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Ab 2014 fehlt Wrabetz wieder Geld für Film und Orchester.

Foto: Reuters/Foeger

Wien - So viel Mühe musste sich der ORF nie für höhere Gebühren machen. Doch erstmals prüft die Medienbehörde, ob sieben Prozent mehr nicht mehr Geld bringen, als er für den Programmauftrag braucht. Auf 70 Seiten rechnet der ORF vor, dass er gar weniger beantragt hat, als er benötigt.

Donnerstag soll der ORF-Stiftungsrat den Antrag absegnen, Montag darauf der Publikumsrat. Mit 1. Juni 2012 werden 1,06 Euro mehr Programmentgelt fällig.

30.000 Gebührenzahler mehr

Die erst Mittwoch beschlossene Gebührenpflicht für praktisch alle Haushalte hat der ORF schon in die Mittelfristplanung eingerechnet. 2012 müssen auch Satellitenseher ohne ORF-Karte wieder Programmentgelt zahlen. Wenn sie zu jenen 98 Prozent der Haushalte zählen, die die ORS mit ORF-Kanälen über Antenne versorgt.

Der ORF kalkuliert ab 2012 mit jährlich knapp 30.000 Gebührenzahlern mehr. Für 2012 erwartet er 543,7 Millionen Euro aus Gebühren, bis 2016 sollen diese Einnahmen schon ohne Erhöhung auf 561,9 Millionen steigen.

Mit höheren Gebühren budgetiert der ORF für 2012 595,9 Millionen bei 924,6 Millionen Gesamtumsatz. Nach 2013 616,4 sollen laut Prognose 2016 aus Gebühren 601,1 Millionen kommen.

2013 erhält der ORF nach gültigem Gesetz die letzten 30 Millionen extra vom Bund. Ganz will der ORF offenbar noch nicht an das Ende der Abgeltung von Befreiungen glauben. "Erst wenn klar ist, dass es im Jahr 2014 tatsächlich zu keiner Fortführung der Teilrefundierung kommt", will das ORF-Management entscheiden, wie es reagiert. "Denkbar" sei, Leistungen zu kürzen oder zu streichen.

Drohpotenzial

Spätestens 2013 - ein Nationalratswahljahr - dürfte der ORF das Drohpotenzial von 2010 hervorholen, mit dem er 160 Millionen Euro extra vom Bund über vier Jahre herausschlug: Aufträge für Österreichs Filmwirtschaft, Radiosymphonieorchester, Untertitelung waren laut ORF gefährdet.

Film, Orchester & Co spielen also auch eine Hauptrolle im Sparszenario, wenn die Refundierung wegfällt: 14,2 Millionen würde der ORF dann dort jedenfalls 2014 sparen, 17,9 Millionen 2015 und 20,6 Millionen Euro 2016. Das sind, nach einer neuen ORF-Struktur, die größten dort genannten Sparpotenziale.

Rosenhügel rettet Ergebnis

Bei gleichen Leistungen, ohne neues Sparpaket und ohne Gebührenerhöhung rechnet der ORF im Antrag mit 16,6 Millionen Euro Minus 2012, die sich bis 2016 auf minus 99,6 Millionen Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit auswachsen würden. Obwohl der ORF "optimistisch-realistisch" mit einem zarten Plus der Werbeeinnahmen kalkuliert.

Als "worst case" 2012 könnten dem ORF 2012 laut "Stresstest" 40 Millionen bis 55 Millionen weniger Einnahmen aus Werbung und Finanzmarkt und 15 Millionen weniger Ergebnis blühen.

Aber schon im "optimistischen" Szenario verhilft dem ORF Immobilienverkauf zum positiven Ergebnis 2012 (0,4 Millionen, 3,5 als Konzern mit Töchtern): 8,5 Millionen aus dem Verkauf der Rosenhügelstudios sind einkalkuliert.

Für seinen künftigen Standort legt der ORF schon Geld zurück: 18 Millionen 2013, 19 Millionen 2015 und 16,1 Millionen 2016. Ende 2016 könnte der ORF nach St. Marx umziehen, wenn der Stiftungsrat das im Frühjahr 2012 beschließt. ORF-General Alexander Wrabetz soll intern schon von Umzug 2016 gesprochen haben.

Auch bis 2016 soll Finanzdirektor Richard Grasl den ORF neu organisiert haben und so etwa in dem Jahr 42,7 Millionen sparen. Weiteres Extrageld will der ORF laut Antrag aus mehr Werbung in Spartenkanälen, billigeren Auftragsproduktionen, gebremst steigenden Programmkosten, "Überprüfung ausgewählter Programme" und aus dem Weiterverkauf von Sportrechten an Private (2,6 bis 4,3 Millionen) holen. (fid/DER STANDARD; Printausgabe, 9.12.2011)