Der Jupitermond Europa auf einer Aufnahme der "Galileo"-Sonde.

Foto: Nasa

Die zerbrochene Eiskruste der Conamararegion auf Europa. Darunter versteckt sich der große See.

Foto: Nasa

London/Wien - Wenn es auf Europa tatsächlich Leben geben sollte, dann muss es kälteresistent sein. Die Oberflächentemperatur des Jupitermondes, der ziemlich genau gleich groß ist wie jener der Erde, wird nämlich auf eher kühle minus 150 Grad Celsius geschätzt. Jüngste Erkenntnisse US-amerikanischer Forscher freilich geben der Vermutung wieder Auftrieb, dass Europa womöglich doch Spuren lebender Organismen beherbergen könnte.

Geophysiker und Planetenforscher um Britney Schmidt, Post-Doktorandin an der Universität Texas in Austin, haben nämlich bei der Auswertung rund 15 Jahre alter Fotos der Raumsonde Galileo Hinweise entdeckt, dass sich einige Kilometer tief in der Eishülle des viertgrößten Jupitermondes ein flüssiger See befinden dürfte, dessen Volumen in etwa jenem der Großen Seen Nordamerikas entspricht.

Doch das ist noch nicht alles: Zum einen dürften sich noch viele weitere Seen in Europas eisiger Hülle befinden. Und zum anderen scheint es so zu sein, also ob das neu entdeckte Gewässer mit einer Art schwimmenden Eisschollen bedeckt sei, wie die Forscher im britischen Wissenschaftsmagazin "Nature" schreiben.

Bisher galt unter Wissenschaftern die These, dass eine dicke Eisschicht auf Europa schlecht "für die Biologie" sei: Denn dann könnte es auch keinen Austausch zwischen der Oberfläche und dem darunter liegenden See geben, so Schmidt. "Jetzt haben wir aber Hinweise, dass es zu einem Austausch kommen kann, auch wenn die Eisschicht dick ist. Und das könnte Europa und seinen Ozean auch bewohnbarer machen."

Warum die Forscher erst jetzt auf dieses neue Modell der Europa-Eisschicht kamen, hänge mit neuen Erkenntnissen zusammen, die man in den vergangenen Jahren auf der Erde über Eisschichten sowie Gletschern direkt über Vulkanen sammeln konnte, erklärt Don Blankenship, einer der Mitautoren der Studie. Robert Pappalardo wiederum, ein Nasa-Forscher, der an der Studie nicht beteiligt war, hält das neue Modell jedenfalls für überzeugend, da es alle bisherigen Daten und Aufnahmen von der Europa-Oberfläche erklären könne.

Die neue Studie könnte damit auch einer Europa-Mission neuen Auftrieb geben: Eine Sonde, die das Eis des Jupitermonds genau unter die Lupe nimmt, galt kürzlich in einem Expertengremium der National Science Foundation als zweitwichtigste Großmission für die Zukunft. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 17. 11. 2011)