Wirft man einen Blick in das Portfolio der größten Herausgeber der Gaming-Industrie, entdeckt man heuer bei allen Anbietern Kriegspiele im Sortiment. Egal ob Activision, Electronic Arts, Ubisoft oder Take 2: 2012 begeben sich alle big player auf die virtuellen Schlachtfelder. Und das hat seinen Grund: Kriegspiele sind beliebt wie eh und je. 2011 verkauften sich die beiden stärksten Genrevertreter "Call of Duty: Modern Warfare 3" und "Battlefield 3" laut Angaben der Marktbeobachter VGChartz zusammen mehr als 40 Millionen Mal. Es ist also nicht verwunderlich, dass auch andere Hersteller von diesem anhaltenden Boom profitieren wollen. Auf der vergangenen Branchenmesse E3 zeigte sich anhand gut gefüllter Warteschlangen, dass der Trend zu War-Games auch dieses Jahr nicht abreißen dürfte. Um sich voneinander abzuheben, verlassen die Studios diese Saison abgetretene Pfade und erreichen mit ihren digitalen Kriegszügen nicht selten die Zukunft. Ein Überblick von der Front:

Medal of Honor Warfighter (25. Oktober; PC, PS3, Xbox360)  

Mit dem Neustart des Franchises im Jahr 2010 verließ die Reihe den Zweiten Weltkrieg und wechselte in das vom Krieg zerrüttete Afghanistan der Gegenwart um Spieler in die Rolle von US-Elitesoldaten zu versetzen. "Medal of Honor Warfighter" führt abermals auf brandaktuelle Krisenherde, mit Missionen, die einen direkten Bezug zu Ereignissen in der realen Welt haben. Ob Geiselbefreiung auf den Philippinen oder die Beseitigung der Bedrohung durch Piraten an der Küste von Somalia - "das Spiel bietet einen unmittelbaren und persönlichen Einblick in den Kampf gegen die globale Bedrohung durch den Terrorismus", so die Entwickler. Das Spiel wurde von Tier 1-Eliteeinheiten der USA während ihrer Überseeeinsätze geschrieben. "Medal of Honor Warfighter" erzählt die Geschichte des US-Tier 1-Operator "Preacher", der bei seiner Rückkehr nach Hause feststellen muss, dass seine Familie infolge jahrelangen Kampfeinsätze zerrüttet ist. Er versucht, den Scherbenhaufen seiner Ehe zu kitten. Dabei wird er an das erinnert, wofür er eigentlich immer gekämpft hat: die Familie. Aber als ein tödlicher Sprengstoff, bekannt als PETN, über zivile Grenzen gebracht wird, kommt es zum Zusammenstoß der beiden Welten, und Preacher wird zusammen mit seinen Teamkameraden entsandt. Im Multiplayer können Spieler aus der ganzen Welt die Tier 1-Einheiten ihres Landes auf dem globalen Schlachtfeld repräsentieren. Das Spiel bietet 12 verschiedene Tier 1-Einheiten aus verschiedenen Ländern, darunter das australische SASR, der britische SAS, das deutsche KSK und die polnische GROM. Zum ersten Mal in der Reihe gibt es bei "Medal of Honor Warfighter" ein multinationales Tier 1 Blau-gegen-Blau-Teamplay. Entwickelt wird das Spiel auf der Frostbite 2-Engine und wird von Danger Close Games in Los Angeles, Kalifornien, entwickelt. Das Kernteam wird verstärkt durch Branchenveteranen, die früher bei DICE, Treyarch und anderen preisgekrönten Entwicklungsstudios waren.

Dass Danger Close Games trotz der düsteren, authentischen Atmosphäre keine Kriegssimulation im Sinn hat, zeigte die ausführliche Demonstration auf der Branchenmesse E3. Spieler können sich sicher sein, dass sie sich selbst von Volltreffern aus einem Scharfschützengewehr wieder erholen. Praktisch, wenn es nicht ums echte Leben geht.

Call of Duty: Black Ops 2 (13. November; PC, PS3, Xbox 360)

Das Milliarden-Franchise von Activision wird dieses Jahr wieder von Studio Treyarch fortgesetzt. Nach der Inszenierung eines Thrillers zur Zeit des Kalten Kriegs ("Black Ops", 2010) lässt "Call of Duty: Black Ops 2" heuer eine schwarze Zukunft erleben. Das Setting ist im Jahr 2025 angesiedelt und schleudert Spieler in ein Szenario das auf heutigen Schlagzeilen basiert. Hoch entwickelte Waffen, Kriegsführung mit Robotern und Drohnen definieren die Schlachten und konfrontieren einen mit der Frage, "Was passiert, wenn jemand die Schlüssel entwendet?" und "Werden unsere größten Stärken zu unseren größten Schwächen?". Aber auch am Spieldesign wurde gefeilt. Der Kritik am stark linearen Story-Aufbau entgegnen die Entwickler mit so genannten Strike Force Levels, die in die Kampagne eingebettet wurden. Bei diesen Einsätzen können Spieler nach dem Sandkastenmodell frei nach eigenen Entscheidungen Ziele angehen und auch scheitern. Der Ausgang deser Missionen beeinflusst die Erzählung, wodurch man erstmals in der Serie verzweigte Handlungsstränge erleben darf. Die weiterentwickelte Grafikengine soll für ein Spektakel im Stile eines Michael Bay-Films sorgen. Der stark auf Multiplayer-Konfrontationen ausgelegte Titel wird auch in der Zukunft nicht auf seinen Zombies-Modus verzichten.

Spec Ops: The Line (29. Juni, PC, PS3, Xbox 360)

Das deutsche Studio Yager geht für Herausgeber Take 2 einen weiteren Schritt in Richtung kriegerischer Utopie. "Spec Ops: The Line" spielt inmitten der verwüsteten Pracht von Dubai. Einst der Spielplatz der reichsten Elite der Welt, fiel Dubai einer Reihe von verhängnisvollen Sandstürmen zum Opfer. Als Captain Martin Walker reist man im Third-Person-Shooter durch die zerstörte Schönheit um Colonel John Konrad und sein verschollenes 33. Bataillon zu finden. "Die Story spielt eine sehr große Rolle. Wir wollten sie nicht nur in Zwischensequenzen erzählen, quasi als Füllmaterial für die Shoot-Outs. Wir verlangen dem Spieler moralische Entscheidungen ab und man erlebt die Entwicklung des eigenen Charakters.", erklärt Timo Ullmann, Gründer des Entwicklerstudios Yager, gegenüber dem GameStandard. "Es ist kein hurrapatriotischer Shooter, er berücksichtigt auch die psychologische Komponente. Zum Beispiel geht es um die Frage: Was passiert mit guten Menschen, die in schlimme Situationen geraten? Im Englischen gibt es den Spruch: "The road to hell is paved with good intentions." Dem wollen wir mit Spec Ops: The Line nachspüren. Trotz des Settings, werde das Spiel aber keinen Bezug zu realen politischen Hintergründen nehmen. Dubai stehe eher für einen Ort der Widersprüche. "Dubai ist die ideale Location und stand schon von Anfang an fest. Die Stadt bietet faszinierende Gegensätze: Eine hyper-moderne, ständig expandierende Metropole, riesige Wolkenkratzer, Machbarkeitswahn, überbordender Reichtum und Hybris. Überdimensionale Golfplätze, Luxushotels auf künstlichen Inseln und das alles mitten in der Wüste, wo das Leben für Menschen noch vor wenigen Jahrzehnten nur unter größten Schwierigkeiten möglich war. Wir waren auf der Suche nach einem fantastischen Ort, der zugleich aber real exisitert.", sagt Ullmann.

Neben der Einzelspieler-Kampagne werden ein klassenbasiertes Multiplayer-Erlebnis und Squad-basierte Spiele geboten.

Ghost Recon: Future Soldier (PC, PS3, Xbox 360)

Moderne Konflikte auf eine taktische Ebene hebt "Ghost Recon: Future Soldier". Man schlüpft in die Rolle einer Spezialeinsatzkraft und führt seinen Squad nach einem Anschlag auf ein anderes "Ghost"-Team durch Missionen in Nigeria, Russland und Norwegen. Als eine Bombe ein ganzes Ghost-Squad auslöscht, wird ein neues Team zusammengestellt, um die Quelle dieser Waffe zu ermitteln. Die Spur führt Kozak, Ghost Lead, Pepper und 30K um die ganze Welt, in die Zentren der Macht, wo Rebellion und Krieg unter der Oberfläche brodeln. Um einen globalen Konflikt zu verhindern, stehen einem ein ausgiebiges Waffenarsenal und zahlreiche nützliche Gadgets wie ein Tarnanzug bereit. Im Unterschied zu den bereits genannten Shootern ist in "Future Soldier" ein bedachtes Vorgehen gefragt. Die Einsätze können oftmals nur durch Anschleichen und den präzisen Einsatz des Deckungssystems gelöst werden, während man seinen Mitstreitern Anweisungen zum Einnehmen oder Verteidigen einer Position geben kann. Bei der Wahl der Ausrüstung ist für Individualisierung gesorgt. Mit Hilfe des GunSmith-Systems kann jede Komponente einer Waffe angepasst werden - von der Zieloptik bis zum Abzug und dem Rückschlag System.

Der Mehrspielermodus ist Team-basiert und versetzt Akteure in die Rolle von Schütze, Ingenieur oder Kundschafter. Taktisches Manöver wie Sperrfeuer sind notwendig, um Einsatzziele zu erreichen. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 17.6.2012)

Auf welches Kriegsspiel freuen Sie sich dieses Jahr? Oder mögen sie keine Kriegsspiele? Sagen Sie uns Ihre Meinung!