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Die Häufigkeit akuter Krisen hängt nicht unbedingt mit dem erreichten Schweregrad der Erkrankung zusammen.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Salzburg/Wien - Manche Patienten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), der klassischen Folgeerkrankung des Rauchens, erleiden mehr akute Phasen der Verschlechterung ihres Leidens als andere. Bei ihnen sind intensivierte Prävention und Therapie besonders wichtig.  Experten diskutierten am Freitag beim Jahreskongress der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG) in Salzburg die verschiedenen "Phänotypen" der Erkrankung.

Der Hintergrund: 26,1 Prozent der Österreicher (25,7 Prozent der Frauen und 26,6 Prozent der Männer) leiden an chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). 10,7 Prozent haben eine auf jeden Fall behandlungsbedürftige COPD, ein Prozent sind schwer krank. Nur bei 5,6 Prozent der Menschen in Österreich wurde die Diagnose durch den Arzt überhaupt gestellt.

Während 20 Prozent der Niemals-Raucher Anzeichen eine COPD aufweisen, sind es fast 40 Prozent der Menschen, die 20 Jahre oder länger eine Packung Zigaretten pro Tag konsumiert haben. Was als "Raucherbronchitis" beginnt, entwickelt sich oft schleichend in eine chronisch fortschreitende Abnahme der Lungenfunktion, welche schließlich ins Emphysem (Lungenblähung) und sogar in Lungenversagen führen kann.

Phänotypen der Erkrankung

Doch nicht alle Betroffenen sind gleich. Klaus Rabe, deutscher Experte und Präsident der European Respiratory Society (ERS): "COPD-Patienten sind keine einheitliche Gruppe von Erkrankten. Wir sprechen hier zunehmend von verschiedenen 'Phänotypen' der Erkrankung." Ein Beispiel dafür sind die sogenannten Exazerbationen, also Phasen einer akuten Verschlechterung der Erkrankung. Rabe: "Es gibt Patienten, die häufig solche Exazerbationen haben, andere wieder kaum."

Das ist auch nicht unbedingt mit dem erreichten Schweregrad der Erkrankung verbunden, betonte der COPD-Experte: Es gibt Patienten, die in einem noch recht frühen Stadium und bei noch relativ geringer Lungenfunktionseinschränkung solche Exazerbationen haben, andererseits gibt es auch Patienten mit fortgeschrittener Erkrankung, die in dieser Beziehung sprichwörtlich "unauffällig" sind. Rabe: "Auslösende Faktoren für Exazerbationen können virale oder bakterielle Infektionen, Stress, körperliche Belastungen und Co-Morbiditäten, also Begleiterkrankungen wie chronische Herzschwäche, etc. sein."

Erhöhte Mortalität

Jedenfalls wäre es besonders wichtig, so Rabe, gerade die Personen mit dem größten Risiko unter den COPD-Patienten zu identifizieren. Der deutsche Lungenspezialist: "Eine schwere Exazerbation bedeutet auch eine erhöhte Mortalität. Das bedeutet oft auch vermehrte Spitalsaufenthalte etc. Daher sollte man möglichst danach trachten, solche Episoden zu verhindern. Das geht über eine optimale medikamentöse Therapie, Fitness und Ernährung. Mit der Substanz Roflumilast haben wir übrigens jetzt ein neues Medikament, das zusätzlich zur entzündungshemmenden, vor allem Cortison und Bronchien-erweiternden Medikamenten (Sympathomimetika), eingesetzt werden kann."

Rabe und Co-Autoren haben in einer im britischen "Lancet" Ende August 2009 erschienenen klinischen Studie nachweisen können, dass das neue Arzneimittel zu einer Verbesserung der Lungenfunktion bei COPD-Patienten führt, die bereits mit anderen etablierten Medikamenten behandelt werden.

Handelt es sich um eine schwere Exazerbation bei einer COPD, ist eine Spitalsaufnahme unumgänglich. Der Wissenschafter: "In den vergangenen Jahren wurde auch gezeigt, dass die nicht-invasive Sauerstofftherapie dieser Patienten im Krankenhaus die Mortalität senkt." (APA, 15.62012)