Sein Vater habe ihn zum "Krone"-Herausgeber bestimmt. Hälftepartner WAZ reicht Christoph Dichands Begründung nicht.

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Wien - Bei den Eigentümern der Kronen Zeitung hängt nach wie vor der Haussegen schief. Nach dem Tod von Alleingeschäftsführer und Krone -Gründer Hans Dichand sind für den deutschen WAZ-Konzern, der die Hälfte an der Zeitung hält, wesentliche Punkte der Verlassenschaft weiterhin unklar. So blockiert die WAZ laut der Süddeutschen Zeitung (SZ) unter anderem eine Gehaltserhöhung von Christoph Dichand für dessen Funktion als Krone-Herausgeber.

Offene Vermögensfragen

Mehr als ein Jahr nach dem Ableben Hans Dichands firmiert dieser im Firmenbuch immer noch als offizieller Hälfteeigentümer der Krone, was darauf hindeutet, dass die Verlassenschaft weiterhin noch nicht aufgearbeitet ist. Der Grund ist offenbar im weitläufigen Vermögen zu suchen, das nicht nur die Zeitungsanteile umfasst, sondern etwa auch eine umfangreiche Kunstsammlung, deren Wert nicht von heute auf morgen feststellbar ist.

Wie das Vermögen auf Witwe Helga und die Kinder Michael, Johanna und Christoph aufgeteilt wird, ist jedenfalls öffentlich nicht bekannt. Genau dieses Fragezeichen führte wie berichtet zum neuerlichen Veto der deutschen Partner und zur Auszahlung der sogenannten garantierten Entnahme.

Diese Art Gewinnbeteiligung, die zu Lebzeiten Hans Dichand selbst zukam, hätte nach seinem Ableben in einem abgeschwächten Modus an die Erben ausgezahlt werden sollen. So sieht dies zumindest die Familie Dichand, die von der Kronen Zeitung laut SZ im Juni einen Betrag von rund 12,6 Millionen Euro unter diesem Titel hätte bekommen sollen. Allein: Die WAZ verweigerte die Auszahlung, zumindest vorerst. Der Essener Konzern teilte Dichand schriftlich mit, natürlich würde man "rechtliche Verpflichtungen erfüllen", aber es sei noch zu vieles unklar.

Konkret geht es um Details zum angeblich am 30. November 2009 unterschriebenen Testament Dichands. Die WAZ will etwa erfahren, "ob und gegebenenfalls in welchem Ausmaß" die Witwe Helga Dichand Anteile "an den Gesellschaften der Krone-Gruppe" hat. Hintergrund: Die vor vielen Jahren vereinbarten Garantiezahlungen an Familienmitglieder sind gestaffelt, ergo ist die Höhe der Anteile der einzelnen Erben an der Zeitung relevant für die WAZ. Zur Herausgeberschaft teilte Christoph Dichand im Juli 2010 den WAZ-Partnern mit, sein Vater habe ihn "zum Herausgeber bestimmt. Im Sinne eines kontinuierlichen Übergangs und auch um keine Lücken entstehen zu lassen, habe ich diese Funktion sofort angetreten", zitiert die SZ aus dem Schreiben. Die Aufgabe sei "mit einem erheblichen persönlichen Arbeitspensum und hohen Verantwortlichkeiten" verbunden. Er schlage eine zusätzliche "monatliche Vergütung" für die Herausgeberschaft in Höhe von 20.000 Euro plus Umsatzsteuer vor. Die WAZ konterte, dass man sich mit diesem Antrag erst beschäftigen könne, "wenn Ihre Berufung unter uns verbindlich geklärt ist".

Bischofberger zur "Krone"

Die Erklärung des Sohnes, Dichand senior habe immer "klar zum Ausdruck gebracht", dass er zum Herausgeber bestellt werde, reiche nicht. Folgerichtig ist aus Sicht der WAZ auch das Krone-Impressum falsch: Derzeit sei das Medienunternehmen selbst Herausgeber und müsse im Impressum geführt werden.

Die Mediaprint ist die gemeinsame Druck-, Anzeigen- und Vertriebsgesellschaft von Krone und Kurier und erzielte im vergangenen Geschäftsjahr einen Gewinn von rund 26 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr wird mit 15 Millionen Euro gerechnet.

Unterdessen holt sich die Krone Verstärkung für Gesellschaftsberichte: Norman Schenz, bisher Österreich, übernimmt das Ressort. Karin Schnegdar kümmert sich künftig um Homestorys und Interviews.

Ein weiterer Neuzugang für die Krone kursiert in der Branche: Conny Bischofberger, Sonntag-Kurier-Chefin bis 2009, kehrt offenbar zur Krone zurück. Bischofberger war von 1991 bis 2006 Chefinterviewerin des Kleinformats.

Die Journalistin war nicht erreichbar, Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter weilt auf Urlaub, ebenso Krone-Chefredakteur Christoph Dichand. (prie, APA, DER STANDARD; Printausgabe, 23.8.2011)