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Zwei Polizisten tragen das Bild der ermordeten Polizisten bei dem Trauerzug 2007.

Foto: Michael Latz/dapd

Heilbronn/Erfurt - Der vor rund viereinhalb Jahren in Heilbronn (Baden-Württemberg) verübte Mord an einer deutschen Polizistin steht möglicherweise vor der Klärung. In Thüringen wurde eine 36 Jahre alte Frau festgenommen, die in den Fall verwickelt sein könnte. Sie schweigt allerdings, was eine schnelle Lösung des Falls verhindert. Die Frau sitze in Untersuchungshaft, berichteten Staatsanwaltschaft und Polizei in Zwickau am Mittwoch.

Weiter unklar ist auch, inwiefern die zwei mutmaßlichen Bankräuber in den Fall verwickelt sind, die sich am Freitag in Eisenach umgebracht hatten. Vor ihrem Tod hatten sie mit der 36-Jährigen in Zwickau zusammengelebt. Alle drei hatten Kontakte in die Neonazi-Szene.

Explosion von Wohnhaus

Die Ermittler machen die verdächtige Frau für die Explosion des Wohnhauses in Zwickau verantwortlich, in dem sie mit den Männern gelebt hatte. Deren Leichen waren am Freitag nach einem Banküberfall in Eisenach in einem Wohnmobil entdeckt worden. Dort fanden die Fahnder auch die Dienstwaffen der toten Polizistin und ihres damals schwer verletzten Kollegen. Die 36-Jährige hatte sich am Dienstag gestellt, kurz nachdem die Fahndung angelaufen war.

Baden-Württembergs Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger sagte, dass in dem Zwickauer Haus wohl die Tatwaffe von dem Polizistenmord gefunden worden sei. Die Ermittler in Sachsen bestätigten lediglich, dass mehrere Waffen in dem Haus lagen. Auch zu den Verbindungen zur rechten Szene machten sie am Mittwoch keine näheren Angaben. Einschlägiges Material, das darauf schließen lasse, sei bisher nicht unter den in Zwickau gesicherten Spuren gewesen.

Keine Anhaltspunkte für rechte Kontakte

Nach Aussage des Thüringer Innenministers hatten die mutmaßlichen Bankräuber bis 1998 Verbindungen zur rechten Szene - danach jedoch nicht mehr. "Es gibt keine Anhaltspunkte, dass sie weiter Kontakt zur rechten Szene in Thüringen hatten oder sie gar mit Waffen oder Geld versorgt hätten", sagte Jörg Geibert (CDU). Die sächsischen Ermittler sagten, ihnen sei das Trio, das unter verschiedenen Namen auftrat, bis zu den Ereignissen am vergangenen Freitag nicht bekanntgewesen.

Auch ein Abgleich der DNA-Spuren am Tatort in Heilbronn mit einem Gentest der mutmaßlichen Täter aus Eisenach brachte die Ermittler nicht weiter. Es habe bisher keine Übereinstimmung gegeben, teilte die Staatsanwaltschaft Heilbronn mit. "Nach den bisherigen Erkenntnissen ist es naheliegend, dass beim Polizistenmord mit Handschuhen gearbeitet wurde, so dass DNA-Spuren grundsätzlich auch nicht ohne weiteres zu erwarten sind", sagte Oberstaatsanwalt Frank Rebmann. Einen dringenden Tatverdacht gegen die Frau wegen des Polizistenmordes gebe es derzeit nicht. Dennoch sei es sehr wahrscheinlich, dass der Mord "aus dieser Tätergruppierung heraus verübt wurde".

Kleidungsstücke in explodiertem Haus

Der Leiter der Polizeidirektion Südwestsachsen, Jürgen Georgie, erklärte, die Ermittler gingen davon aus, dass die beiden Männer für einige weitere Banküberfälle in der Vergangenheit verantwortlich gewesen sein könnten. Darauf deuteten Kleidungsstücke hin, die in dem explodierten Haus gefunden worden seien. Bis zu einem endgültigen Ergebnis könnten aber noch Tage und Wochen vergehen. "Trocknen, katalogisieren, auswerten - das dauert eine Zeit", sagte Georgie. (APA)