15 Jahre lang hat die Wiener Polizei Fahrräder gratis codiert; am ARGUS Bike Festival bis zu 300 Räder am Tag.

Foto:

Etwa 3.000 Fahrräder sind derzeit in Wien registriert. Der Radbeauftragte Martin Blum meint, dass eine Codierung bei dem vielfältigen neuen Rahmenmaterial nicht mehr so einfach umsetzbar ist.

Foto: Christian Fischer

"Die Diebstahl-Aufklärungsquote ist sehr gering, das ist meiner Meinung nach auch ein Grund, warum man ein neues System sucht", so Blum.

Foto: Christian Fischer

Pünktlich zum Beginn der Fahrradsaison gibt es schlechte Nachrichten für Radfahrer, die auf Sicherheit Wert legen: Die kostenlose Fahrradcodierung - das Vorzeigeprojekt zur Diebstahlprävention der Wiener Polizei - wurde überraschend eingestellt.

Gründe dafür sucht man auf der Webseite polizei-fahrrad.at vergeblich. Es findet sich lediglich folgende Aussage: "Es wird bekannt gegeben, dass die Fahrradcodierungen der Wiener Polizei nicht mehr in der gewohnten Form stattfinden werden. Zum Thema Fahrradcodierung wird derzeit im Bereich der Wirtschaft nach einer neuen Lösung gesucht und gilt es hier das Ergebnis abzuwarten." 

15 Jahre lang das Präventiv-Projekt

Ein Nachfolgeprojekt wird laut Manfred Reinthaler, Pressesprecher der Bundespolizeidirektion Wien, im Rahmen einer Pressekonferenz in zwei Wochen offiziell vorgestellt.

Nach unbestätigten Informationen könnte es sich dabei um die Registrierungs-Datenbank Fase24 handeln. Der gemeinnützige Verein ARGUS (Arbeitsgemeinschaft umweltfreundlicher Stadtverkehr) hat diese bereits zum diesjährigen ARGUS Bike Festival auf dem Wiener Rathausplatz eingeladen, da man durch den Ausfall der traditionellen gratis Codierungs-Station der Wiener Polizei mit dem Unmut der Besucher rechnet: "Es kamen bis jetzt immer bis zu 300 Menschen pro Tag, um ihr Rad registrieren zu lassen. Die Polizei hat die Fahrradcodierung 15 Jahre lang als das Präventiv-Projekt verkauft und stellt es jetzt kommentarlos ein. Das ist etwas seltsam."

Am Bike Festival am 31. März und 1. April wird die Fahrrad-Registrierung durch Fase 24 vor Ort kostenlos durchgeführt. Möchte man das Fahrrad später bei den zuständigen Stellen von Fase24 beziehungsweise dessen Partner registrieren lassen, müssen allerdings einmalig acht Euro bezahlt werden.

Neues System gefragt

Martin Blum, Radbeauftragter der Stadt Wien, kann das Umdenken der Polizei in dieser Angelegenheit aus eigenen Erfahrungen nachvollziehen. Vor allem die Vielfalt der modernen Fahrräder stelle ein Problem dar, da eine Codierung bei dem unterschiedlichen Rahmenmaterial nicht mehr so einfach umsetzbar sei.

Des Weiteren sei die Zahl der registrierten Fahrräder mit etwa 3.000 relativ gering, so der Fahrradbeauftragte. "Auch die Diebstahl-Aufklärungsquote ist sehr gering. Das ist meiner Meinung nach auch ein Grund, warum man ein neues System sucht", so Blum. Grundsätzlich spricht er sich für die Fahrradkodierung aus. Die Möglichkeit des Einsatzes von Smartphones und Co. wird ein Bestandteil des neuen Systems sein, vermutet Blum. (Eva Tinsobin/Caroline Wirth, derStandard.at, 11.3.2012)