Schwärzer als Kohle: Exoplanet TrES-2b reflektiert weniger als ein Prozent des Lichts seiner nahen Sonne (gelb). Zum Vergleich: Die Erde strahlt 37 Prozent ab.

Illu.: David Aguilar

London/Wien - Schwarze Acrylfarbe ist ziemlich dunkel. Mit anderen Worten: Die Farbe "schluckt" besonders viel Licht und erscheint deshalb so tiefschwarz. In den Tiefen des Weltraums gibt es einen Planeten, der noch dunkler ist: "TrES-2b reflektiert deutlich weniger Licht als schwarze Acrylfarbe, sagt der US-Astronom David Kipping. "Das ist verrückt und wirklich eine völlig fremde Welt."

Entdeckt wurde der 750 Lichtjahre entfernte Planet im Sternbild des Drachen bereits vor fünf Jahren von der Transatlantischen Exoplaneten-Suche, deshalb auch sein Name TrES-2b. Seine extremen Eigenschaften konnten aber erst jetzt durch ein US-Astronomenduo beschrieben werden, das darüber in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" berichtet.

Kipping (Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics) und sein Kollege David Spiegel (Princeton University) nutzten dafür das Weltraumteleskop Kepler und die Umlaufbahn von TrES-2b: Der Planet kreist nämlich in geringer Entfernung um seine Sonne und zeigt dabei sowohl seine Tag- wie auch seine Nachtseite. Das Besondere daran: Der Unterschied in der Helligkeit ist extrem gering, was wiederum bedeutet, dass der Gasriese nicht einmal ein Prozent des Lichts abstrahlt.

Zum Vergleich: Jupiter, der Gasriese unseres Sonnensystems, reflektiert 52 Prozent des Lichts, und die blaue Erde strahlt auch immerhin 37 Prozent ab. Kohle wiederum schluckt zwischen 95 und 97 Prozent des Lichts. Dass TrES-2b den Astronomen dennoch nicht als völlig schwarz erscheint, liegt an seiner Hitze."Er ist so heiß, dass er wie Kohle im Feuer rötlich glüht", sagt Ko-Autor David Spiegel.

Offen bleibt allerdings, was den Exoplaneten so schwarz macht. Man weiß immerhin, was den vergleichbaren Gasriesen Jupiter so hell macht: helle Wolken aus Ammoniak, die viel Licht reflektieren. TrES-2b sei jedoch viel zu heiß für solche Wolken. Womöglich könnte seine Atmosphäre stark absorbierende Bestandteile wie gasförmiges Natrium, Kalium oder Titanoxid enthalten. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 13. - 15. 8. 2011)