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Wo die Pädagogen demnächst ausgebildet werden sollen, wird im Papier relativ offen gelassen.

APA-FOTO: HARALD SCHNEIDER

Die angekündigte Reform der Oberstufe an Österreichs Schulen ist nicht überall positiv aufgenommen worden. Unterrichtsministerin Claudia Schmied gibt ihren Reformwillen dennoch nicht auf. Am Dienstag präsentierte sie gemeinsam mit Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle Vorhaben im Bereich der LehrerInnen-Ausbildung.

Schmied hatte Anfang des Jahres eine Expertengruppe damit beauftragt, Empfehlungen zu formulieren. Die Vorbereitungsgruppe - unter Federführung von Andreas Schnider und Roland Fischer - legte ein 28-seitiges Papier vor, an dem nun die Minister Schmied und Töchterle weiterarbeiten wollen.

Ausbildung in drei Teilen

Die Ausbildung der Pädagogen soll in drei Teilen erfolgen. Zunächst ist ein vierjähriges Bachelorstudium zu absolvieren (im Umfang von 240 ECTS). Danach findet eine einjährige Induktionsphase statt. Der Lehrer steht bereits in der Klasse und wird in diesem Jahr von MentorInnen betreut. Nach der Induktionsphase muss das Masterstudium absolviert werden (60-120 ECTS).

Schmied wünscht sich "Beauty Contest"

Wo die Pädagogen demnächst ausgebildet werden sollen wird im Papier relativ offen gelassen. Da weder die Universitäten, noch die Pädagogischen Hochschulen (PH) derzeit eine Pädagogenausbildung für alle Altersgruppen von null bis 19 Jahren anbieten können, werden Kooperationen nötig sein. Ob diese österreichweit künftig sieben bis neun Einrichtungen unter Federführung von Uni oder PH stehen werden, soll laut Schmied ähnlich einem "Beauty Contest" regional entschieden werden.

Aufnahmeverfahren, aber keine Prüfung

Der Vorschlag der Expertengruppe sieht ein Aufnahmeverfahren im Rahmen der ersten beiden Semester vor, das dafür sorgen soll, dass nur geeignete Kandidaten zu Pädagogen ausgebildet werden. "Keine Prüfung", wie Fischer betonte, es soll sich über ein bis zwei Semester herausstellen, ob jemand als Lehrer geeignet ist oder nicht.

Bei der Ausbildung soll eine Spezialisierung auf Elementarpädagogik, Primarstufe, Pflichtschulzeit oder Oberstufe erfolgen. Erst nach Absolvierung des Masterstudiums soll man alleinverantwortlich unterrichten und unbefristet angestellt werden. Vorgesehen sind auch spezielle Modelle für Quereinsteiger, wie sie vor allem an den berufsbildenden Schulen wichtig sind.

"Prozess rasch beginnen"

Welche Einrichtungen eine Aus-, Fort- und Weiterbildung auf dem geforderten pädagogischen, didaktischen und fachlichen Niveau für alle Altersgruppen anbieten können, soll aus Sicht des stellvertretenden Leiters der Arbeitsgruppe, Roland Fischer, "der edle Wettstreit" entscheiden. Auf jeden Fall müsse der Prozess rasch beginnen, es herrsche gerade eine Aufbruchsstimmung in den Einrichtungen. "Es wäre schlecht, wenn das lange dauern würde." Schmied warf hingegen ein, dass die Empfehlungen nun politisch bewertet werden müssten. "Es wird über den Sommer sicher viele Gespräche geben."

Auch wenn die möglichen Einrichtungen nicht beim Namen genannt werden, ist aus Schmieds Sicht nur die Aufwertung von PH zu Pädagogischen Unis möglich oder aber, dass eine Uni "Taktgeber" ist. Wie die "Fusionen durch Aufnahme in beide Richtungen" (Schmied) zwischen Unis bzw. PH aussehen und welche Einrichtungen daran beteiligt sind, wird diesen allerdings völlig frei gestellt. Mängel gebe es dabei auf beiden Seiten, wie Fischer betonte. Die PH würden sich zwar zu 100 Prozent der Lehrerausbildung widmen, allerdings auf zu geringem akademischem Niveau. Die Unis würden die Lehrerausbildung hingegen nur als "Nebentätigkeit" betreiben.

Mastertitel verpflichtend

Ziel ist es aus Sicht der Arbeitsgruppe, dass in fünf bis zehn Jahren die Einrichtungen den vorgegebenen Kriterien entsprechen. Dazu gehört, dass sie vom Bachelor bis zum PhD alle akademischen Abschlüsse ermöglichen müssen. Sie müssen außerdem auch Fort- und Weiterbildung ermöglichen und die Induktionsphase, in der die Junglehrer nach dem Bachelorabschluss in Begleitung eines Mentors ins Unterrichten eingeführt werden, begleiten können.

Personal "sofort" rekrutieren

Zu den Kriterien, deren Einhaltung von einem Entwicklungsrat überprüft werden soll, gehört außerdem, dass ein Anteil von mindestens 25 Prozent der Lehrenden für eigenständige Forschung qualifiziert sein (mindestens Doktorat) und ein ebenso großer Anteil mindestens fünf Jahre in der Praxis tätig gewesen sein muss. "Wir müssen sofort anfangen, das Personal zu rekrutieren", drängte Fischer hier auf Eile. Auch ein Masterprogramm für jene Mentoren, die künftig den pädagogischen Neueinsteigern zur Seite stehen sollen, muss aus Schniders Sicht sofort etabliert werden.

Uneinig sind sich die Minister indes in der Frage, wie weit die Autonomie der künftigen Pädagogenausbildungs-Einrichtungen gehen soll. Schmied pocht dabei auf eine Art "Bestellerprinzip", immerhin sei die öffentliche Hand zu fast hundert Prozent Dienstgeber der Absolventen; für sie sind nur im Operativen mehr Freiheiten vorstellbar. Töchterle tritt hingegen für eine Autonomie ähnlich jener der Unis ein. (APA/rwh, derStandard.at, 28.6.3011)