen kommt Hotzenplotz zum Einsatz. Anlässlich des Jubiläums erscheinen nun alle drei Bände als Sonderausgaben: Der Text blieb unverändert, die schwarz-weißen Originalzeichnungen von Franz Josef Tripp wurden jedoch von Mathias Weber nachkoloriert.

Raub der Kaffeemühle

Sieben Messer und eine Pfefferpistole trägt der Räuber Hotzenplotz, der zu Beginn des ersten Bandes die Kaffeemühle von Kasperls Großmutter raubt, die beim Kurbeln "Alles neu macht der Mai" spielt, das Lieblingslied der Großmutter - und er ist dabei keineswegs zimperlich, wie der folgende Ausschnitt beweist:

"Her mit dem Ding da!"
Großmutter blickte verwundert auf und rückte an ihrem Zwicker.
Vor ihr stand ein fremder Mann mit einem struppigen schwarzen Bart und einer schrecklichen
Hakennase im Gesicht. Auf dem Kopf trug er einen Schlapphut, an dem eine krumme Feder
steckte, und in der rechten Hand hielt er eine Pistole. Mit der Linken zeigte er auf Großmutters Kaffeemühle.
"Her damit, sage ich!"
Aber Großmutter ließ sich nicht Bange machen.
"Erlauben Sie mal!", rief sie entrüstet. "Wie kommen Sie da herein - und was fällt Ihnen ein, mich so anzuschreien? Wer sind Sie denn eigentlich?"
Da lachte der fremde Mann, dass die Feder an seinem Hut nur so wackelte.
"Sie lesen wohl keine Zeitung, Großmutter? Denken Sie mal scharf nach!"
Jetzt erst sah Großmutter, dass in dem breiten Ledergürtel des Mannes ein Säbel und sieben Messer steckten. Da wurde sie blass und mit ängstlicher Stimme fragte sie:
"Sind Sie etwa - der Räuber Hotzenplotz?"
"Der bin ich!", sagte der Mann mit den sieben Messern. "Machen Sie keine Geschichten, das mag ich nicht. Geben Sie mir sofort die Kaffeemühle!"
"Aber die gehört Ihnen doch gar nicht!"
"Papperlapapp!", rief der Räuber Hotzenplotz. "Tun Sie gefälligst, was ich von Ihnen verlange! Ich zähle bis drei ..." Und er hob die Pistole.
"Bitte nein!", sagte Großmutter. "Die Kaffeemühle dürfen Sie mir nicht wegnehmen! Ich habe sie zum Geburtstag bekommen. Wenn man dran kurbelt, spielt sie mein Lieblingslied."
"Eben deshalb!", knurrte der Räuber Hotzenplotz. "Ich will auch eine solche Kaffeemühle haben, die ein Lied spielt, wenn man dran kurbelt. Geben Sie sie schon her!"
Da tat Großmutter einen tiefen Seufzer und gab sie ihm. Was hätte sie sonst auch tun sollen?
Jeden Tag konnte man in der Zeitung lesen, was für ein böser Mensch dieser Hotzenplotz war."

(Auszug aus: Otfried Preußler, Der Räuber Hotzenplotz, Thienemann Verlag 2012)

Wie Kasperl und sein Freund Seppel es trotz Hotzenplotzs List und der Gefahr durch den Zauberer Petrosilius Zwackelmann schaffen, die Kaffeemühle zurückzubringen, erzählt der erste Band.  (red, derStandard.at, 31.7.2012)