"Herr Natter, ich freu mich sehr, dass Sie da sind": Elisabeth Leopold und Tobias Natter, der designierte museologische Direktor, bei der Pressekonferenz am Dienstag im Leopold Museum.

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Wien - Am Dienstag präsentierten Elisabeth Leopold und Helmut Moser, der Vorsitzende der Stiftung Leopold, den Kunsthistoriker Tobias Natter als neuen museologischen Direktor. Dessen Vertrag läuft ab 1. Oktober fünf Jahre mit Option auf Verlängerung. Natter bezeichnete das Haus als "Global Player"; er sei in "einem idealen Museum" angekommen.

STANDARD: Stimmt das Gerücht, Elisabeth Leopold habe Ihnen den Direktorsposten angeboten?

Natter: Das wäre schön, so war aber es nicht. Ich habe - mit anderen 31 Bewerbern - mein Interesse kundgetan. Und ich habe an den üblichen Schritten des Auswahlverfahrens teilgenommen. Im letzten Hearing waren dann, soweit ich weiß, insgesamt vier Kandidaten. Der Vorstand ist letztlich zur Entscheidung gekommen, dass Tobias Natter der beste Direktor für diese Stiftung sei.

STANDARD: Rudolf Leopold hat als Begründer der Sammlung die Leitung nicht unbedingt als duales Direktorium empfunden. Wie wird das in Zukunft sein?

Natter: Das ist natürlich ein zentraler Punkt. Rudolf Leopold war die zentrale Persönlichkeit, die das alles aufgebaut hat. Das Museum war auf ihn zugeschnitten. Und er hat viele Komponenten, Aspekte in sich vereint. Als Sammler, als Urheber, als einer, der die Sammlungspolitik bestimmt, der auch die Zukunft maßgeblich geprägt hat. Er war das Gesicht, die Persönlichkeit in der Außendarstellung. Der Vorstand muss sich jetzt überlegen, wie die Aufgaben neu organisiert und verteilt werden. Der museologische Direktor ist selbstverständlich nicht in all diesen vielen Facetten sein Nachfolger, sondern er übernimmt eben die künstlerische, wissenschaftliche Leitung.

STANDARD: Wie weit haben Sie sich nach den Wünschen von Elisabeth Leopold zu richten?

Natter: Es gibt einen Vorstand. Er ist verantwortlich für die grundsätzliche und strategische Ausrichtung der Stiftung. Er hat den Stiftungszweck sicherzustellen - das ist der Erhalt der Sammlung. Das Direktorium ist das operative Organ des Vorstandes.

STANDARD: Das war nicht die Frage.

Natter: Das heißt, der Vorstand kann mir jederzeit sagen, wir machen jetzt dies oder das. Grundsätzlich freue mich auf das Gespräch mit Frau Dr. Leopold, weil ich glaube, dass sie eine hochinteressante Person ist. Die Sammlung ist nicht ausschließlich dem Herrn Professor zu verdanken: Frau Dr. Leopold hat ein gerüttelt Maß Anteil daran, dass es diese in dieser Qualität gibt.

STANDARD: Die Stiftung Leopold sträubt sich gegen Naturalrestitution. Wie ist Ihre Position?

Natter: In der Washingtoner Deklaration wird ja nicht zwingend von einer Naturalrestitution gesprochen, sondern von einer Lösung, die fair und gerecht sein soll. Das Museum versucht in bilateralen Verhandlungen Lösungen zu finden. Das ist ein guter Weg. Ich bin froh, diesen Weg mitgehen zu können. (Andrea Schurian/Thomas Trenkler, DER STANDARD - Printausgabe, 7. September 2011)