Duke Nukem Forever (3D Realms/Triptych/Piranha/Gearbox/2K Games) ist für PC, PS3 und Xbox 360 erschienen.

Foto: 2K Games

"Und ist das Spiel gut", fragt eine leicht bekleidete junge Dame in die Kamera. "Nach 12 Jahren Entwicklung sollte es das auch besser sein", schickt die unverkennbare Stimme des Dukes zurück. Tatsächlich, "Duke Nukem" ist zurück und zumindest mangelnde Selbstironie kann man den zahlreichen Entwicklern und Entwicklerteams des ewig verschobenen Comebacks nicht vorwerfen. Dennoch, gut eine Woche nach dem Marktstart von "Duke Nukem Forever" ist eines sicher: Die beispiellos lange Wartezeit hat sich nicht gelohnt.

Aliens durch den Dreck ziehen

Zwölf Jahre nach der Alien-Invasion liegt es abermals am blondierten Überhelden, die USA vor den schweineköpfigen Außerirdischen zu befreien. In einer Analogie zum glorifizierten Vorgänger ist der mit Aufputschmitteln vollgepumpte Protagonist eine hoch gefeierte Ikone. Vor wehender US-Flagge mit rauchendem Colt und Pin-ups posierend, wird er als aufgeblasener Redneck-Hero inszeniert, der die Probleme des Landes selbst in die Hand nimmt. Von Las Vegas, der Stadt der Sünden aus startend, gilt es mit der bestialischen Besatzung hereinbrechender UFOs kurzen Prozess zu machen.

Komisch, kurios

Dieser satirische Unterboden war bereits vor über einer Dekade dafür verantwortlich, dass "Duke Nukem 3D" Gehör bei den Massenmedien fand. Gepaart mit übertriebener Brutalität, Strip-Club-Ästhetik, schallenden Einzeilern und jeder Menge Peniswitze sorgten die mittlerweile Pleite gegangenen Erfinder 3D Realms für genügend Schlagzeilenzündstoff. Zu einem unappetitlichen, wenngleich unvergesslichen Videospielerlebnis machten sie "Duke Nukem 3D" aber nicht durch manierenbeleidigende Ketchuporgien allein. Mit seinem flotten Actionsequenzen, einfallsreichem Design inklusive kurioser Waffen, die Gegner unter anderem schrumpfen ließen, und einem überdimensioniertem Maß an Interaktivität - von der Klospülung bis zu den Tänzerinnen eines Nachtlokals - schaffte sich der Duke bei Spielern eine Sonderstellung.

Evolution verpasst

Und das sind wohl genau jene Aspekte, die die Entwicklung selbst nach wiederholten Rückschritten und Neuanfängen am Leben ließen. Dutzende Millionen Dollar wurden versenkt, weil man an die abartigen Besonderheiten glaubte. Doch so modern, ungewöhnlich, überraschend sich der damalige Bildschirmheld zelebrierte, so wenig kann das alte, über die Jahre der Pannen unverändert gebliebene Konzept heute noch begeistern. Es ist nicht die künstlerisch beleidigend angestaubte Grafik, die vom Alter des Dukes zeugt, sondern das 1998 stehengebliebene Gameplay. Wie bei einem ungewollten Flashback in die Vergangenheit schmunzelt man beim interaktiven Urinieren noch irgendwie charmant peinlich berührt, während man beim Dauer-Strafen rund um einen Endgegner die Mundwinkel gar nicht mehr hochbekommt.

Variation und dennoch langweilig

Es mag nichts per se Falsches daran sein, den Spieler mit Peniswitzen und morbidem Humor bei der Stange halten zu wollen. Das grundlegende Problem ist nur, dass der Duke auf seine alten Tage spielerisch nichts mehr zu bieten hat, was einen heute noch mitreißen könnte. Dabei haben es die Schöpfer wie einst mit Variationversucht. Vom Korridor über Monstertruck-Fahrten bis Jet-Pack-Schlachten im Mehrspielermodus wird das komplette Blockbustermenü aufgetischt. Nur selbst beim Blindtest ist nicht darüber hinwegzusehen, dass den Erfindern die besten Einfälle (etwa ferngesteuerte Rohrbomben oder die Schrumpfkanone) bereits vor 12 Jahren gekommen sind. Die vorhersehbaren Schmähs und der immergleiche Levelaufbau machen die Kampagne zum Gähnmarathon, dessen einzige Motivation groteske Hinrichtungen und tiefe Ausschnitte zu sein scheinen.

Fazit

Wäre "Duke Nukem Forever" kein Vollpreisspiel sondern eine herunterladbare Reminiszenz an vergangene Glanztaten in einem Online-Store, wäre es einen nostalgischen Abend frei von Manieren wert. Doch so muss es sich mit dem heutigen Stand der Dinge messen. Dieses vor vielen Jahren gescheiterte Projekt verdeutlicht besser denn je zuvor, wie schnell die Videospielentwicklung vorangeschritten ist. Der Duke bleibt eine Ikone des Kuriositätenkabinetts, deren glorreiche Reinkarnation weiter auf sich warten lässt.

(Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 19.6.2011)