Ein Dorfelektriker, der den neuen Zeiten misstraut: Aktan Arym Kubat in "Svet-Ake/ Der Dieb des Lichts".

Foto: Stadtkino Wien

Wien - Ein Fahrradfahrer tritt in die Pedale und versetzt mit dieser physischen Anstrengung sein Gefährt und sich in Bewegung. Auf diese einfache, aber effiziente Mechanik, die nicht nur kostenlose Energie, sondern auch ein bisschen Unabhängigkeit produziert, hält der Held des Films große Stücke: Der fahrradfahrende Elektriker, den man in seinem Dorf Svet-Ake nennt, hat nämlich eine Idee, wie man sich unabhängig machen könnte von den Energieunternehmen, deren Preise sich die Alten im Dorf nicht leisten können. Hinter seinem Haus hat er aus verrosteten Teilen schon ein wackeliges Windrad aufgestellt.

Svet-Ake / Der Dieb des Lichts erzählt von einer Gesellschaft im Umbruch. Bullige junge Männer kommen im Geländewagen aus der Stadt, um sich über den Umweg eines lokalen Bürgermeisteramtes weiterreichenden politischen Einfluss zu verschaffen. Zunächst entwickelt der Film rund um den Titelhelden, der noch einer traditionsbewussteren, gemeinschaftlich orientierten Generation angehört, eine Art Schelmengeschichte. Bald gewinnt das Geschehen aber ernstere Züge.

Der 1957 geborene Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Aktan Abdikalikow, der seinen jüngsten Film mit Aktan Arym Kubat zeichnet, veröffentlichte 1998 mit Beshkempir / The Adopted Son den ersten Spielfilm des unabhängigen Kirgisiens. Dieses Debüt, das die Bilder für seine Coming-of-age-Geschichte ganz ohne folkloristische Anmutung auch in traditionellen Motiven und Riten fand, wurde international beachtet und ausgezeichnet. Trotzdem kann man sowohl an den langen Unterbrechungen in Abdikalikows Filmografie als auch an den vielen Finanzierungspartnern im Abspann von Svet-Ake ablesen, dass das Filmemachen seither nicht leichter geworden ist.

Immerhin hat der Regisseur eine eigenwillige Handschrift beibehalten: Der ländliche Alltag und seine Handgriffe sind nahezu dokumentarisch ins Szene gesetzt. Svet-Ake arbeitet jedoch mit Auslassungen. Die Szenen enden oft mit einer Abblende ins Schwarz, die Zeit vergeht linear, aber sprunghaft. Einzelne Handlungs- und Beziehungsstränge verdichten sich so allmählich (die Freundschaften, die Svet-Ake zu einem scheuen kleinen Buben und zu einem etwas einfältigen Trinker pflegt).

Aber es geschehen auch Dinge, die man nicht hat kommen sehen. Manch wuchtige Härte kann sich so viel eindringlicher entfalten. Genau wie die Feststellung, dass man eine Geschichte im Kino eben nicht nach mechanischen Prinzipien erzählen muss. (Isabella Reicher, DER STANDARD - Printausgabe, 7. Juli 2011)