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Infektionsgefahr besteht bei Kontakt mit Katzenkot.

Foto: Reuters/Ho

Wasserkopf, Veränderungen im Gehirn oder Augenschäden - das sind einige der schweren Folgen für ein Kind, wenn sich die Mutter während der Schwangerschaft erstmals mit dem Parasiten Toxoplasma gondii infiziert. Das Dilemma: Die meisten Mütter merken selbst nichts von einer solchen Infektion. Ein freiwilliger Bluttest auf Toxoplasmose kann jedoch die Infektion erkennen und gehört in Frankreich und Österreich zum Vorsorgeprogramm bei einer Schwangerschaft. Die Behandlungsstrategien und die Erfolgsergebnisse sind in den europäischen Ländern unterschiedlich. Lange war auch unklar, ob das in Deutschland übliche Therapie-Schema, das üblicherweise auch in Österreich zur Anwendung kommt, zum Schutz des Kindes vor einer Infektion tatsächlich wirksam ist.

Gewissheit brachte jetzt eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützte Untersuchung durch das Deutsche Konsiliarlabor für Toxoplasmose. Durchgeführt wurde die Studie unter der Leitung von Uwe Groß, Direktor der Abteilung Medizinische Mikrobiologie an der Universitätsmedizin Göttingen, gemeinsam mit Harald Hlobil von den "Laborärzten Sindelfingen". Sie belegt: Die in Deutschland und Österreich angewandte Behandlungsstrategie schützt ungeborenes Leben effektiv vor einer Infektion über die Mutter. Sie schützt Kinder offenbar sogar besser vor einer Toxoplasmose als andere in Europa angewandte Therapieschemata. Die Ergebnisse sind jetzt in der Mai-Ausgabe der amerikanischen Fachzeitschrift "Clinical Infectious Diseases" veröffentlich.

Nachsorgeprogramm wünschenswert

Für die bislang umfassenste deutsche Studie zur Toxoplasmose in der Schwangerschaft wurden 685 schwangere Frauen mit einer Erstinfektion während der Schwangerschaft untersucht und der Gesundheitszustand ihrer Kinder über einen Zeitraum von bis zu mehr als drei Jahren nach Geburt beurteilt. Die Ergebnisse zeigen: Mit der in Deutschland üblichen Therapie wird das Risiko einer Übertragung der Toxoplasmen von der Mutter auf das Kind deutlich gesenkt. "Im Vergleich zu Untersuchungen an unbehandelten Schwangeren oder zu Therapieschemata anderer Länder haben wir eine Rate von weniger als fünf Prozent, das ist ein ausgesprochen niedriges Risiko", sagt Uwe Groß. So wurden bei den 685 frisch infizierten Schwangeren insgesamt 33 Kinder mit einer sogenannten pränatalen Toxoplasma-Infektion beobachtet. Von diesen wiederum wiesen nur elf Kinder klinische Symptome bei der Geburt oder innerhalb ihrer ersten Lebensjahre auf.

Besonders gut wirkte sich eine Therapie auf das Kind aus, wenn sie frühzeitig begonnen wurde, also innerhalb der ersten vier Wochen nach Infektion der Mutter erfolgte. "Das bedeutet konkret, dass bei rechtzeitiger Therapie der frisch infizierten Mutter nur eines von 62 Kindern klinische Symptome zeigen. Diese verlaufen dann zudem meistens milde", sagt Groß. Von den Müttern wird die Therapie in den meisten Fällen sehr gut vertragen. Nur in einem von 119 Fällen (weniger als ein Prozent) musste die Behandlung wegen einer Unverträglichkeit geändert werden. "Die Untersuchungen zeigen aber auch, dass ein Nachsorge-Programm der betroffenen Kinder wünschenswert wäre", sagt Uwe Groß.

Schwangere können in einem Screening-Bluttest frühzeitig feststellen, ob sie bereits vor der Schwangerschaft schützende Antikörper gebildet haben. Zeigen die Blutteste an, dass eine frische Infektion vorliegt, wird in Österreich und Deutschland in der Regel über mindestens vier Wochen eine antiparasitäre Therapie mit dem Medikament Spiramycin (bis zur 16. Schwangerschaftswoche) oder mit der Kombination aus Pyrimethamin, Sulfadiazin und Folinsäure (ab der 16. Schwangerschaftswoche) durchgeführt. (red, derStandard.at, 8.6.2012)