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Ob die Geldflut eher positive oder im Gegenteil eher nachteilige Folgen zeitigt, darüber gehen die Meinungen auseinander.

Foto: EPA/Endig

Berlin - Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank hat für Kritik gesorgt. Die EZB bringe leichtfertig Notenbankgeld in Umlauf und riskiere mit ihrer Geldschwemme eine Inflation, sagte der frühere deutsche Bundesbank-Präsident Helmut Schlesinger der "Welt am Sonntag". "Die EZB betreibt nun Liquiditätspolitik in einem Ausmaß, für das es in Friedenszeiten keine historischen Erfahrungen gibt." Auch Unionsfraktionschef Volker Kauder äußerte Kritik.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im Kampf gegen eine Kreditklemme die Märkte Ende Februar erneut mit extrem billigem Geld geflutet. Die von der Schuldenkrise gebeutelten Banken liehen sich die Rekordsumme von 529,5 Milliarden Euro für den außergewöhnlich langen Zeitraum von bis zu drei Jahren. Beim ersten Geschäft dieser Art kurz vor Weihnachten hatten sich Geschäftsbanken 489,2 Milliarden Euro für drei Jahre von der Zentralbank geborgt. Beide Geschäfte wurden zum Festzins von 1,0 Prozent abgewickelt.

Bilanz verdreifacht

Schlesinger sagte, die Notenbankbilanz habe sich innerhalb kurzer Zeit von einer auf drei Billionen Euro verdreifacht. "Das sind Dimensionen, die eher an die Kriegsfinanzierung erinnern. Damals hat sich die Bilanzsumme verzehnfacht." Er kritisierte vor allem die allzu großzügige Haltung der EZB gegenüber den Geschäftsbanken. "Die Banken werden mit Geld regelrecht überschüttet und können sich sehr wohlfühlen."

Der deutsche Unionsfraktionschef Kauder sagte der "WirtschaftsWoche", er sehe die Ausgabe von über einer Billion Euro an Banken mit "gemischten Gefühlen". Sobald der dauerhafte Euro-Rettungsfonds ESM im Laufe des Jahres in Kraft getreten sei, sollte die EZB ihre Liquiditätshilfen und zinsgünstigen Kredite an die Banken reduzieren, um das Inflationsrisiko wieder zu verringern.

"Ich hoffe, die EZB erkennt ihre Grenzen und sammelt das Geld später auch wieder zügig ein. Wenn der ESM arbeitsfähig ist, werden viele EZB-Maßnahmen nicht mehr nötig sein", sagte Kauder. "Dann kann und muss sich die EZB wieder auf ihre Aufgabe als geldpolitischer Stabilitätsanker konzentrieren." Die Gefahr, dass die Eurozone in eine Inflation rutscht, sieht Kauder allerdings nicht. "Wenn sich die Euro- und Bankenkrise entspannt, dürfte die EZB die Geldmenge wieder kontrolliert zurücknehmen. Inflationstreiber sind für mich eher Energie und Rohstoffe." (APA, 10.3.2012)