Teheran   - Ein iranischer Großayatollah hat ein Todesdekret durch eine Fatwa  gegen den in Deutschland lebenden Rapper Shahin Najafi erlassen. Der 31-jährige Musiker soll in dem Song "Imam Naghi" den zehnten Propheten (Imam) der schiitischen Muslime beleidigt haben. Die Nachrichtenagentur FARS berichtete am Mittwoch, Großayatollah Ali Safi-Golpayegani habe das Lied als Blasphemie gedeutet. Mit dem Dekret sind nicht nur Schiiten, sondern auch andere Muslime aufgerufen, den Mann zu ermorden und "für immer in die Hölle zu schicken".

Najafi war im Iran ein Untergrundmusiker und politischer Aktivist, bevor er im Jahre 2005 nach Deutschland auswanderte. Im Iran werden seine Songs und Alben entweder auf dem Schwarzmarkt gekauft oder im Internet heruntergeladen. Vielen gilt er als der "iranische Eminem". Besonders wegen seiner islamkritischen Texte steht Najafi schon seit längerem im Iran auf der schwarzen Liste der Dissidenten ganz oben.

Neuauflage des Falls Rushdie

Das letzte Todesdekret eines iranischen Großayatollah war gegen den britischen Autor Salman Rushdie gerichtet. Im Februar 1989 hatte Irans damaliger religiöser Führer Ayatollah Khomeini das Dekret gegen den gebürtigen Inder wegen Gotteslästerung in seinem Buch "Die Satanischen Verse" erlassen. Rushdie stand für mehr als zwölf Jahre unter Polizeischutz und musste in all den Jahren um sein Leben bangen. Erst 2001 erklärte der damalige Präsident Mohammad Khatami, dass der Iran dieses Dekret nicht ausführen werde.

Die im Iran dominierende Richtung des schiitischen Islam verehrt zwölf "Imame" (Zwölfer-Schia). Der erste ist der vierte Kalif und Schwiegersohn des Propheten Mohammed, Ali, der ebenso wie die meisten seiner Nachfolger eines gewaltsamen Todes starb. Der zwölfte Imam wurde vor etwa 1000 Jahren in die Verborgenheit entrückt und soll kurz vor dem Jüngsten Gericht als Erlöser, als "Mahdi", zurückkehren. Der zehnte Imam, auch bekannt als Ali al-Hadi, wurde der Überlieferung zufolge im Auftrag eines abbasidischen Kalifen vergiftet.  (APA, 9.5.2012)