Im Atelier von Hundertwasser führte Katarina Noever in den späten 1960ern Mode der Boutique Etoile vor. Später führte sie mit Section N selbst einen Hotspot des Designs.

Foto: Roland Pleterski/WestLicht/AnzenbergerAgency

Tageskleid von Etoile, 1967.

Foto: Wien Museum

Kimonaya, 1978.

Foto: Wien Museum

Katarina Noever mit Mantelträger, 2011

Foto: Wien Museum

Wien - Ein "süßes Wiener Mädel" war sie nie. Zaundürr und mit langen dunklen Haaren entsprach Katarina Noever in den 1960er-Jahren viel eher einem Frauentyp, der zwar international, aber weniger in Wien gefragt war, einer Twiggy oder einer Veruschka. Das deutsche Model stieg in New York zum Superstar auf.

Katarina Noevers Spielplatz aber war und ist Wien. Ihre Karriere als Model bzw. als Mannequin, wie es damals hieß, hielt sich auch aus diesem Grund in überschaubaren Grenzen. Noever posierte zwar als "Diana mit Menthol", die Aufnahmen für den Franzbranntwein sollten aber ihr einziger Werbejob bleiben.

"Schlüsselperson"

Weniger in ihrer Rolle als Fotomodell denn als "Schlüsselperson" für die gemeinhin als muffig verschrienen Wiener 1960er- und 1970er-Jahre würdigt das WienMuseum Katarina Noever. Das Grau dieser Jahre belebte Noever mit kunterbunten Strickpullis von Missoni, sie schlüpfte in A-Linien-Kleider der damals avantgardistischsten Boutique der Stadt, Etoile, sie begeisterte sich für Kimonos, Macao-Hemden oder japanische Sandalen. "Das Gute dieser Jahre war, dass der Mangel an Attraktionen Gleichgesinnte zusammenführte."

Internationale Ketten gab es in der Stadt nicht, wer sich für Mode oder Design interessierte, der kam an jemandem wie Noever nicht vorbei. Mit der Eröffnung von Section N in der Schulerstraße, "einem Warenhandel für Umweltgestaltung" (heute würde man Conceptstore dazu sagen), bekam "die Vermittlerin" Noever auch einen Ort für ihre Tätigkeit.

Gemeinsam mit ihrem Exmann Peter Noever bot sie dort bis 1987 von Möbelklassikern über Kunsthandwerk bis hin zu irischen Tweedhüten all das an, was ein designaffines Publikum sonst in Wien vergeblich suchte. "Das einzige Schaufenster nach Mailand, Paris oder London" nannte der Architekt Otto Kapfinger die Section N. Noever war ihr Spiritus Rector und Hofnarr in Personalunion.

187 Objekte

Die Kleider, die sie damals trug, die Businesskostüme von Armani oder Schella Kann genauso wie das Secondhand-Brokatkleid aus New York oder die Kimono-Adaption von Issey Miyake sind jetzt in einer leider etwas recht übersichtlich geratenen, von Regina Karner kuratierten Ausstellung am Karlsplatz zu sehen.

Vor drei Jahren hat das WienMuseum die aus 187 Objekten bestehende Modesammlung erworben, eine sehr subjektive Sammlung, die weder den Anspruch erhebt, die Wiener noch die internationale Modegeschichte abzubilden. Stattdessen bietet sie einen eklektischen Einblick in ein Wiener Biotop, dessen schillerndste Pflanze die Künstlerfreundin und -muse Noever selbst war.

Labels und No-Names

Geboren 1945 als Katarina Sarnitz in der Ramsau am Dachstein (auch Helmut Lang lebte lange dort), lernte sie die Welt der Kreativen über ihre weibliche Verwandtschaft kennen. Die Mutter hatte Mode bei Eduard Wimmer-Wisgrill studiert, eine Tante war mit Carl Auböck verheiratet, eine andere trug ihr Leben lang nur Sandalen.

In den diversen Dachböden fand Noever ihre "schönen Dinge", später durchforstete sie Tandler und Designerboutiquen. Dieses Nebeneinander von Labels und No-Names ist charakteristisch für ein Designverständnis, in dem es weniger um Namen als um Haltungen geht. Im Falle Noevers spiegelt das durchaus auch die Haltung einer Zeit wider. (Der Standard, 02.02.2012)