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Auf der Hauptinsel Funafuti lebt rund die Hälfte der Bevölkerung Tuvalus, dessen Existenz vom steigenden Meeresspiegel bedroht ist. Seit Tagen wird dort das Trinkwasser rationiert.

Foto: DER STANDARD/Ashley Cooper/Corbis

Funafuti/Wien - Meist gerät Tuvalu in die Schlagzeilen, wenn Vertreter des Südseeparadieses im Rahmen eines Klimagipfels auf sich aufmerksam machen, weil ihrem Staat wegen des steigenden Meerespegels der Untergang droht. Derzeit haben die 10.500 Einwohner des Inselstaats im Südpazifik ein ganz anderes Problem mit Wasser: Es geht ihnen aus. Wegen des Trinkwassermangels nach einer anhaltenden Dürreperiode gilt der Notstand.

Vor einigen Tagen warnte das Rote Kreuz Tuvalu, die Wasservorräte würden mancherorts in wenigen Tagen zur Neige gehen. Am Freitag flogen das neuseeländische und das australische Militär in einer gemeinsamen Aktion eine riesige Entsalzungsanlage Richtung Tuvalu. Zwei derartige Anlagen sind bereits auf der Hauptinsel Funafuti in Betrieb, die pro Tag 43.000 Liter Trinkwasser erzeugen. Allein für die Bevölkerung Funafutis, wo knapp die Hälfte der Einwohner von Tuvalu lebt, würden allerdings mindestens 79.500 Liter Trinkwasser am Tag benötigt, wie Neuseelands Außenminister Murray McCully sagte. Außerdem drohten Ernteausfälle und somit Engpässe bei der Versorgung mit Lebensmitteln.

Neben Tuvalu sind noch weitere Südseestaaten von der Trockenperiode betroffen - beispielsweise Tokelau, wo knapp 1500 Menschen leben. Die Versorgung des Staates, in dem vergangenen Mittwoch ebenfalls der Notstand ausgerufen wurde, ist deutlich schwieriger, denn auf keinem der drei Atolle gibt es eine Landebahn für Flugzeuge.

Diese Woche wurde Wasser mit dem Schiff aus dem 500 Kilometer entfernten Samoa geliefert. Berichten zufolge ist in Teilen des Staates nur noch dieses in Flaschen gelieferte Wasser vorhanden. In manchen Schulen sei es bereits ausgegangen, an Haushaltserledigungen wie etwa Wäschewaschen sei derzeit soundso nicht zu denken.

Trockenperiode dauert an

Klimaexperten sagen, die Trockenheit ist eine Folge des Wetterphänomens La Niña, dessen Winde die Regenwolken dieses Jahr nicht Richtung Tuvalu trugen. Die Folge ist, dass es seit rund einem halben Jahr in der Region nicht mehr ausreichend geregnet hat. Meteorologen prognostizieren, dass diese Wetterperiode wohl noch die nächsten Monate - womöglich bis Dezember - andauern wird. Informationen des Roten Kreuzes zufolge ist Tuvalu allerdings fast vollständig vom Regenwasser abhängig. Ein Problem, das die Inseln der Region immer haben - der steigende Meeresspiegel - verschärft nun auch noch das Problem der Wasserknappheit: Das ansteigende Salzwasser drückt sich in unterirdische Trinkwasservorräte.

Experten zufolge dürften Tuvalu, dessen höchste Erhebung fünf Meter misst, und weitere Südseeinseln im Laufe des Jahrhunderts im Meer versinken. Das Land hatte sich beim Klimagipfel in Cancún vehement dafür eingesetzt, nur eine Erderwärmung von 1,5 Grad Celsius zuzulassen.

Bekannt wurde Tuvalu auch dadurch, dass es die Internetadresse ".tv" zugewiesen bekam und die begehrte Domain für 50 Millionen US-Dollar (37 Millionen Euro) verkaufte. So konnte sich der mit 26 Quadratkilometern zu den kleinsten Ländern der Welt zählende Staat die Aufnahmegebühr für die Vereinten Nationen finanzieren. (Gudrun Springer/DER STANDARD, Printausgabe, 8./9. 10. 2011)