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Ein "Best Actor" aus Frankreich: Jean Dujardin (39).

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Im Entgegennehmen von Trophäen hat der Mann inzwischen Übung: Seit Jean Dujardin im Mai vergangenen Jahres beim Filmfestival in Cannes als bester Darsteller geehrt worden war, hat der Franzose mit dem breiten Grinsen für seine Verkörperung des glücklosen Schauspielers George Valentin in Michel Hazanavicius' The Artist unter anderem einen Golden Globe, einen britischen Bafta Award und schließlich Sonntagnacht noch eine Oscar-Statuette der Academy of Motion Picture Arts and Sciences eingeheimst.

Ausgerechnet bei den französischen Césars war Dujardin knapp 48 Stunden zuvor noch übertrumpft worden. Dabei ist der am 19. Juni 1972 in der Nähe von Paris geborene Autodidakt in seiner Heimat nicht erst seit dem Artist-Erfolg bestens bekannt: In den 90er-Jahren entdeckte er sein komisches Talent und praktizierte zunächst als Alleinunterhalter und Bühnenkomiker. Mit Gleichgesinnten formierte er eine Truppe, die sich bald einen Namen machte und es mit ihren parodistischen Einlagen ins Fernsehen schaffte - unter anderem entwickelte Dujardin damals die populäre Figur des Surfers Brice de Nice. Der Sender France 2 engagierte Dujardin 1999 für Un gars, une fille. Vier Jahre lang stand er mit der Schauspielerin Alexandra Lamy für die Beziehungsalltagssketche vor der Kamera. Dujardin, der zwei Söhne aus einer früheren Verbindung hat, und seine Kollegin, ebenfalls bereits Mutter einer Tochter, sind seit damals auch privat ein Paar.

Eine andere, künstlerisch entscheidende Partnerschaft begann 2006, als ein Regisseur namens Michel Hazanavicius Jean Dujardin engagierte, um die Rolle des coolen Geheimagenten Hubert Bonisseur de La Bath in seinem Film OSS 117 - Der Spion, der sich liebte zu übernehmen. Die Agentenfilmparodie war beim französischen Publikum erfolgreich. Eine Fortsetzung mit dem Titel OS 117 - Er selbst ist sich genug folgte, und nachdem Dujardin außerdem als selbstverliebter Werber in 39.90 (2007), als Lucky Luke (2009) und als krebskranker Autor in Bertrand Bliers schwarzer Komödie Le bruit des glaçons (2010) im Kino zu sehen war, schrieb ihm Hazanavicius schließlich jene Rolle auf den Leib, mit der Jean Dujardin nun auch international bleibenden Eindruck hinterlassen hat: Den Part eines Stummfilmartisten, den der Tonfilm anno 1929 arbeitslos macht, dem sich jedoch in der nostalgiebetonten Kinosaison 2011/12 alle Türen öffneten. (Isabella Reicher / DER STANDARD, Printausgabe 28.2.2012)