Pirat mit Säbel und Ambitionen.

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Wien - Ein prächtiger Bart macht noch keinen erfolgreichen Piraten. Dieser bitteren Wahrheit muss der sinnigerweise auf den Namen Piratenkapitän hörende Held von "Die Piraten! - Ein Haufen merkwürdiger Typen", dem neuen Animationsfilm aus dem Hause Aardman, in schöner Regelmäßigkeit ins Auge sehen. Bei der Wahl zum Piraten des Jahres hat der vom Unglück verfolgte Seeräuber gegen seine mit allen Wassern gewaschenen Mitbewerber nämlich traditionell kein Ruderleiberl. Klarer Fall von akutem Dublonenmangel!

Der Wind scheint sich erst zu drehen, als der frisch gefangene Jungforscher Charles Darwin erkennt, dass es sich bei dem geliebten Schiffsmaskottchen Polly um keinen Papagei, sondern um ein Exemplar des längst ausgestorben geglaubten Dodo handelt.

Von den Folgen dieser Entdeckung erzählt das Team um Regisseur Peter Lord wie es zur guten Tradition der Aardman-Produktionen ("Wallace & Gromit") gehört: voll Humor und mit Liebe zum Detail. Nach einem computeranimierten Intermezzo ("Flutsch und weg") sind die Engländer zu ihren Plastilintöpfen zurückgekehrt, um Knetfiguren in aufwändiger Handarbeit zum Leben zu erwecken.

Sichtbarstes Zugeständnis an die heutigen Animationskonventionen ist lediglich der 3-D-Effekt. Dessen Einsatz wirkt zwar nicht forciert, bringt allerdings auch nicht so viel filmischen Mehrwert wie etwa im Knetgrusel "Coraline". Doch auch so bietet "Die Piraten!" genug fürs Auge, von allerlei witzigen Kleinigkeiten im Hintergrund des Geschehens bis zu der erstaunlichen Vielzahl an skurril-beseelten Figuren. Allen voran steht natürlich der in der Originalversion von Hugh Grant gesprochene Piratenkapitän. Dieser sieht zwar nicht so aus wie sein Stimmgeber, erweist sich jedoch als typischer Hoppertatsch Grant'scher Prägung. Neben ihm und seiner Crew erfreuen der liebeskranke Charles Darwin und dessen Butler in Schimpansengestalt. Dass der Wappenspruch der Königin Victoria just "Ich hasse Piraten" lautet, prädestiniert diese wiederum zur natürlichen Erzfeindin aller anständigen Seeräuber.

Die sich um dieses Personal entspinnende Geschichte trägt trotz Vorhersehbarkeiten leicht über die gesamte Langfilmdistanz. Und auch wenn nicht zu verleugnen ist, dass der Kurzfilm die Paradedisziplin von Aardman bleibt, gibt es schlimmere Fortsetzungsdrohungen als jene für dieses Abenteuer. (Dorian Waller, DER STANDARD, 28.3.2012)